Großbritannien plant Pflicht­abgabe für Glücksspiel­unternehmen

Posted on: 17/10/2023, 10:58h. 

Last updated on: 17/10/2023, 10:58h.

Spielerschützer und Suchtkliniken fordern in Großbritannien schon länger eine stärkere Beteiligung von Glücksspielunternehmen an den Kosten der Behandlung Spielsüchtiger. Bislang haben die Glücksspielanbieter hierfür eine freiwillige Abgabe geleistet. Damit soll jetzt jedoch Schluss sein. Die Regierung plant stattdessen die Einführung einer Pflichtabgabe.

Betfred, Wettbüro in London
Stationäre Casinos und Wettbüros sollen in Großbritannien eine geringere Pflichtabgabe zahlen als Online-Anbieter. (Bild: Flickr/Alan Stanton; CC BY-SA 2.0 DEED)

Das Ministerium für Kultur, Medien und Sport (DCMS) erklärte am Dienstag, eine derartige Pflichtabgabe bringe jährlich rund 100 Mio. GBP (rund 115 Mio. EUR) an Mitteln in das Gesundheitssystem ein. Hauptbeauftragter für die Spielsucht-Behandlung solle dabei der nationale Gesundheitsdienst NHS werden.

Zu den Gründen für die geplante Pflichtabgabe heißt es in der Pressemitteilung des DCMS [Seite auf Englisch]:

Derzeit tragen nicht alle Glücksspielunternehmen gleichermaßen zur bestehenden freiwilligen Abgabe bei, wobei einige Betreiber nur 1 GBP für Forschung, Prävention und Behandlung zahlen. Die Regierung handelt daher, um sicherzustellen, dass alle Anbieter ihren gerechten Beitrag leisten.

Höhere Abgabe für Online-Glücksspielanbieter vorgesehen

Die geplante Gebühr soll allerdings nicht für alle Glücksspielanbieter gleich ausfallen. Stationäre Wettbüros und Casinos sollen eine Abgabe in Höhe von 0,4 % ihrer Bruttospieleinnahmen leisten. Für Online-Glücksspielanbieter dagegen solle eine Gebühr von 1 % fällig werden.

Als Grund für die unterschiedliche Belastung verwies das DCMS auf eine Studie des NHS. Diese zeige auf, dass von einigen Online-Glücksspielen eine höhere Spielsuchtgefahr ausgehe.

Auf die steigende Nachfrage an Spielsucht-Behandlungsmöglichkeiten reagierte der NHS in den vergangenen Monaten bereits mit der Eröffnung weiterer Spezialkliniken in ganz Großbritannien. So hatte der Gesundheitsdienst im Juli angekündigt, sieben Spielsuchtkliniken zu eröffnen. Diese sollen das Angebot der bereits vorhandenen Kliniken in London, Leeds, Newcastle, Manchester, Southampton, Stoke-on-Trent und Telford ergänzen.

Glücksspiel-Branchenverband befürwortet Pflichtabgabe in Großbritannien

Der britische Glücksspielverband Betting & Gaming Council (BGC) befürwortet sowohl die verpflichtende Abgabe als auch die geplante Staffelung. Die stationären Glücksspieleinrichtungen würden sich nach der Corona-Pandemie nur schwer erholen und müssten daher geringer belastet werden.

Für eine Pflichtabgabe, so betonte der BGC in einer Stellungnahme, habe sich der Branchenverband bereits vor Längerem ausgesprochen. Allerdings sollte diese für alle Betreiber gelten und somit auch für die Nationallotterie verpflichtend werden.

Lottospieler seien insbesondere bei Produkten wie Rubbellosen und Sofortgewinnspielen keineswegs vor der Spielsucht gefeit. Ob die Regierung dieser Forderung nachkommen wird, bleibt allerdings abzuwarten.