Mars nimmt nach Protesten M&M’s-Spielautomaten aus den Regalen

Posted on: 12/04/2019, 12:02h. 

Last updated on: 12/04/2019, 12:35h.

Das Unternehmen Mars hat sich in Großbritannien mit einem Spielzeugprodukt großen Ärger eingehandelt. Über seine Marke M&M’s brachte der Süßwarenhersteller einen einarmigen Banditen auf den Markt, für den er heftige Kritik einstecken musste. Nun zog Mars das Gerät zurück.

M&M's-Figuren
Die M&M’s müssen künftig ohne den Slot auskommen (Bild: Wikipedia)

Dass Marketing-Aktionen nach hinten losgehen können, musste der Mars-Konzern in dieser Woche auf schmerzhafte Weise erfahren. Das Unternehmen hatte einen einarmigen Banditen im Miniformat aus Plastik produzieren lassen. Dieser war im Look der klassischen Spielhallen-Automaten designt und verfügte über drei Walzen.

Süße M&M’s als Gewinn

Sobald der Slot durch Zug des Armes gestartet wurde, rotierten die Walzen, woraufhin im Spielfeld die typischen Gewinnsymbole erschienen. Der Spieler gewann, sobald drei gleiche Symbole in einer Reihe auftraten. Anstatt Geld spuckte das Gerät daraufhin die bunten M&M’s-Schokoladenkugeln aus.

Kurz nachdem Mars den Verkauf in seinem ‘M&M’s World Store’ am Leicester Square in London unter dem Slogan “Knack den Jackpot! Mit unserem neuen Automaten!” gestartet hatte, regte sich Kritik an dem 33 Pfund Sterling teuren Spielzeug-Slot.

Spielsucht bei Jugendlichen
Das unkontrollierte Spielverhalten vieler Minderjähriger ist nicht nur hierzulande ein großes Problem. Auch in Großbritannien grassiert bei Jugendlichen die Spielsucht.

Schätzungen der britischen Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission zufolge zeigen über 55.000 Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren ein problematisches Glücksspielverhalten.

Der generelle Vorwurf an Mars: Das Gerät würde Kinder „indoktrinieren“ und an das Glücksspiel gewöhnen. Obwohl es bei dem Spielzeug im Slot-Design kein Bargeld zu gewinnen gäbe, hätte es doch die Qualität, die Gefahr einer Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen massiv zu steigern.

Gefahr für Jugendliche?

Der Protest mündete in einem öffentlichen Brief, den eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten an den Konzern schickte. Die Parlamentarier schreiben:

“Wir kennen unzählige erschütternde Geschichten darüber, wie die Spielsucht Leben ruiniert und große Not über die betroffenen Familien gebracht hat. Deshalb sind wir geschockt darüber, dass M&M am Leicester Square ein Gerät im Spielautomaten-Design verkauft, das sich speziell an Kinder wendet. Die Gewöhnung von Kindern an das Glücksspiel kann gefährliche Auswirkungen auf ihr späteres Leben haben. Aus diesem Grund bitten wir Sie, den Verkauf des Produkts in Ihrem Shop zu überdenken.”

In einer ersten Stellungnahme gegenüber der Tageszeitung The Guardian [Seite auf Englisch] verwahrte sich Mars gegen die Vorwürfe. Doch bereits am Donnerstagnachmittag änderte das Management seine Meinung. Ein Sprecher beschwichtigte daraufhin öffentlich:

“Obwohl dieses Produkt nicht als Glücksspiel-Gerät konstruiert wurde und nicht Kinder damit speziell angesprochen werden sollten, haben wir uns nach Analyse der Bedenken dazu entschlossen, es aus unserem Geschäft zu entfernen.”

Der einarmige Bandit umgehend aus den Regalen entfernt. Auch auf der Webseite von M&M’s finden sich keine Hinweise mehr zu dem kritisierten Produkt.

Expertin für Spielsucht deckte das Thema auf

Es war eine Expertin für das Glücksspiel-Verhalten von Minderjährigen, die auf den Verkauf des problematischen Produkts aufmerksam machte: Dr. Samantha Thomas von der Deakin University in Australien sah die einarmigen Banditen in London und trat mit einem Twitter-Post die öffentliche Debatte los.

Twitter-Post
Mit diesem Post begann die Debatte (Bild: Twitter / Samantha Thomas)

Darin zeigte sie sich überrascht über die Tatsache, dass in Großbritannien trotz der breiten Debatte um die gefährlichen Auswirkungen des Glücksspiels auf Kinder derartige Automaten verkauft würden.

Angesichts der bekannten Risiken wäre sie davon ausgegangen, dass Mars ein wenig mehr über den Verkauf eines solch umstrittenen Spielautomaten nachgedacht hätte.

Es sei insbesondere die Kombination des klassischen Spielautomaten-Layouts mit den beliebten Süßigkeiten, die Kindern das Gefühl geben könne, bei dem Slot auf leichte Weise zu gewinnen, anstatt zu verlieren.

Gegenüber dem Guardian erklärte die Universitätsdozentin:

“Da diese Geräte wie ungefährliche Spielzeuge aussehen, haben sie das Potential, Kindern das Glücksspiel als spannendes Angebot näherzubringen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass Kinder oft nicht in der Lage sind, die Risiken derartiger Automaten zu erkennen. Stattdessen erinnern sie sich an die blinkenden Lichter und animierenden Sounds der Geräte und denken, sie stellten eine lustige Möglichkeit dar, um Geld zu verdienen.”

Die von Samantha Thomas angestoßene Debatte macht klar, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Glücksspielangeboten nicht allein in den Händen von Politik und Organisationen liegt.

Die Initiatorin selbst twitterte nach Bekanntwerden der Verbannung des Produkts aus den Regalen “excellent news!”