Sportwetten: Schwarzmarkt-Boom während Fußballwelt­meisterschaft 2022

Posted on: 26/01/2023, 07:54h. 

Last updated on: 26/01/2023, 07:55h.

Der britische Glücksspielverband Betting and Gaming Council (BGC) hat am Mittwoch neue Daten zu den während der Fußballweltmeisterschaft 2022 getätigten Sportwetten vorgelegt. Demnach habe sich der Anteil der britischen Wettfans verdreifacht, die ihre Einsätze auf dem Schwarzmarkt tätigten.

Fußball WM
Während der Fußball-WM haben dem BGC zufolge viele Wettfans auf Schwarzmarkt-Seiten gewettet. (Bild: Unsplash/Fauzan Saari)

Wie der BGC in einer Pressemitteilung [Seite auf Englisch] erklärt, hätten im Dezember 2022 rund 250.000 Menschen bei unregulierten Online-Sportwetten-Betreibern gewettet. Im gleichen Monat des Vorjahres habe diese Zahl noch bei 80.000 gelegen. Darunter sollen sich auch Betreiber befunden haben, die ihr Angebot gezielt an Spieler richten, die sich selbst vom Glücksspiel gesperrt haben.

Wie der BGC betont, sind sämtliche legale Glücksspiel- und Sportwetten-Anbieter in Großbritannien bei GamStop angemeldet. Damit sind sie automatisch Teil des Selbstausschlusssystems. Ist ein Spieler vom Glücksspiel ausgeschlossen, ist damit automatisch der Zugang zu allen regulierten Anbietern im Land gesperrt.

Allein in den Monaten November und Dezember 2022 hätten 64.500 Spieler gezielt nach Sportwetten-Anbietern gesucht, die das Selbstausschlusssystem umgehen. Deren Seiten hätten im besagten Zeitraum knapp 83 % mehr Aufrufe verzeichnet.

Schwarzmarkt: Schnelle Anmeldung und Glücksspiel ohne Spielerschutz-Tools

Die Anmeldung auf den Seiten unregulierter Sportwetten- und Glücksspiel-Anbieter dauere dem BGC zufolge gerade einmal 30 Sekunden. Bei einem regulierten Anbieter dagegen müssten Spieler dafür im Durchschnitt 12 Minuten aufbringen. Grund hierfür seien die strikten Identitäts- und Altersprüfungen, mit denen die Spieler geschützt und Betrug verhindert werden sollen.

BGC-CEO Michael Dugher kommentierte:

Während die regulierte Branche während der Weltmeisterschaft große Anstrengungen unternahm, um junge Menschen zu schützen, sich an strenge Vorschriften hielt und das sichere Glücksspiel förderte, nutzen Schwarzmarktanbieter die Schwachen aus. Diese unlizensierten Seiten bieten keines der Spielerschutz-Tools, das unsere Mitglieder einsetzen, sie zahlen keine Steuern und stellen niemanden ein […]

Im Jahr 2022 sei die Anzahl der Besuche von Spielern auf Schwarzmarkt-Seiten um 46 % gestiegen. Ähnliche Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC würden diese Entwicklung bereits für die Vorjahre bestätigen. Sie hätten gezeigt, dass sich die Zahl der Spieler auf nicht lizenzierten Seiten zwischen 2019 und 2020 verdoppelt habe.

Angesichts dieser Entwicklung fordert der BGC die Regierung sowie die Aufsichtsbehörden auf, die geplanten Erschwinglichkeitsprüfungen von Spielern zu überdenken, denn diese könnten dazu führen, Spieler auf den Schwarzmarkt zu treiben.

Ob diese Bitte bei der anstehenden Neuregulierung des Glücksspiels in Großbritannien Gehör finden wird, gilt allerdings als zweifelhaft. Erst im Januar erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin der britischen Glücksspielaufsicht Sarah Gardner bei einem Branchentag im dänischen Odense, die Risiken des Schwarzmarktes würden übertrieben dargestellt und seien kein Grund für weniger strenge Regulierungen, an die sich legale Anbieter halten müssten.