Dänemark will Werbung für Sportwetten während Live-Übertragungen verbieten

Posted on: 30/01/2019, 10:36h. 

Last updated on: 30/01/2019, 02:10h.

Anbietern von Sportwetten könnten in Dänemark schwere Zeiten bevorstehen, denn in dem Land wird ein Verbot der Schaltung von Anzeigen während der Live-Übertagung von Sportereignissen diskutiert.

Fußballspiel
Bald keine Sportwetten-Werbung mehr bei Live-Spielen? (Bild: Wikipedia)

Derzeit können dänische Fernsehzuschauer den Sportwetten-Clips kaum entgehen. Sie werden bei so gut wie jedem Live-Spiel mit der Werbung von Wettbüros konfrontiert, weshalb auch Kinder und Jugendliche den Angeboten der Buchmacher immer stärker ausgesetzt sind.

Die Initiative kommt aus der Glücksspielbranche

Doch dieser Zustand könnte sich bald ändern. Zumindest wenn es nach Meinung von Niels Erik Folmann, Geschäftsführer von Dänemarks nationalem Lotterieanbieter Danske Spil, geht. Er regte jetzt ein generelles Verbot der Werbeclips während Sportübertragungen im dänischen Fernsehen an.

Bemerkenswert ist, dass damit ein Vertreter der dänischen Glücksspielindustrie von sich aus die Initiative zum Stopp der Werbung startet. In einem Interview sagte Danske Spil-Direktor Niels Erik Folmann der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten:

“Wir denken, dass wir inzwischen an einem Punkt angelangt sind, an dem es Sinn macht zu diskutieren, ob wir die Zuschauer die Spiele in Ruhe genießen lassen sollten. Unsere Werbebotschaft können wir auch zu einem anderen Zeitpunkt verbreiten.”

Ein Grund für die Aktivität von Niels Erik Folmann könnte darin liegen, dass die Branche vor wenigen Wochen dazu aufgefordert worden war, ethische Standards für ihre Geschäftspraktiken einzuführen. Diese Standards sollen im Laufe des Frühjahrs veröffentlicht werden.

Zustimmung von Politikern

Danske Spil-Chef Niels Erik Folmann
Niels Erik Folmann (Bild: sbtech)

Politiker diverser Parteien unterstützen die Initiative des Danske Spil-Chefs. So zeigten sich sowohl Sprecher der oppositionellen Socialistisk Folkeparti als auch der linksliberalen Regierungspartei Radikale Venstre bereit, einen derartigen Bann im Parlament zu diskutieren.

Nach ihren Aussagen sei es durchaus vorstellbar, dass ein Gesetz zum Verbot der TV-Werbung eingebracht werden könnte, wenn sich die Glücksspielanbieter nicht selbst zu einer Einstellung dieser Aktivitäten entschlössen.

In Großbritannien hatten in einem vergleichbaren Fall öffentliche Überlegungen von Politikern zu einem eventuellen Verbot dazu geführt, dass sich die Buchmacher zu einer freiwilligen Regelung entschlossen.

Dänemark reguliert auch das Online Glücksspiel

Die Überlegungen zum Werbeverbot sind nur ein Teil des verschärften Vorgehens der dänischen Glücksspielaufsicht Spillemyndigheden. Die Behörde geht seit Jahren rigoros gegen Online Casinos vor, die ihre Spiele in Dänemark ohne Lizenz anbieten.

Glücksspiel in Dänemark
In dem skandinavischen Land ist Online Glücksspiel seit 2012 staatlich reguliert. Seitdem dürfen nur noch Unternehmen mit einer dänischen Lizenz ihre Online Casinos und Sportwetten-Seiten im Internet anbieten. Im Unterschied zu ähnlichen Lösungen in anderen Staaten ist die Gesamtzahl der Lizenzen nicht reglementiert.

Darüber hinaus sind die mit einer Lizenz ausgestatteten Firmen relativ frei bei der Auswahl ihres Angebotes. Dafür werden Unternehmen, die illegal und ohne Lizenz in Dänemark aktiv sind, vom Gesetzgeber strikt verfolgt und bestraft.

Wer gegen die Regulierungen verstößt, wird von der Aufsicht geblockt und juristisch belangt. Auf diese Weise ist es der Regulierungsbehörde in Zusammenarbeit mit der Justiz 2018 gelungen, die illegalen Aktivitäten in Dänemark weiter einzudämmen. Diesen Erfolg gab Spillemyndigheden in ihrem Anfang Januar veröffentlichten Jahresbericht über das illegale Glücksspiel bekannt.

Doch auch die lizensierten Online Casinos werden von den strikten Maßnahmen nicht verschont. So fordern dänische Politiker aller Parteien immer wieder, die Attraktivität des Glücksspiels zu senken, indem beispielsweise die weit verbreiteten Bonusangebote eingeschränkt werden sollen.

Der jetzt diskutierte Bann von Sportwetten-Werbung während live übertragenen Spielen passt von daher gut in die Strategie der Regierung zur Regulierung des Glücksspiels in Dänemark.

Vorbild Großbritannien

Die aktuell in Dänemark diskutierten Maßnahmen sind in Großbritannien bereits ansatzweise umgesetzt. So protestieren Politiker und Glücksspielaufsicht bereits seit Jahren gegen die zunehmende Werbepräsenz der Sportwetten-Anbieter.

Auch dort ist es besonders die Schaltung von Spots während im TV übertragenen Live-Spielen, die den Kritikern ein Dorn im Auge sind. Für die Sender ist dies ein einträgliches Geschäft, schließlich sind die Live-Spiele von Fußball und Co. für die Buchmacher ein höchst attraktives Werbeumfeld, für das sie entsprechend bezahlen.

Tatsächliche Umsetzung schwierig

Wettbüros in Großbritannien
Britische Buchmacher als Vorbild? (Bild: Wikipedia)

Die Realität sieht allerdings anders aus: Obwohl bereits im letzten Sommer zwischen Buchmachern und TV-Sendern vereinbart wurde, bei Live-Übertragungen keine Sportwetten-Angebote mehr auszustrahlen, wurden trotzdem Hunderte von Spots gezeigt.

Nach einer von der britischen Tageszeitung Daily Mail veröffentlichten Untersuchung wurden allein zwischen dem 21. Dezember 2018 und dem 3. Januar über 2019 über 250 Werbeeinblendungen gezählt. Damit wurden durchschnittlich 16 Spots pro Live-Partie geschaltet. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum kommt dies einer Steigerung um knapp ein Drittel gleich.

Als Reaktion auf die Untersuchung versprachen die Buchmacher Anfang Januar, künftig auf die Schaltung von Werbeclips in dem Umfeld zu verzichten. Künftig sollen deshalb ab fünf Minuten vor Spielbeginn bis fünf Minuten nach Ende der Partie keine TV-Spots mehr über die Bildschirme flimmern.

Die Realität wird zeigen, inwieweit der von den britischen Sportwetten-Anbietern selbstauferlegte Verzicht tatsächlich umgesetzt wird. Nicht nur deshalb ist es nach Auskunft von Per Marxen, Pressesprecher beim Sportwetten-Anbieter Unibet in Dänemark, noch zu früh, um Schlüsse aus dem britischen Werbeverbot zu ziehen. Allerdings zeige sich sein Unternehmen durchaus bereit, sich mit der Frage eines freiwilligen Verzichts auseinanderzusetzen.