Online-Glücksspiel-Kanal­isierung in Schweden am Tiefpunkt

Posted on: 20/06/2023, 08:48h. 

Last updated on: 20/06/2023, 09:08h.

In Schweden floriert das Online-Glücksspiel. Allerdings nutzt ein erheblicher Anteil der Spieler illegale Anbieter. Darauf deuten neueste Daten des Online-Glücksspielverbands Branschföreningen för Onlinespel (BOS) hin. Dieser gab am Montag bekannt, dass die Kanalisierungsrate an einem Tiefpunkt angelangt sei.

Schweden Fahne
Schwedens Glücksspiel-Kanalisierung sinkt (Bild: Pixabay/Mikael Good)

Dem im Auftrag des BOS erstellten Bericht [Seite auf Schwedisch] zufolge habe das Online-Glücksspiel in Schweden mit einer Kanalisierung von 77 % mittlerweile ein kritisches Niveau erreicht.

Nur 72 % legale Online-Casino-Spieler

Dabei sei die Lage bei Online-Casinos besonders kritisch. Dort nutzten lediglich 72 % der Spieler die Angebote lizenzierter Betreiber. Etwas besser sehe es hingegen bei Online-Sportwetten aus. Hier platzierten immerhin 84 % der Spieler ihre Wetten bei legalen Buchmachern.

Doch auch diese Zahl sei noch immer weit vom selbstgesteckten Ziel der Glücksspielbehörde Spelinspektionen entfernt. Diese strebt in Schweden eine Online-Glücksspiel-Kanalisierung von mindestens 90 % an.

BOS-Generaldirektor Gustaf Hoffstedt äußerte sich besorgt über diese Entwicklung. Er erklärte:

Es besteht kein Zweifel, dass sich das schwedische Lizenzierungssystem in einer ernsten Situation befindet. Der Staat hat viel zu viel Energie darauf verwendet, die lizenzierten Glücksspiel-Unternehmen zur Umsetzung von Maßnahmen zu zwingen, die von den Glücksspiel-Konsumenten nicht gut aufgenommen wurden.

In diesem Zusammenhang verwies Hoffstedt auf eine Reihe regulatorischer Verschärfungen der Behörde. Dazu zählten unter anderem erhebliche Einschränkungen bei der Gewährung von Boni und bei Sportwetten in unteren Fußballligen.

Es sei für alle Beteiligten äußerst besorgniserregend, dass knapp ein Viertel der Online-Glücksspiel-Aktivitäten in Schweden auf dem nicht lizenzierten Markt abgewickelt würden. Dort gebe es nur mangelhaften Spielerschutz und dem Staat würden Steuerzahlungen vorenthalten.

Glücksspiel-Kanalisierungsrate sinkt seit Jahren

Die Warnungen des Verbandes sind nicht neu. Bereits im Jahr 2021 hatte der BOS auf die negative Entwicklung aufmerksam gemacht und ein Gegensteuern der Regierung gefordert.

Den höchsten Grad der Kanalisierung hatte das Online-Glücksspiel in Schweden Ende des Jahres 2019 erreicht. Damals ermittelten die behördlichen Kontrolleure einen Anteil des legalen Glücksspiels von 88 % und konnten damit annähernd das Erreichen des 90 %-Ziels vermelden.

Grund für die BOS-Kritik ist ein kontinuierliches Absinken der Kanalisierung ab dem Jahr 2020. Diese sank seit der Zeit Schritt für Schritt von 85 % auf den nun ermittelten Tiefstand.

Ob und wie die Glücksspielbehörde dagegen vorgehen wird, bleibt abzuwarten. Ebenso interessiert dürfte die Online-Glücksspiel-Branche in Schweden verfolgen, in welche Richtung sich der Anteil der legalen Spieler künftig bewegt.