Zu krank fürs Gefängnis? Südafrikas Ex-Präsident Zuma bei Casino-Besuch gesichtet

Posted on: 19/10/2021, 02:07h. 

Last updated on: 19/10/2021, 02:07h.

Der ehemalige südafrikanische Präsident Jacob Zuma (79) wurde am vergangenen Freitag beim Verlassen eines Casinos nahe Durban gesichtet. Der Ausflug des im Juni zu 15 Monaten Gefängnis verurteilten Ex-Staatschefs wirft Fragen über dessen Gesundheitszustand auf. So war die Haftstrafe aufgrund einer nicht näher beschriebenen Krankheit zur Bewährung ausgesetzt worden.

Jacob Zuma 2009
Jacob Zuma im Jahr 2009 (Quelle: weforum.org / Eric Miller, licensed under CC BY-SA 2.0)

Nur einen Tag vor dem Casino-Besuch hatte Zuma seinen Anhängern zudem per Videobotschaft mitgeteilt, aufgrund strengster Bewährungsauflagen nicht direkt mit ihnen kommunizieren zu können.

Meeting mit Milliardär

Mehrere südafrikanische Medien haben Aufnahmen veröffentlicht, auf denen der vorgeblich schwerkranke Jacob Zuma beim Verlassen des Casino-Resorts Sibaya Casino and Entertainment Kingdom zu sehen ist.

Jacob Zuma war von 2009 bis 2018 Präsident von Südafrika. Seine politische Karriere wird von einer Vielzahl schwerer Vorwürfe begleitet. Bereits vor seinem Amtsantritt waren 783 Fälle bekanntgeworden, in denen der ANC-Politiker der Korruption, des Betrugs, der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung bezichtigt wurde.

Im Jahr 2016 wurden die Ermittlungen gegen Zuma wieder aufgenommen, seit seinem Regierungsende läuft das Verfahren. Aktuell untersucht eine Kommission Korruptionsvorwürfe, die sich auf die Amtszeit des Ex-Präsidenten beziehen.

Da er sich der Anordnung widersetzte, vor dem Gremium zu erscheinen, wurde er im Juli zu 15 Monaten Haft verurteilt. Auf den Haftantritt folgten Tage blutiger Ausschreitungen durch Zuma-Anhänger, in deren Verlauf offiziellen Angaben zufolge mindestens 337 Menschen ums Leben kamen.

Angaben der südafrikanischen Sunday Times zufolge habe ein Tippgeber die Zeitung über den Casino-Ausflug Zumas informiert. Bei dem Besuch habe es sich um ein „Meeting“ mit Casino-Eigner und Milliardär Vivian Reddy gehandelt. Der Geschäftsmann steht an der Spitze eines Wirtschaftsimperiums, das unter anderem mit der Edison Power Group einen der größten Energiekonzerne Südafrikas umfasst.

Das Unternehmen liefert aktuell Schlagzeilen, weil es die Regierung durch „Bestechung, Korruption und die Zahlung von Schmiergeldern“ um mehr als 40 Millionen Rand (rund 2,6 Mio. Euro) betrogen haben soll.

Todkrank und sehr umtriebig

Es ist nicht das erste Mal, dass ein aufgrund angeblich schwerer Krankheit vor der Haft verschonter Vertreter des einstigen Zuma-Regimes Schlagzeilen durch seine Freizeitgestaltung macht.

So war der verurteilte Betrüger und vorgeblich todkranke Zuma-Vertraute Schabir Shaik während seiner Bewährungszeit beim Golfspiel in einem Luxusresort abgelichtet worden. Erst im vergangenen Monat hatte Jessie Duarte, Generalsekretärin der ANC, den Verdacht, Zumas Bewährungszeit könne sich ähnlich gestalten, ins Reich der Phantasie verwiesen:

Das Verhalten von Schabir Shaik mag falsch gewesen sein, aber wir können nicht annehmen, dass Genosse Zuma nicht krank ist und sich wie Schabir Shaik verhalten wird. Ich denke, das ist nicht ganz richtig.

Die gegen den 79-Jährigen verhängte Haftstrafe war erst im September zur Bewährung ausgesetzt worden. Ein medizinisches Gutachten hatte dem Ex-Präsidenten einen so schlechten Gesundheitszustand attestiert, dass ein Gefängnisaufenthalt nicht zumutbar sei. Details zur angeblich schweren Krankheit wurden nicht veröffentlicht. Gerüchteweise war jedoch unter anderem von mehreren Schlaganfällen die Rede.

In sozialen Medien wie Twitter sorgen die Aufnahmen des offenbar recht fidelen Zuma aktuell für einen Sturm der Entrüstung. Der Grundtenor: „Wer gesund genug ist, ins Casino zu gehen, der kann auch vor Gericht erscheinen“.