Beim Kampf gegen die Spielsucht geht jeder US-Bundesstaat seinen eigenen Weg

Posted on: 29/09/2019, 05:30h. 

Last updated on: 26/09/2019, 05:37h.

Seit der Legalisierung von Sportwetten im Mai 2018 können US-Bürger in einem guten Dutzend US-Bundesstaaten Wetten abschließen. Bei der Prävention der Spielsucht geht jeder Staat jedoch seinen eigenen Weg.

USA Karte Glücksspiel
Die US-Bundesstaaten beurteilen Glücksspiel sehr unterschiedlich (Bild: osga.com)

Individuelle Lösungsansätze der Staaten

Seit der Legalisierung haben Wettbüros bereits Umsätze in Höhe von über 10 Milliarden US-Dollar erzielt. Doch mit dem wachsenden Geschäft nimmt auch die Spielsuchtgefahr zu. Um den Kampf gegen sie zu finanzieren, setzen die einzelnen Staaten auf unterschiedliche Strategien.

Spielsucht in den USA

Der US-Organisation National Council on Problem Gambling NCPG [Seite auf Englisch] zufolge spielen etwa 15 % der Amerikaner mindestens einmal wöchentlich. Die NCPG schätzt, dass gut 2 % der US-Bürger spielsüchtig sind. Bezogen auf die Einwohnerzahl bedeutet dies, dass etwa 6 Millionen Erwachsene und 500.000 Teenager ein problematisches Glücksspielverhalten aufweisen.

In Arkansas müssen Lizenznehmer jährlich je 200.000 US-Dollar in einen Fonds einzahlen, dessen Gelder für die Behandlung Spielsüchtiger reserviert sind. Ähnlich sieht es im District of Columbia rund um die Hauptstadt Washington aus. Dort geht dieselbe Summe von den Steuerabgaben der Wettanbieter an Präventions- und Behandlungseinrichtungen.

Im Vergleich dazu kommen Buchmacher in Rhode Island günstiger weg: Hier werden lediglich 25.000 US-Dollar von jedem Anbieter verlangt. Auch in New Jersey meinen es die staatlichen Aufseher vergleichsweise gut mit den Anbietern: Die Gebühren für die Erteilung und Verlängerung einer Lizenz beinhalten bereits ihren Beitrag.

Doch es gibt auch Alternativen zu den festen Geldsummen. So gehen in Pennsylvania jeweils 0,2 % der Umsatzabgaben auf Sportwetten an einen Fonds zur Behandlung von problematischem Spielverhalten sowie an die staatliche Suchtberatung.

Neben den Anbietern gehören Bundesstaaten mit lizensiertem Wettgeschäft zu den großen Gewinnern der Legalisierung, denn sie verzeichnen durch die Abgaben der Buchmacher zusätzliche Steuereinnahmen in Millionenhöhe.

Auf diese Weise erzielen Staaten wie Nevada oder New Jersey schon jetzt dreistellige Millionenbeträge. Angesichts der Wachstumsprognosen für die Sportwettenbranche ist zu erwarten, dass diese Summen in den kommenden Jahren weiter stark steigen werden.

Dass die Abgaben auch höher sein können, zeigt Tennessee, wo 1 % des gesamten Wettumsatzes in staatliche Gesundheitsprogramme rund um das Glücksspiel fließen muss. Weitere 5 % der Steuereinnahmen müssen darüber hinaus in die Bekämpfung von spielsüchtigem Verhalten fließen. Damit ist Tennessee der Staat mit dem größten Anteil, der für die Bekämpfung und Linderung von Spielsucht reserviert ist.

Allerdings haben einige Staaten den Wettbüros bisher noch gar keine Vorgaben gemacht. Dazu zählen Delaware, Mississippi, Nevada, New Hampshire und West Virginia. Auch in Iowa gibt es bisher keine derartige Regelung. Dort wird jedoch darüber diskutiert, 0,25 % der 6,75 % betragenden Wettsteuer für den Kampf gegen die Spielsucht zu verwenden.

In Illinois, wo das Wettgeschäft vor Kurzem legalisiert wurde, gibt es ebenfalls keine festen Bestimmungen. Die Initiatoren des Gesetzes wollen jedoch in einem zweiten Schritt Gelder aus dem staatlichen Glücksspielfonds an die Gesundheitsbehörde weiterleiten, um die Behandlung Spielsüchtiger zu finanzieren.

Kritik an den niedrigen Hilfsprogrammen der Staaten

NCPG National Council on Problem Gambling
Spielschutz-Organisation NCPG (Bild: Twitter/NCPGambling)

Parallel zum Wachstum der Steuereinnahmen aus dem Wettgeschäft nimmt jedoch die Kritik von Organisationen zu, die sich dem Spielerschutz verschrieben haben. Sie fordern, dass auch die Staaten einen höheren Beitrag für das verantwortungsvolle Spiel leisten; schließlich seien sie ebenfalls Profiteure des noch jungen Geschäfts.

Die NCPG hat errechnet, dass die Staaten im Jahr 2016 insgesamt 73 Millionen US-Dollar für Maßnahmen gegen ein problematisches Spielverhalten aufgewendet haben. Im Vergleich zu 2013 entspricht dies zwar einer Steigerung von 20 %, die nach Ansicht der Kritiker jedoch zu gering ist.

Zudem schwanken die Hilfen zwischen den US-Staaten beträchtlich. So gab es zehn Staaten, die überhaupt keine Programme finanzierten. Auf der anderen Seite stand mit Kalifornien der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat, der 8,5 Millionen US-Dollar für die Spielsucht-Prävention ausgab.

Bei den Pro-Kopf-Ausgaben lag North Carolina mit 1 US-Cent pro Einwohner am Ende der zahlungswilligen Regionen. Der Ostküstenstaat Delaware führte das Ranking mit Ausgaben von 1,46 US-Dollar je Bürger an, während der Durchschnittsbetrag in den zahlenden Staaten 37 US-Cents betrug.

Es zeigt sich also, dass die Staaten auch beim Umfang der Hilfsmaßnahmen ihre eigenen Wege gehen. Somit hängt es für jeden Spieler vom Wohnort ab, inwieweit ihm im Falle von Problemen mit dem Glücksspiel geholfen wird.