Macau: Glücksspiel- und Gewaltdelikte auf dem Vormarsch

Posted on: 19/05/2019, 05:30h. 

Last updated on: 17/05/2019, 05:12h.

Macaus Sicherheitsminister Wong Sio Chak hat am Donnerstag auf einer Pressekonferenz die Kriminalitätsstatistik für das 1. Quartal 2019 vorgestellt. Laut dem Bericht fiel die Zahl der Bagatellvergehen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie im Vergleich zum Vorjahr, während die Zahl der Glücksspiel- und Gewaltdelikte deutlich zunahm.

Casinos Macau
Macaus spektakuläre Casino-Architektur zieht Millionen Besucher jährlich an. (Quelle: pxhere)

Die allgemein als sicher geltende Sonderverwaltungszone kämpfe vor allem mit einer Vielzahl von Entführungen. Allein ihre Anzahl sei im Jahr-für-Jahr-Vergleich um ganze 34 % gestiegen. Alarmierend sei auch das Ausmaß an Verbrechen mit Glücksspielbezug. Sie erlebten je nach Deliktsart eine Zunahme um bis zu 25,5 %.

Rückläufig sei hingegen die Zahl derer, die sich an Diebstahl, Drogenkonsum und Brandstiftung beteiligten.

Die Straftaten mit Glücksspielbezug

Für Touristen und lokale Glücksspielunternehmen ist besonders die Zahl der Straftaten mit Glücksspielbezug von Belang. Schließlich kommen jährlich Millionen von Reisenden in das asiatische Zockerparadies, um in einer sicheren Umgebung spielen zu können.

Unter Straftaten mit Glücksspielbezug werden all jene Delikte zusammengefasst, die entweder in einem Casino oder in dessen unmittelbarer Nähe begangen werden. Zwischen Januar 2019 und März 2019 seien dies insgesamt 438 Verdachtsfälle gewesen. Häufigstes Verbrechen sei der Handel mit Wucherkrediten, der in den letzten 12 Monaten um ganze 37,3 % zugenommen habe.

Macaus prominente Glücksspiel-Prozesse

Macau erlebte in den letzten Jahren einige aufsehenerregende Glücksspiel-Prozesse. Der wohl prominenteste Fall drehte sich um die angeblich illegalen Wettgeschäfte des malaysischen Pokerprofis und Geschäftsmannes Paul Phua (55).

Die Staatsanwaltschaft bezichtigte den High Stakes-Spieler und 14 Mitangeklagte, während der Fußball-WM 2014 illegale Wetten im Wert von 147 Millionen US-Dollar (ca. 129 Millionen Euro) platziert zu haben. Phuas Anwälte, die stets auf das rechtswidrige Vorgehen der Polizei gegen ihren Mandanten hinwiesen, durften sich am Ende des Prozesses über einen Freispruch freuen. Laut dem Urteil belegten die Strafverfolgungsbehörden die Schuld Phuas nicht zweifelsfrei.

Die Behörden erklärten die Zahlen nicht nur mit einem möglichen Anstieg der Kriminalität, sondern mit der wachsenden Aufklärungsrate. Man habe gezielt die Polizeikräfte verstärkt, die sich mit der Ermittlung von Kreditwucher und Entführung beschäftigten und habe dadurch einer Vielzahl von Verbrechern das Handwerk gelegt. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres allein beliefe sich die Zahl der festgenommenen Verdächtigen in diesen Deliktsgruppen auf 71.

Im Fokus der Strafverfolgungsbehörden stehen auch immer wieder organisierte Verbrechersyndikate wie die mafia-ähnliche Organisation der chinesischen Triaden. Die Behörden hätten allerdings zurzeit keine Informationen darüber, ob Geheimgesellschaften irgendeiner Art geschäftsmäßig im Glücksspielsektor operierten.

Vermögensdelikte: ein zweischneidiges Schwert

Wappen Macau
Das Regional-Wappen von Macau. (Quelle: Wikipedia)

Im Bereich der Vermögensdelikte, also den Straftaten, die sich gegen Eigentum und geldwerte Positionen richten, gab es laut dem Report zwei unterschiedliche Entwicklungen.

So sei die Zahl der Betrugsfälle in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 um 23 % gestiegen. Besonders frappierend sei dabei die Häufigkeit von Kreditkartenbetrug. Auch die Zahl der Erpressungen weise mit einem Anstieg von 25 % eine besorgniserregende Höhe auf.

Gleichzeitig dazu sei im selben Zeitraum die Gesamtzahl der Motorraddiebstähle um 46 % und die der Einbrüche um 25 % gesunken.

Die Gegenläufige Entwicklung könnte mit einer veränderten Profitabilität dieser Verbrechen zusammenhängen. Bislang sind Delikte wie Computerbetrug noch immer kompliziert zu ermitteln und lassen sich durch die Anonymität im Internet leichter vertuschen.

Generell ein sicheres Urlaubsziel

Trotz des verhältnismäßig hohen Kriminalitätsanstieges ist Macau noch immer eine sichere Reisedestination. Sowohl das Auswärtige Amt als auch das United States Department of State geben derzeit besondere Sicherheitswarnungen für Reisen nach Macau aus.