Chaos im Fußball: Ist die Champions League bald Geschichte?
Posted on: 25/03/2019, 01:00h.
Last updated on: 25/03/2019, 01:05h.
Am Wochenende enthüllte die Bild erste konkrete Pläne über die neue Super League, deren Einzelheiten derzeit zwischen der UEFA und der European Club Association verhandelt würden. Die neusten Enthüllungen zeigen vor allem eines: es beginnt ein massiver struktureller Wandel im Weltfußball.
Super League statt Champions League
Was sich derzeit hinter verschlossenen Verhandlungstüren von UEFA und anderen nationalen und internationalen Fußballverbänden abspielt, dürfte bei vielen Fußball-Fans auf Widerstand stoßen. Die Champions League soll abgeschafft werden und die sogenannte „Super League“ an ihre Stelle treten.
Erstmals ausgetragen werden soll die „neue Königsklasse“ bereits im Jahr 2024. Der Aufbau könnte dabei sehr dem der Nations League ähneln, denn geplant sei ein Drei-Ligen-System mit Auf- und Abstiegsmöglichkeiten.
Dabei würden 32 Teams in vier Achtergruppen innerhalb der Liga A gegeneinander antreten. Das würde für jedes Team mehr als die doppelte Anzahl der bisherigen Gruppenspiele bedeuten, was im ohnehin vollen Fußball-Terminkalender ein großes Problem darstellen könnte.
Die vier besten aus jeder Gruppe (16 Teams) würden dann in K.O.-Spielen um den Meisterschaftstitel spielen, wie es auch in der derzeitigen Champions League gehandhabt wird.
Der tatsächliche Abstieg würde nur den jeweils zwei oder drei letzten Clubs jeder der vier Gruppen drohen. Diese müssten dann Relegationsspiele gegen die besten der darunterliegenden Liga B bestreiten, wären aber somit immer noch Teil der Super League.
Dadurch wären fast alle Teams innerhalb der Super League geradezu unantastbar, denn anders als in der derzeitigen Champions League würden sich nicht mehr automatisch die Top Positionierten aus Bundesliga, Premier League und Co. für die Super League qualifizieren.
Was wird aus der Europa League?
Auch die Europa League wird aktuell umgestaltet und ab der Saison 2021/22 erstmals zweigeteilt. Die „normale“ Europa League soll dabei weiterhin mit der neuen Super League verknüpft sein und den teilnehmenden Teams die Möglichkeit der Super League Qualifikation bieten.
Die Europa League 2 hingegen wird direkt darunter stehen und soll den Teams kleinerer Fußballnationen die Möglichkeit geben, in einem namhaften internationalen Turnier anzutreten und einen Titel zu holen.
Bundesliga verliert an Bedeutung
Doch welche Auswirkungen könnte das neue Turnier auf die Bundesliga haben? Die Aussicht auf einen Platz in der Champions League war bisher für viele Clubs eine besondere Motivation, sich innerhalb der eigenen nationalen Meisterschaft bis ganz nach oben zu spielen.
Die Super League jedoch soll ein geschlossener Kreis für die reiche Fußball-Elite werden. Selbst wenn ein Team also einen sagenhaften Aufstieg innerhalb der nationalen Tabelle schafft (wie beispielsweise Schalke in der Saison 17/18), bestünde keine Chance, in der Super League mitzumischen.
Besonders eingesetzt für das neue Format haben sich Top-Clubs aus Spanien, Italien und Frankreich. Das Hauptargument dieser Teams sei, dass man auf die vielen obligatorischen „bedeutungslosen Spiele“ verzichten wolle.
Gemeint sind Spiele zwischen Teams, deren Sieg fast immer garantiert ist, gegen schwächere Mannschaften, die schon im Vorfeld keine Chance haben. Dies betreffe sowohl die Nationalligen als auch die bisherige Champions League.
Georg Pangl, der Generalsekretär des Verbunds der europäischen Fußball-Ligen, erklärte dazu:
Die Tabellen sind schon jetzt in vielen Ligen zementiert, die Meister jedes Jahr dieselben, auch in der Bundesliga. So wird der Fußball endgültig an die Wand gefahren.
Aufgrund der Vorhersagbarkeit vieler Spiele seien diese weniger attraktiv als Begegnungen zwischen zwei Fußball-Giganten. Das neue Format, in dem nur noch die besten Clubs untereinander spielen, könnte daher für höhere Zuschauerzahlen und dadurch für deutlich höhere Einnahmen sorgen.
Auch für die Buchmacher und Wetter könnte die neue Liga interessant sein, denn die Wettquoten müssten völlig neu bedacht werden und wären potentiell großen Schwankungen ausgesetzt. Dort wo es keine „offensichtlichen Sieger“ mehr gibt, bestünde auch ein völlig neues Potential für spezifischere Wetten auf einzelne Spieler oder präzise Spielverläufe.
Aktuell stellt sich jedoch auch die Frage nach dem Sendeplatz. Geplant seien die neuen Super League Spiele nämlich für das Wochenende, mit dem Sonntag als Hauptspieltag. Dies würde sich maßgeblich mit Spielen aus Bundesliga, Premier League und Co. überschneiden.
Während Schalke-Finanzvorstand Peter Peters bereits ankündigte, sich gegen alles zu wehren, was „die Werthaltigkeit der Bundesliga beschädigen“ könnte, sprach auch DFL-Chef Christian Seifert in Bezug auf die Wochenendspiele von einer „roten Linie“.
Während die großen Fußballfunktionäre nun weiterhin im Verborgenen verhandeln, werden es aber letztendlich die Fußballfans sein, die auf die Pläne reagieren müssen. Denn durchsetzen wird sich das neue Format nur dann können, wenn die Fußballfans auch wirklich einschalten und bereit sind, bei der nationalen Liga Abstriche zu machen.
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