Betrugsopfer fordert 320.000 Euro von Glücksspiel­konzern Flutter Entertainment

Posted on: 29/04/2021, 03:10h. 

Last updated on: 29/04/2021, 03:34h.

Der in Irland ansässige Glücksspielriese Flutter Entertainment muss sich vor Gericht verantworten. Ein Kläger fordere vom Konzern 282.000 GBP (ca. 320.000 Euro), weil das Tochterunternehmen Paddy Power einem Betrüger erlaubt habe, gestohlene Gelder zu verspielen.

Richter an Schreibtisch
Ein britisches Gericht muss über die Klage eines Betrugsopfers entscheiden. (Quelle: Pexels)

Wie das britische Newsportal This is Money [Link auf Englisch] am Dienstag berichtet hat, soll der Unternehmer Tony Parente (41) sein Betrugsopfer Amarjeet Singh Dhir erst um hohe Geldsummen gebracht und diese anschließend bei dem Buchmacher verwettet haben. Allein in einem Zeitraum von acht Wochen habe er Bargeldeinsätze von 127.000 GBP (ca. 146.000 Euro) bei Paddy Power geleistet. Die Angestellten des Sport- und Pferdewettanbieters hätten Parente nicht an den Wetten gehindert.

Flutter Entertainment muss sich derzeit mit mehreren Klagen auseinandersetzen. Der US-Bundestaat Kentucky fordert eine Geldstrafe in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar vom Konzern, weil der Unternehmensableger PokerStars illegal in dem Staat operiert haben soll.

Parente habe die Taten zwar eingeräumt, sei jedoch noch nicht strafrechtlich belangt worden, weil Dhir keine Anzeige gestellt habe. Allerdings wurde er bereits zuvor wegen ähnlicher Delikte in Großbritannien verurteilt. Das Motiv sei seine Glücksspielsucht gewesen, die ihn innerhalb von drei Jahren umgerechnet rund 3,9 Millionen Euro gekostet haben soll. Heute setzt sich Parente als Spielerschützer für eine strengere Glücksspielregulierung in Großbritannien ein.

Flutter Entertainment gesteht Verfehlungen ein

Obwohl Flutter Entertainment bestreite, dazu verpflichtet gewesen zu sein, Parente beim Wetten zu stoppen, habe Flutter-CEO (International) Dan Taylor einige Verfehlungen eingestanden. Vor Gericht habe Taylor erklärt:

Unser Ansatz für verantwortungsbewusstes Spielen war nicht gut genug. Herr Parente konnte mehr ausgeben, als für ihn erschwinglich war, und dafür schäme ich mich zutiefst.

Ob sich die Klägeranwälte mit dieser Erklärung zufriedengeben, darf bezweifelt werden. Sie sollen Flutter Entertainment eine ganze Reihe von Versäumnissen vorwerfen. So sei Parente im Jahre 2015 über den Verbindungsmann Tony Carroll fester Kunde bei Paddy Power geworden. Carrol habe auf Provisionsbasis reiche Spieler an Paddy Power vermittelt. Als Highroller habe Parente einen Willkommensbonus von 20.000 GBP sowie teure Tickets für Fußballspiele und Pferderennen erhalten.

Er habe mit Kenntnis von Paddy Power sogar von Dubai aus wetten dürfen, obwohl Glücksspiel dort verboten sei. In einer E-Mail an Carrol habe Parente nur wenige Monate später zugegeben, Investorengelder zu veruntreuen und damit zu wetten. Sein Nutzerkonto bei Paddy Power habe er im Oktober 2016 selbst schließen müssen. Der Wettanbieter habe nichts unternommen.

Die Verteidiger von Flutter Entertainment hielten dem entgegen, dass Carroll niemals ein Agent oder Angestellter von Paddy Power gewesen sei. Von Parentes Spielsucht habe man ebenso wenig gewusst, wie von den gestohlenen Geldern.