Italien: Fußball ohne Gelder aus der Glücksspiel-Branche verloren?

Posted on: 03/08/2021, 12:40h. 

Last updated on: 03/08/2021, 12:41h.

Der italienische Profi-Fußball scheint tief in der Krise zu stecken. Wie italienische Medien Anfang der Woche berichtet haben [Seite auf Italienisch], habe sich der italienische Fußballverband (Federazione Italiana Giuoco Calcio; FIGC) mit einem Appellschreiben an die Regierung gewandt. Der Sport benötige dringend finanzielle Unterstützung, um die nächsten Jahre überstehen zu können.

Fußball Italien Flagge
Der italienische Fußballverband fürchtet um die Zukunft des Sports. (Bild: Pixabay)

Restriktionen verschiedener Art hätten den Fußball des Landes derart „in die Knie gezwungen“, dass die gesamte Branche kurz vor dem Aus stehe, schreibt der Verband. Nicht nur hätten die Folgen der Corona-Krise die Einnahmen dramatisch geschmälert, sondern auch das 2019 von der Regierung eingeführte Glücksspiel-Sponsoring-Verbot.

Da ein Ende etwaiger Corona-Restriktionen nach wie vor nicht in Sicht sei, solle die Regierung zumindest das zusätzlich belastende Sponsoring-Verbot aussetzen, so die Forderung des Verbandes. Die FIGC schlägt vor, den Clubs für die nächsten zwei Saisons zu gestatten, Werbe-Partnerschaften mit Glücksspiel-Anbietern einzugehen, um ihre Kassen wieder etwas aufzufüllen.

Letztendlich profitiere davon nicht nur der Fußball selbst, sondern auch die wirtschaftlich mit ihm verknüpften Industrien und damit letztendlich auch der Staat. Der Präsident des Verbandes, Gabriele Gravina, sagt:

Wir stehen an einem Scheideweg, wir müssen jetzt schnell handeln, um zu verhindern, dass die Krise innerhalb des Profifußballs die Clubs dazu zwingt, ihre Aktivitäten einzustellen und damit den gesamten Sport sowie die 12 mit ihm verbundenen Wirtschaftssektoren […] in die Knie zwingt, was für den Staat einen immensen Rückgang der direkten und indirekten Steuereinnahmen zur Folge hätte.

Für jeden Euro, den die Regierung in den Fußball investiere, erhalte sie am Ende der Systemkette 17,30 Euro in Form von Steuerzahlungen zurück und das Bruttoinlandsprodukt werde gesteigert. In den letzten dreizehn Jahren habe allein der Fußball dem Staat 14 Mrd. Euro an Steuern eingebracht.

Buchmacher sollen Fußball finanzieren

Neben der Aufhebung des Sponsoring-Verbotes fordere der Verband zudem, dass der 2020 beschlossene sogenannte „Fonds zur Rettung des Sports“ [Fondo Salva Sport] effektiv umgesetzt werde. Die Regierung hatte den Fonds im Mai letzten Jahres konzipiert, um den Fußball an den Einnahmen aller Wettanbieter im Land teilhaben zu lassen.

Um den Fonds zur Rettung des Sports zu füllen, sollten alle Buchmacher Italiens unabhängig ihrer Größe und ihres wirtschaftlichen Erfolges seit November letzten Jahres 0,5 % ihrer Nettoeinnahmen abgeben. Dadurch sollten pro Jahr zusätzliche Steuereinnahmen von 50 Mio. Euro entstehen, die direkt in den Erhalt der Sportindustrie fließen sollten. Italienischen Medienberichten zufolge seien zahlreiche Wettanbieter der Forderung noch immer nicht nachgekommen. Die Zusatzsteuer sei insbesondere für kleinere Buchmacher sowie für die Betreiber von Wettbörsen nicht tragbar. Betfair Exchange habe aus diesem Grund seinen Betrieb in Italien sogar dramatisch herunterfahren müssen.

Gravina appelliere nun an die Regierung, ihr Versprechen der verpflichtenden finanziellen Unterstützung durch die Wettanbieter einzuhalten. Darüber hinaus sei es nötig, den Prozentsatz der Abgaben von 0,5 auf 1 % zu erhöhen, um den Sport vor dem baldigen Aus zu bewahren.

Unter den Buchmachern, die sich bereits kollektiv gegen die geforderten 0,5 % aufgelehnt hatten, dürfte die neue Forderung für weitere Empörung sorgen. Ob die Regierung jedoch auf diese überhaupt reagieren wird, bleibt fraglich.