Wollte aus­trali­scher Wett­an­bieter Beschwerde mit 25.000-Dollar-Zahlung stoppen?

Posted on: 03/06/2025, 04:03h. 

Last updated on: 02/06/2025, 10:16h.

  • Junger Mann aus Australien lehnt 25.000-Dollar-Angebot zum Rückzug seiner Beschwerde ab.
  • Einzelfall wirft Fragen zu Branchenpraktiken auf. 
  • Vergleichbare Angebote könnten genutzt werden, um Betroffene zum Schweigen zu bringen.

Einem Mann aus Melbourne, Australien, sollen von einem Glücksspielunternehmen 25.000 australische Dollar angeboten worden sein. Dafür sollte er Berichten zufolge seine Beschwerde bei der Regulierungsbehörde zurückziehen. Außerdem sollte er sich zur Verschwiegenheit verpflichten und die Firma gegen mögliche mediale Folgen absichern. Verbraucherschützer zeigen sich alarmiert.

Straßenszene Melbourne
Das Glücksspielunternehmen bot dem Mann 25.000 Dollar (Bild: Unsplash/Weyne Yew)

Der 23-jährige Gordon Burns hat 2024 eine Beschwerde bei der Northern Territory Racing and Wagering Commission (NTRWC) eingereicht. In seiner Aussage beschreibt er massive Einzahlungen bei zwei Wettanbietern. Darunter 120.000 Dollar in nur 17 Minuten sowie das völlige Ausbleiben von Überprüfungen durch die Anbieter. Dabei verpflichtet die Behörde lizenzierte Anbieter zur Reaktion auf sogenannte „Red Flags“, wie auffällige Einzahlungs-Frequenzen.

Regulierungsbehörde, Schweigeklauseln und Kritik

Wenige Tage nach seiner Beschwerde habe Burns eine WhatsApp-Nachricht vom Mutterkonzern der Wettanbieter erhalten. Kurz darauf sei ihm ein Vergleichsangebot unterbreitet worden. 25.000 Dollar, wenn er die Beschwerde bis zum Tagesende zurückziehe und auf weitere Schritte bei Regulierungsbehörden verzichte.

Zudem sollte Burns dem Unternehmen eine umfassende Freistellung gewähren, inklusive Schutz vor negativer Berichterstattung. Die Amused Group selbst äußerte sich nicht zu den konkreten Vorwürfen. Betont wurde jedoch, dass mit Beschwerden verantwortungsvoll umgegangen werde. Auch alle rechtlichen Vorgaben würden eingehalten.

Ein Sprecher der Amused Group erklärte, dass Vertraulichkeitsklauseln in vielen Branchen üblich seien, um abschließende Einigungen zu ermöglichen. Auch die Privatsphäre aller Beteiligten bei einem Streitfall sei somit geschützt.

Sie sind nicht dazu gedacht, Personen zum Schweigen zu bringen oder die Aufsicht durch Regulierungsbehörden zu umgehen. Tatsächlich tragen solche Klauseln häufig dazu bei, komplexe und sensible Angelegenheiten ohne langwierige und konfrontative Verfahren zu lösen.

Laut der Verbraucherschutzorganisation Consumer Action Law Centre sind Vergleichsangebote mit Schweigeklauseln zwar branchenüblich- Sie könnten aber genutzt werden, um Betroffene zum Schweigen zu bringen.

Die Alliance for Gambling Reform aus Australien kritisiert ebenfalls die Praxis. Sie untergrabe das Beschwerdesystem und stelle Betroffene vor schwierige Entscheidungen. Auch Spielerschutz stehe im Schatten.

Auch Lauren Levin befasst sich seit Jahrzehnten mit den Folgen der Glücksspielindustrie. Sie betont, dass in den meisten Fällen das Angebot von schnellem Geld für Menschen in finanziellen Notlagen als überwältigend empfunden wird.

Burns lehnt Geldangebot ab, Verfahren läuft weiter

Burns entschied sich gegen das Angebot. Er will, dass der Regulierer prüft, weshalb seiner Ansicht nach offensichtliche Warnsignale ignoriert wurden:

Die 25.000 Dollar könnten mir helfen, aber sie helfen nicht dem nächsten, der leidet.

Laut NTRWC hindere ein Vergleich die Behörde nicht daran, bei schwerwiegenden Vorwürfen Ermittlungen aufzunehmen. Es gebe mehrere Fälle, in denen trotz Rücknahme einer Beschwerde Lizenznehmer diszipliniert wurden.

Der Fall Gordon Burns weist auf die problematische Schnittstelle zwischen Verbraucherschutz und den Praktiken großer Glücksspielunternehmen hin. Nicht nur in Australien.

Vergleichsangebote mit Vertraulichkeitsklauseln sind in vielen Branchen üblich. Im Kontext von Spielsucht und potenziellem regulatorischem Fehlverhalten werfen sie jedoch ernste Fragen auf.

Beschwerden durch finanzielle Anreize und Schweigeverpflichtungen zu stoppen, ist mit Risiken verbunden. Zum einen besteht die Gefahr, dass strukturelle Missstände nicht aufgeklärt werden. Zum anderen könnten der Spielerschutz sowie die Marktintegrität durch außergerichtliche Vergleiche untergraben werden.