Estland senkt Online-Glücksspielsteuer bis 2028 auf 4 %
Posted on: 10/06/2025, 04:55h.
Last updated on: 09/06/2025, 06:51h.
- Estland senkt die Glücksspielsteuer schrittweise bis 2028 auf 4 Prozent, um internationale Anbieter anzuziehen.
- Neue Fonds fördern Sport und Kultur mit Einnahmen aus dem Online-Glücksspiel.
- Premierministerin Kaja Kallas verbleibt bei strengen Werberegeln und mehr Verantwortung der Anbieter.
Estland hat einen Reformkurs für die Besteuerung des Glücksspiels eingeschlagen. Laut Koalitionsvertrag zwischen der Reformpartei und Eesti 200 soll die Remote-Glücksspielsteuer in Estland schrittweise gesenkt werden. Bis 2028 soll der Steuersatz auf 4 Prozent sinken. Zugleich entstehen neue Fonds zur Förderung von Sport und Kultur.

Bereits 2024 wurden im Zuge einer umfassenden Steuerreform die Abgaben für Glücksspielanbieter erhöht. So stieg die Glücksspielsteuer in Estland von 5 auf 6 Prozent der Nettoeinsätze. Auch Lotterien und Sportwetten wurden teurer. Zunächst war geplant, den Steuersatz bis 2026 auf 7 Prozent zu erhöhen.
Nach Kritik aus der Branche nahm die Regierung jedoch Abstand davon. Anbieter warnten davor, dass zu hohe Abgaben neue Lizenzanträge aus dem Ausland verhindern könnten. Nun plant die Regierung eine Gegenbewegung.
Die Remote Gambling Tax soll jährlich um 0,5 Prozentpunkte reduziert werden, um 2028 die Zielmarke von 4 Prozent zu erreichen.
Diese Maßnahme betrifft insbesondere Internet-Casinos und Online-Sportwetten und soll Estland im internationalen Vergleich steuerlich attraktiver machen. Die Regierung erwartet, dass sich die jährlichen Steuereinnahmen von derzeit rund 22 Millionen Euro auf 50 bis 60 Millionen Euro mehr als verdoppeln werden. Grund ist der erwartete Zuzug internationaler Glücksspielanbieter, die durch die günstigeren Rahmenbedingungen angezogen werden.
Im Gegenzug wird ein nationaler Fonds eingerichtet, der aus den Einnahmen des Online-Glücksspiels finanziert wird. Die Mittel sollen gezielt in sportliche Großprojekte fließen, die vom Estnischen Olympischen Komitee priorisiert werden. Damit soll die Steuer nicht nur fiskalisch wirken, sondern auch zur Entwicklung nationaler Infrastruktur beitragen.
Privates Engagement für Sport und Kultur
Ein zweiter Fonds soll privates Kapital für Kultur und Sport mobilisieren. Hierbei werden 20 Prozent der zusätzlichen Steuereinnahmen als Anreiz für Unternehmensspenden genutzt. Der Staat beteiligt sich mit einem Drittel, Firmen tragen die restlichen zwei Drittel. Voraussetzung für die Förderung ist der Status als steuerbefreite Non-Profit-Organisation.
Estlands Regierung setzt ihren Kurs strenger Glücksspielregulierung fort. Bereits 2024 wurden Werbeverbote gegen prominente Gesichter, risikofreie Wetten und jugend-gerichtetes Marketing eingeführt. Zuständig für die Durchsetzung ist die Verbraucherschutzbehörde TTJA. Zwar sammelt das Finanzministerium Rückmeldungen zur neuen Steuerstruktur, doch Werbebeschränkungen stehen nicht zur Debatte. Die Regierung von Premierministerin Kaja Kallas verfolgt das Ziel, Glücksspiel wirtschaftlich tragfähig zu halten und gleichzeitig zum Gemeinwohl beizutragen.
Die Koalition verfolgt damit eine Doppelstrategie. Zum einen wird der Markt durch klare Vorgaben wie Werbebeschränkungen kontrolliert. Zum anderen sollen Anbieter als Beitragszahler zur Gesellschaft sichtbar werden.
Mit der geplanten Steuerreform und einer liberalen Regulierung positioniert sich Estland zunehmend als attraktiver Standort für internationale Glücksspielanbieter. Schon heute stammt ein Großteil der estnischen Steuereinnahmen aus dem Online-Glücksspiel von Anbietern, die außerhalb des Landes aktiv sind. Zwischen 2013 und 2022 verdoppelten sich die Einnahmen von 21 auf 48 Millionen Euro. Ein Ergebnis der strategischen Öffnung für ausländische Betreiber.
Trotz freiheitlicher Grundhaltung setzt Premierministerin Kaja Kallas auf eine Balance zwischen Marktwirtschaft und sozialer Verantwortung. Die geplanten Gesetzesänderungen müssen diesen Anspruch deutlich widerspiegeln.
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