Fachbeirat Glücksspielsucht lehnt Duldung unlizenzierter Online-Glücksspiele ab

Posted on: 23/06/2020, 12:04h. 

Last updated on: 23/06/2020, 12:04h.

Der Fachbeirat Glücksspielsucht, eine siebenköpfige Expertengruppe für Suchtforschung, hat sich am Montag gegen eine Duldung unlizenzierter Online-Glücksspiel-Anbieter in Deutschland ausgesprochen. In einer Pressemitteilung lehnt die Gruppe einen entsprechenden Vorstoß der Länder Hessen und Sachsen ab.

Ein Warnschild
Spielerschützer wollen eine Duldung unlizenzierter Online-Casinos nicht akzeptieren. (Pixabay)

Die Tagesschau hatte vergangene Woche gemeldet, dass sich beide Bundesländer gegen eine staatliche Verfolgung nicht-lizenzierter Online-Casinos und Buchmacher einsetzen würden. Die vermeintliche Argumentation der Länder: Eine Legalisierung von Online-Glücksspielen im Juli 2021 mache ein gerichtliches Vorgehen obsolet.

Nach eigenen Angaben untersucht der Fachbeirat Glücksspielsucht als Forschungsgremium die „nationale und internationale Glücksspielsucht- und Wettsuchtforschung“. Zum Forschungsschwerpunkt gehöre zudem der Jugend- und Spielerschutz sowie die Jugendhilfe.

Fachbeirat Glücksspielsucht erhebt schwere Vorwürfe

Gegen das Vorhaben, eine Übergangsphase zu schaffen, in der Online-Glückspiel-Anbieter in Deutschland ohne gültige Lizenz straffrei operieren dürften, positioniert sich der Fachbeirat Glücksspielsucht in seinem Statement explizit.

Kämen die Online-Glücksspiel-Anbieter in den Genuss einer derartigen Duldung, bedeute dies nicht nur Straffreiheit, sondern auch einen Vorteil gegenüber legalen Mitbewerbern, so die Experten:

Strafbares Handeln schafft hier einen Wettbewerbsvorteil, das ist ein Umstand, der aus rechtlicher und gesundheitswissenschaftlicher Sicht nicht zu tolerieren ist. Nach dem Entwurf des Glücksspielstaatsvertrags, der sich aktuell im Notifizierungsverfahren bei der EU befindet, soll der Markt für bestimmte Online-Glücksspiele ab Juli 2021 geöffnet werden. Bis dahin gilt allerdings noch bestehendes Recht und somit ein Verbot.

Eine Duldungsperiode sei aber nicht nur aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht unangemessen. Auch gehe von der „Duldung der illegalen Angebote“ eine große Gefahr für die Spieler aus.

Neben Lücken im Jugend- und Spielerschutz beinhalteten die Online-Glücksspiele ein „sehr hohes Suchtpotential“. Dieses gehe vor allem auf die hohe Spielgeschwindigkeit und Verfügbarkeit zurück, heißt es vonseiten des Fachbeirats Glücksspielsucht.

Eine Duldung illegaler Glücksspielanbieter lehne die Organisation aus diesem Grund „kategorisch ab“. Zudem fordere sie für alle Unternehmen, die derzeit ohne Lizenz in Deutschland operieren, eine zeitweise Sperre. Erst wenn sich ein Unternehmen zwei Jahre an geltende Gesetze gehalten habe, solle die Möglichkeit zum Lizenzerwerb in Deutschland bestehen.