David Beckham sichert sich Anteile bei Salford City FC

Posted on: 26/01/2019, 05:30h. 

Last updated on: 29/01/2019, 04:51h.

Fußballstar David Beckham (43) übernimmt 10 % der Anteile des Fußballclubs Salford City. Damit vervollständigt er die „Class of `92“, eine Gruppe ehemaliger Manchester United Spieler, die sich dank Beckham nun 60 % des aufstrebenden Clubs teilen.

David Beckham Portrait
David Beckham ist nun Miteigentümer des englischen Fünftligisten Salford City FC (Quelle:paulblank, licensed under CC BY 3.0)

Klassentreffen in der Vorstandsetage

Es ist ein bisschen wie ein Klassentreffen:  Nach Gary und Phil Neville, Ryan Giggs, Paul Scholes und Nicky Butt ist David Beckham der sechste ehemalige ManU-Spieler, der sich 10 % am Fünftligisten Salford City sichert. Die Gruppe, die 1999 gemeinsam im Team von Sir Alex Ferguson das Triple „Pokal -Meisterschaft – Champions League“ gewann, ist damit theoretisch in der Lage, den bisherigen Hauptinvestor, den Singapurer Geschäftsmann Peter Lim, bei Entscheidungen zu überstimmen.

„The Class of `92“ ist ein britischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2013, der den Aufstieg sechs junger Fußballer begleitet, von ihrem gemeinsamen Sieg mit der Jugendmannschaft von Manchester United beim FA Youth Cup 1992 bis zum fulminanten Triumph bei der Champions League 1999.

Die Regisseure Ben und Gabe Turner lassen neben den Protagonisten, den Fußballern David Beckham, Nicky Butt, Ryan Giggs, Gary Neville, Phil Neville und Paul Scholes, auch Weggefährten und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Zinedine Zidane, den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair und Filmemacher Danny Boyle zu Wort kommen.

Die Anerkennung der Kritiker fand „The Class of `92“ insbesondere durch die Darstellung der Freundschaft der Sportler und die Einbettung ihrer Karrieren in den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel Großbritanniens in den 90er-Jahren.

Vom Amateurclub zum Aufstiegswunder

Der Einstiegszeitpunkt könnte für Beckham kaum besser sein. Nachdem seine ehemaligen Teamkollegen im Jahr 2014 die Hälfte des Vereins erworben hatten, zeigt sich Salford City so stark wie nie: Knapp 75 Jahre nach der Vereinsgründung 1940 gelangen den Kickern aus der Region Greater Manchester im Nordwesten Englands in den vergangenen vier Jahren drei Aufstiege.

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Salfords Trainerduo Johnson/ Morley (Quelle:Salfordcityfc, licensed nder CC BY-SA 4.0)

Derzeit befindet sich der Club nach 30 von 46 Spieltagen auf Platz drei der fünften Liga (National League) und ist somit ein heißer Kandidat für den Aufstieg in die League Two.

Die sportlichen Erfolge des Clubs von Vereinspräsidentin Karen Baird (Link auf Englisch) sind durchaus im Kontext des Engagements der „Class of `92“ zu sehen: Im Januar 2015 wurde das Trainerduo Anthony Johnson und Bernhard Morley verpflichtet.

Unter ihnen zog der bis dato unterklassige Verein zunächst als Staffelmeister in die Premier Division der Northern Premier League und dann als Play-off-Gewinner in die National League North ein. 2017 erklärte der Verein die Umstellung aufs Vollprofitum: Amateurverträge gab es nun nicht mehr In Salford.

Zeitgleich erhielt Moor Lane, das Heimstadion in Kersal, Salford, eine Komplettrenovierung und bietet nun Kapazitäten für 5.108 Fans. Zuvor hatte das Stadion, das aufgrund von Sponsorenverträgen nun „Peninsula Stadion“ heißt, nur 1.600 Zuschauer gefasst.

Verdoppelte Spielergehälter

Und auch beim Einkauf neuer Spieler hatten sich die ehemaligen Profis und ihr Geldgeber aus Singapur nicht lumpen lassen: So nahm Salford City im vergangenen Sommer unter anderem Aberdeens Adam Rooney unter Vertrag. Gerüchteweise unterschrieb Rooney, der bei dem schottischen Vizemeister in vier Jahren für 87 Tore verantwortlich war, einen Dreijahreskontrakt mit einem jährlichen Gehalt von rund 230.000 Euro.

Eine solche Summe würde erklären, warum der Stürmer einen Abstieg aus der Scottish Premier League in die fünfte Liga in Kauf nahm: In Aberdeen soll er nur rund die Hälfte des kolportierten Betrages erhalten haben.

Gemischte Reaktionen bei Fußballfans

Dass mit dem auf ein Vermögen von rund 385 Millionen Euro geschätzten David Beckham nun ein weiterer finanzkräftiger Investor in den vormaligen Amateurclub Salford City einsteigt, trifft in der Öffentlichkeit auf ein geteiltes Echo. Während einerseits Fans die „exzellente Entscheidung“ bejubeln und den Traum der Class of `92, in spätestens 15 Jahren in der Weltspitze mitzuspielen, in greifbare Nähe rücken sehen, betrachten Kritiker die Entwicklungen mit Sorge.

Salford sei abstoßend und erkaufe sich seinen Aufstieg, empören sich Kommentatoren in sozialen Netzwerken:

Salford City Beckham Reaktion
Empörter Fußballfan auf Twitter:„Das schöne Spiel ist tot. Salford ist der Inbegriff dessen, was im Fußball schiefläuft“ (Quelle:twitter.com/@SalfordCityFC)

Class of `92: Friends will be friends

Naturgemäß deutlich positiv gestimmter zeigt sich Neu-Investor Beckham, der keinen Zweifel daran lässt, dem Verein auch innerlich verbunden zu sein. Er sei stolz, als Mitbesitzer zu Peter Lim und seinen Kumpels von der Class of `92 zu stoßen, ließ der Ex-Nationalspieler wissen. Die frühen Jahre bei Manchester habe er in Salford verbracht und sei dort auf so viele Weisen gewachsen, dass es nun ein tolles Gefühl sei, zum Club zu gehören.

Und auch der Verein selbst macht keinen Hehl aus der Tatsache, begeistert von dem neuen Mitinhaber zu sein. Man habe Beckham von Anfang an im Team haben wollen, verkündete der Club in einem Statement, nur wäre dies bislang aufgrund verschiedener Umstände und Verpflichtungen nicht möglich gewesen.

Dementsprechend äußerte sich auch Gary Neville, seines Zeichens ebenfalls Mitglied der Class of `92:

Es hat fünf oder sechs Jahre gedauert, aber endlich ist es geschehen und wir freuen uns, David wieder als Teil unserer Gruppe in Salford zu begrüßen. Auf freundschaftlicher Ebene haben wir uns nie voneinander entfernt, aber nun gemeinsam Mitbesitzer eines Fußballvereins zu sein, ist eine wahnsinnig aufregende Sache für den Klub und darüber freuen wir uns sehr.

Inwieweit die Sorgen berechtigt sind, Salford City möge künftig mehr aufs Geld als aufs Herz zu schauen, wird sich zeigen. Feststeht, dass der Verein mit der Class of `92 nun eine Clique von gleich sechs der besten Spieler der britischen Fußballgeschichte auf den Chefsesseln sitzen hat. Mangelnde Leidenschaft konnte man ihnen bislang nicht vorwerfen.