Liz Truss ist neue Premier­ministerin Großbritanniens: Was bedeutet das für die Glücksspiel-Reform?

Posted on: 06/09/2022, 11:19h. 

Last updated on: 06/09/2022, 11:19h.

Liz Truss ist Großbritanniens neue Premierministerin, nachdem sie das Rennen um die Führung der regierenden Konservativen Partei gewonnen hat. In einer Abstimmung der Mitglieder der Konservativen Partei setzte sich Truss mit 81.326 zu 60.399 Stimmen gegen den ehemaligen Finanzminister Rishi Sunak durch, berichtete Reuters [Seite auf Englisch] am Montag. Doch was bedeutet die neue Führungsspitze für die geplante Glücksspielreform?

Liz Truss
Liz Truss ist neue PM. Welche Auswirkungen hat der Wechsel der Führungsspitze auf der Glücksspiel in Großbritannien? (Bild: flickr.com, UK Government)

Truss, vormals Außenministerin des Landes, übernimmt das Amt in einer Zeit, in der Großbritannien mit einer Krise der Haushaltsfinanzen, rasant ansteigenden Lebensunterhaltskosten, industriellen Unruhen und den Auswirkungen eines Kriegs in Europa konfrontiert ist.

Eines der größten Probleme, mit denen Truss zu kämpfen hat, ist die Inflation. Nach Angaben des Office for National Statistics stieg der Verbraucherpreisindex (CPI) im Juli 2022 im Jahresvergleich um 10,1 %. Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs warnen, dass die Inflation die 20 % übersteigen könnte.

Medienberichten zufolge wolle Truss die Probleme im Lande mit harter Hand angehen. So erklärte die neue Premierministerin in einem Statement:

Ich werde einen ehrgeizigen Plan vorlegen, um die Steuern zu senken und unsere Wirtschaft wachsen zu lassen. Ich werde die Energiekrise angehen und mich um die Energierechnungen der Menschen kümmern, aber auch um die langfristigen Probleme, die wir bei der Energieversorgung haben.

Mögliche Verzögerung der Glücksspiel-Reform

Aufgrund der aktuellen Ereignisse könnte es zu einer Verzögerung in der Reform des  Glücksspielsektors kommen. Viele Analysten glauben, dass Truss zunächst davon Abstand nehmen werde, den Glücksspielmarkt durch strengere Vorgaben einzuschränken.

Dies begrenze einen weiteren Wirtschaftszweig, der ebenfalls mit der Inflation zu kämpfen habe, da den Menschen weniger Geld zum Spielen zur Verfügung stehe. Dies habe zur Folge, dass sich die Steuereinnahmen verringerten.

Die Regierung hatte bereits 2019 die größte Überarbeitung der Glücksspielgesetze seit 2005 versprochen, die auch ein mögliches Verbot von Wettsponsoren auf Fußballtrikots beinhalten sollte.

Die Verabschiedung der Reform wurde im Juni zum vierten Mal inmitten der Turbulenzen in der konservativen Führung verschoben. Doch 70 % der Teilnehmer an einer Umfrage der Spielerschutzorganisation Clean Up Gambling in dieser Woche sind der Meinung, dass die lange verschleppte Glücksspielreform nun vorgezogen werden solle.

„Business as usual“ in der Sportwetten- und Glücksspiel-Branche?

Die britischen Fußballvereine Fulham und Everton haben vor kurzem neue Verträge mit Wettanbietern abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass die Logos der Sponsoren auch weiterhin auf den Trikots in der höchsten englischen Fußballliga erscheinen werden.

Carolyn Harris, Vorsitzende der parteiübergreifenden parlamentarischen Gruppe für Schäden durch Glücksspiel, sagte gegenüber Telegraph Sport:

Das White Book zum Glücksspiel ist komplett fertig und hat das Kabinett bereits zweimal durchlaufen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die neue Premierministerin dieses White Book zur Reform des Glücksspiels dringend vorantreibt. Es hat schon viel zu lange gedauert.

Ob eine Reform des Glücksspiels bei den gegenwärtigen wirtschaftlichen Problemen des Landes zeitnah in Angriff genommen werden könnte, lässt sich bisher nicht abschätzen.