In Japan gehen Milliarden in illegale Aus­lands­wetten im Sport

Posted on: 16/05/2025, 05:28h. 

Last updated on: 16/05/2025, 08:59h.

  • Über 6,4 Billionen Yen wurden 2024 aus Japan auf illegale Sportwetten-Plattformen gesetzt, 1 Billion Yen allein auf japanische Sportarten.
  • Symposium warnt vor wachsender Gefahr für Integrität im Sport.
  • Die Gefahr von Spielmanipulationen wächst mit dem globalen Wettvolumen auch in Japan.

Illegale Sportwetten im Ausland nehmen in Japan dramatisch zu. Wie ein neuer Bericht des Council for Sports Ecosystem Promotion auf einem Symposium am Mittwoch in Tokio zeigt, wurden im Jahr 2024 mehr als 6,4 Billionen Yen (44 Milliarden Dollar) aus Japan auf ausländische Sportwettenplattformen gesetzt, trotz geltendem Verbot. Rund 1 Billion Yen entfiel dabei auf Wetten auf japanische Sportereignisse, darunter verstärkt auf Baseball, Fußball und Basketball.

japanische Geldscheine
Japaner verlieren Millionen bei illegalen Sportwetten (Bild: Unsplash)

Mit dem exponentiellen Wachstum des globalen Online-Wettmarkts ist auch die Gefahr von Spielmanipulationen gestiegen. Zahlreiche Teilnehmer des Symposiums, darunter Politiker und ehemalige Profisportler, forderten daher striktere Maßnahmen. Damit sollen die internationale Zusammenarbeit und gesetzliche Anpassungen initiiert werden, um Athleten, Wettbewerbe und die Glaubwürdigkeit des Sports zu schützen.

Fehlendes Bewusstsein über die Illegalität von Sportwetten im Ausland

Der Bericht basiert auf Daten internationaler Anbieter aus Ländern, in denen Sportwetten legal sind. Neben den rund 1,02 Billionen Yen, die von in Japan lebenden Personen auf japanische Sportarten gesetzt wurden, flossen weltweit über 4,9 Billionen Yen in Wetten auf japanische Events. Allein Fußball, darunter die J-League, war Ziel von Wetten im Wert von fast 2,9 Billionen Yen.

Der Profibaseball verzeichnete das höchste illegale Inlands-Wettvolumen mit 528 Milliarden Yen, gefolgt vom Fußball mit 333 Milliarden und Basketball mit knapp 87 Milliarden Yen.

Im Vergleich zum illegalen Wettmarkt erzielten legale Sportlotterien in Japan im Haushaltsjahr 2024 lediglich 133,6 Milliarden Yen Umsatz. Glücksspiel ist in Japan grundsätzlich verboten und nur bei staatlich genehmigten Veranstaltungen wie Pferde- oder Motorbootrennen erlaubt.

Die Nutzung von Online-Casinos, auch wenn diese im Ausland legal betrieben werden, kann mit Geldstrafen oder sogar Haft geahndet werden. Im Jahr 2024 wurden in Japan rekordverdächtige 279 Personen wegen ihrer Beteiligung an Online-Wettseiten festgenommen. Ein Anstieg von rund 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aufgrund mangelnder Aufklärung über die Illegalität ausländischer Wettangebote nimmt der Zugang zu entsprechenden Plattformen rasant zu. Dies wird als gesellschaftliches Problem betrachtet.

Macolin-Konvention und Forderung nach konsequentem Handeln

Die Teilnehmer des Symposiums betonten die Dringlichkeit politischer Reformen. Diskutiert wurde unter anderem die Ratifizierung der Macolin-Konvention [Seite auf Englisch], eines internationalen Abkommens des Europarats zur Bekämpfung von Spielmanipulationen, das seit 2019 in Kraft ist. Japan gehört bislang nicht zu den Vertragsstaaten.

Toshikazu Yamaguchi, Präsident der Yomiuri Shimbun Holdings und Mitglied des Sportförderrats, erklärte:

Illegales Wetten breitet sich rasant aus, und wenn nichts unternommen wird, könnte die japanische Sportbranche ins Visier geraten.

Laut dem Rechtsanwalt Hironori Inagaki, geschäftsführender Direktor des Rats, sollen zeitnah neue nationale Strukturen geschaffen werden, um rechtliche Maßnahmen zu koordinieren und eine Grundlage für die Ratifizierung des Abkommens zu schaffen. Parallel sei geplant, die öffentliche Aufklärung zu intensivieren, denn viele Bürger wüssten nicht, dass Wetten auf ausländische Seiten in Japan illegal sind.

Japan ist längst Teil eines internationalen, weitgehend unregulierten Markts, der nicht nur steuerliche und juristische Lücken offenlegt. Zunehmend wird auch das Risiko für Fairness und sportliche Integrität wahrgenommen. Derzeit wird geschätzt, dass mehr als drei Millionen Menschen in Japan bereits Erfahrung mit Online-Glücksspielseiten haben. Die Gesetzeslage und die institutionelle Reaktion hinken dieser Entwicklung bislang hinterher.