Online-Glücksspiel zunehmend als Freizeit­aktivität wahrge­nommen?

Posted on: 14/03/2023, 10:05h. 

Last updated on: 14/03/2023, 10:11h.

Am heutigen Dienstag startet an der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim das Symposium Glücksspiel. Im Vorfeld der Veranstaltung hat der Leiter der Forschungsstelle Steffen Otterbach der Deutschen Presse-Agentur dpa gegenüber erklärt, die zunehmende Präsenz von Werbung führe zu einer Normalisierung von Online-Glücksspiel und -Sportwetten.

junger Mann, Laptop
Junge Menschen seien öfter online und deshalb vermehrt Glücksspielwerbung ausgesetzt, so der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim. (Symbolbild: Pixabay)

Angesprochen würden von der Glücksspiel-Werbung Otterbach zufolge insbesondere auch Kinder und Jugendliche. Sie würden so schon früh „an das Thema herangeführt“. Grund dafür sei, dass sie ohnehin häufig im Internet unterwegs seien. Von Glücksspiel-Werbung seien sie daher in dieser Zeit nicht fernzuhalten.

Hinsichtlich des künftigen Spielverhaltens warnte der Glücksspiel-Forscher:

Als Erwachsene könnte es dann für diese jungen Menschen selbstverständlich sein, zum Beispiel an Sportwetten teilzunehmen.

Die Frage nach dem richtigen Maß der Glücksspiel-Werbung

Der Grund für die Zunahme der Glücksspiel-Werbung liege laut Otterbach in der Legalisierung des Online-Glücksspiels mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021. Dieser habe zwar das Ziel, die Spielsucht zu verhindern, zugleich lasse er aber auch vermehrt Glücksspiel-Werbung zu.

Immer wieder wird auf dem europäischen Glücksspielmarkt das Verbot der Werbung für Glücksspiel und Sportwetten diskutiert und einige Länder haben sich bereits dafür entschieden. Belgien beispielsweise hat für den 1. Juli 2023 die Einführung eines Glückspiel-Werbeverbots angekündigt.

Erst in der vergangenen Woche warnte jedoch beispielsweise der Deutsche Sportwettenverband DSWV davor, dass Glücksspiel-Werbung eine hohe Bedeutung für die Kanalisierung der Spieler in den legalen Markt habe. So habe sich beispielsweise in Italien gezeigt, dass ein Totalverbot der Glückspiel-Werbung dazu führe, dass die Teilnahme der Spieler am legalen Glücksspielmarkt sinke. Der Schwarzmarkt hingegen werde durch ein solches Verbot gefördert, so der DSWV.

Schnell und einfach lösbar sei das Problem dem Forscher zufolge nicht. Es sei eine gesellschaftliche Frage, wie viel Glücksspiel zugelassen sein sollte. Wichtig sei in jedem Fall, den Glücksspielstaatsvertrag beziehungsweise seine Folge auf wissenschaftlicher Basis zu überwachen.

Handlungsbedarf sehe er derzeit beispielsweise bei den gesetzlich vorgeschriebenen Spielsucht-Früherkennungssystemen. Untersuchungen der Forschungsstelle Glücksspiel würden derzeit darauf hinweisen, dass die Vorhersagekraft der Modelle nicht immer zuverlässig sei. Dementsprechend könnte es Spieler geben, deren problematisches Spielverhalten nicht erkannt werde.

Dementsprechend müsste die länderübergreifende Glücksspielaufsichtsbehörde die neuen Früherkennungssysteme evaluieren und hieraus entsprechende Schlüsse ziehen. Über derartige sowie weitere Erkenntnisse zum Forschungsstand im Bereich des Glücksspiels werden sich Experten noch bis zum Mittwoch auf dem Symposium der Forschungsstelle Glücksspiel austauschen.