Spielsucht und Kriminalität: GamCare erhält Fördermittel für neues Hilfsprojekt

Posted on: 02/04/2021, 09:51h. 

Last updated on: 02/04/2021, 09:51h.

Die britische Spielsucht-Hilfsorganisation GamCare will sich verstärkt für Spielsucht-Aufklärung im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen einsetzen. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in der Grafschaft Hertfordshire soll die Organisation nun finanzielle Förderung für ein entsprechendes nationales Hilfsprojekt erhalten.

Gefängnis Halle Treppe
GamCare klärt über Zusammenhänge von Spielsucht und Straftaten auf (Bild: Pixabay)

Wie die Organisation am Mittwoch auf ihrer Webseite erläutert hat [Seite auf Englisch], habe die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission ihr die entsprechenden Fördergelder zugesprochen. Die Kommission verpflichtet ihre Lizenznehmer unter anderem, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einnahmen für derartige Spielerschutz-Zwecke zu spenden.

Spielsucht und Straftaten – ein Teufelskreis?

Laut GamCare sei den Zusammenhängen zwischen Spielsucht und Kriminalität bislang nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt worden. Straftäter erhielten daher oft nicht die nötige Unterstützung. Diese sei jedoch dringend nötig, da sich beide Faktoren, Glücksspielsucht und Straftaten, oft gegenseitig begünstigten.

Spielsüchtige sähen oftmals keinen anderen Ausweg, als ihre Sucht oder auch dadurch entstandene Spielschulden durch kriminelle Aktivitäten, bspw. Diebstahl, Betrug oder Finanzmissbrauch zu finanzieren. Erhielten Straftäter dann keine ausreichende Aufklärung oder Hilfsangebote, könne sich die Spielsucht noch verstärken, was wiederum zu neuer Straffälligkeit führen könne.

Das zweijährige Pilotprojekt in der Grafschaft Hertfordshire (Hertfordshire Problem Gambling Project), welches im September 2020 abgeschlossen worden sei, sei ein erster Erfolg gewesen. Zu Beginn habe das GamCare-Team insgesamt einen beachtlichen Rückstand innerhalb des Strafjustizsystems in puncto Spielsucht-Bewusstsein feststellen müssen.

Es sei zum Teil schwierig gewesen, die Berufsgruppen, die direkt mit Straftätern zu tun haben, zur aktiven Einbringung in das Projekt zu bewegen. Letztendlich seien 167 Straftäter auf Spielsucht „untersucht“ worden. Dabei seien 27 Personen mit problematischem Spielverhalten identifiziert worden. 23 davon seien bereit gewesen, sich weiter betreuen zu lassen, 7 hätten eine Therapie beginnen können.

Die Aufklärungsarbeit müsse daher dringend auf allen Ebenen des Strafjustizsystems erfolgen. So sei es von größter Bedeutung, dass auch Polizisten, Staatsanwälte, Richter, Gefängnispersonal und Vollzugsbegleiter auf das Thema Spielsucht und deren Implikationen sensibilisiert werden.

Verbesserungsbedarf im ganzen Land

Die Ergebnisse des Projektes in Hertfordshire hätten bestätigt, wie wichtig die Arbeit mit Straftätern, bzw. dem Personal innerhalb des Strafjustizsystems sei. Auch hätten Daten aus der GamCare-Telefonseelsorge gezeigt, dass gut 5 % der Hilfesuchenden mit Kriminalität in Berührung gekommen seien.

Die Dunkelziffern seien jedoch vermutlich viel höher, da viele Straftaten Spielsüchtiger oft nicht sofort oder auch gar nicht aufgedeckt werden könnten. Umfragen unter Inhaftierten hätten bestätigt, dass Spielsucht ein ernst zu nehmendes Problem sei.

Laut Anna Hemmings, CEO von GamCare, bestehe jedoch Hoffnung:

Mit unserem Einsatz in Hertfordshire haben wir bewiesen, dass diese Arbeit skalierbar ist und positive Auswirkungen auf all jene Menschen innerhalb des Strafjustizsystems haben kann, die durch Spielsucht geschädigt wurden. Ich freue mich darauf, wie sich diese Arbeit in England, Schottland und Wales entwickeln wird.

Auch die UK Gambling Commission lobt das Projekt. Wie CEO Tim Miller erläutert, trage die Arbeit der GamCare dazu bei, die Ziele der nationalen Anti-Spielsucht-Strategie zu erreichen. Die Behörde freue sich daher, das Projekt zu finanzieren.