Sportwetten: Korruptions­wächter suspendieren französischen Tennis-Schiedsrichter

Posted on: 15/04/2020, 12:50h. 

Last updated on: 15/04/2020, 12:50h.

Ein französischer Tennis-Schiedsrichter ist für acht Monate von seinem Amt suspendiert worden und muss eine Geldstrafe von 5.000 US-Dollar zahlen. Dies gab die Anti-Korruptionsbehörde Tennis Integrity Unit (TIU) gestern öffentlich bekannt. Anthony Pravettoni hatte unerlaubterweise dutzendfach Sportwetten auf Tennismatches abgeschlossen.

Hochstuhl Tennis-Schiedsrichter
Der Platz von Tennis-Schiedsrichter Pravettoni wird vorerst leer bleiben (Quelle:pixabay.com/Joergelman)

42 Wetten in drei Monaten

Wie die TIU auf ihrer Webseite (Seite auf Englisch) mitteilt, haben Ermittlungen ergeben, dass der französische Offizielle Anthony Pravettoni zwischen Februar und April 2019 42 Mal auf professionelle Tennispartien gewettet hat.

Damit habe er gegen das Tennis Anti-Corruption Program (TACP) verstoßen, dass Schiedsrichtern, ebenso wie allen anderen Angehörigen des Profi-Tennis, das Wetten auf den Sport strikt untersage. Die TIU zitiert in ihrer Bekanntgabe den entsprechenden Passus des Regelwerks:

Kein Beschäftigter darf direkt oder indirekt auf das Ergebnis oder einen anderen Aspekt einer Begegnung oder eines anderen Tenniswettbewerbs wetten, sich verabreden, um darauf zu wetten oder versuchen, darauf zu wetten.

Offiziell ist der Franzose nun für acht Monate suspendiert und zu einer Strafzahlung von 5.000 USD verpflichtet.

Verurteilung auf Bewährung

Ganz so dramatisch werden die Konsequenzen aber voraussichtlich nicht ausfallen: Bei Wohlverhalten Pravettonis, so die TIU, könne die bereits mit dem 9. April in Kraft getretene Strafe deutlich abgemildert werden.

Unter der Voraussetzung, dass er keine weiteren Regelverletzungen begehe, würden drei Monate der Suspendierung und 4.500 USD der Geldstrafe aufgehoben. Insofern sich der Schiedsrichter also nichts mehr zu Schulden kommen lässt, könnte er nach Zahlung von 500 USD bereits im September wieder auf dem Hochstuhl platznehmen.

Bis dahin ist es ihm nicht nur verboten, der Schiedsrichtertätigkeit nachzugehen, sondern auch jeglichen von den Verbänden organisierten Events beizuwohnen.

Die in London ansässige TIU ist die verbandsübergreifende Anti-Korruptionsinstanz des professionellen Tennissports. Ihre Hauptaufgaben liegen in der Korruptionsprävention, der Ermittlung und Bestrafung von Tätern und der Aufklärung von Spielern und Verbänden beim Thema Wettmanipulation und Korruption im Tennis. Finanziert wird die TIU durch ihre Anteilseigner International Tennis Federation, ATP, WTA, Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open.

Die verhältnismäßig milde Strafe der Anti-Korruptionsinstanz dürfte damit zusammenhängen, dass Pravettoni an keiner der Partien beteiligt war, auf die er gewettet hatte. Bei Verdacht der Einflussnahme hätte ihm seitens der TIU eine lebenslange Sperre, sowie eine Geldstrafe im sechsstelligen Bereich gedroht.