Studie: Kinder besonders von Glücksspiel-Werbung auf Social-Media angesprochen

Posted on: 26/10/2021, 03:37h. 

Last updated on: 26/10/2021, 03:37h.

Laut einer heute veröffentlichten Untersuchung der Universität Bristol würden Kinder und Jugendliche auf Social-Media-Plattformen vermehrt mit versteckter Glücksspiel-Werbung konfrontiert. Besonders beunruhigend sei jedoch die Tatsache, dass Kinder die Werbung als „ansprechend“ beschrieben, während Erwachsene sie als „störend“ betrachteten.

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Kinder laut neuer Studie besonders von Glücksspiel-Werbung auf Social-Media angesprochen (Bild: PxFuel)

Eine im Rahmen der Studie [Seite auf Englisch] durchgeführte Online-Umfrage habe ergeben, dass 45,2 % der Kinder von 11 bis 17 Jahren mindestens einmal wöchentlich auf Twitter auf einen Glücksspiel-Werbe-Post aufmerksam würden.

Von den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) bemerkten 75 % einmal pro Woche Glücksspiel-Werbung auf Twitter. Ein Viertel der befragten Kinder habe zudem angegeben, täglich Glücksspiel-Werbung zu sehen. 37,7 % der jungen Erwachsenen machten die gleiche Erfahrung.

Positive Gefühle bei Minderjährigen ausgelöst

Große Unterschiede hätten sich jedoch bei den Emotionen gezeigt, die die Glücksspiel-Werbung innerhalb der verschiedenen Altersgruppen auslöse. Den Befragten seien dazu 24 Glücksspiel-Werbeanzeigen vorlegt worden.

Die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen habe erklärt, dass sieben der Anzeigen in ihnen positive Gefühle auslösten. Beim Betrachten hätten sie sich bspw. „aufgeregt“, „glücklich“ oder „erfreut“ gefühlt.

Die Minderjährigen hätten jedoch durchschnittlich bei 15 der 24 Anzeigen positive Gefühle verspürt. Damit stellten sie einen starken Kontrast zu Erwachsenen (25+ Jahre) dar. Diese hätten einen Großteil der Anzeigen als störend beschrieben und Gefühle wie „Wut“, „Anspannung“ und „Stress“ verspürt.

Studienleiter Dr. Raffaello Rossi beschreibt die Ergebnisse als sehr beunruhigend:

Die deutlich starke Anziehungskraft von Glücksspiel-Werbung auf Social-Media auf Kinder ist sehr besorgniserregend, denn es ist bekannt, dass es umso wahrscheinlicher ist, dass das Glücksspiel zur Gewohnheit oder zum Problem wird, je früher Menschen mit damit anfangen.

Das hohe Glücksspiel-Werbevolumen auf Social-Media-Plattformen sei in diesem Zusammenhang auch daher ein Problem, da Kinder und Jugendliche im Allgemeinen mehr Zeit auf den Plattformen verbrächten als Erwachsene. Es bestehe daher das Risiko, eine komplette Generation von Problemspielern zu schaffen.

Aufruf zur strikteren Werbe-Regulierung

Die Forscher schlussfolgern, dass die von der Werbe-Regulierungs-Behörde ASA aufgestellten Regeln nicht ausreichen dürften, um Kinder und Jugendliche vor Glücksspiel-Werbung zu schützen. Viele Werbe-Anzeigen seien zudem so subtil gestaltet, dass sie nicht konkret gegen das Regelwerk verstießen.

Die Autoren der Studie erörtern abschließend, welche Maßnahmen dazu beitragen könnten, Minderjährige vor Glücksspiel-Werbung zu schützen:

  • Werbung für E-Sport-Wetten sollte komplett verboten werden, da diese besonders attraktiv auf Kinder wirke.
  • Werbe-Anzeigen, bei denen etwas „Ansprechendes“ im Vordergrund steht und das Glücksspiel erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist, sollten besonders strikt reguliert werden.
  • Der Begriff „junge Menschen“ innerhalb des Werbekodexes sollte von der Altersgruppe 16-17 auf 16-24 ausgeweitet werden.
  • Social-Media-Plattformen sollten Glücksspiel-Werbung nur Nutzern anzeigen dürfen, die aktiv bestätigt haben, diese erhalten zu wollen.

Ob die Regierung die Vorschläge im Rahmen ihrer anstehenden Glücksspiel-Reform berücksichtigen wird, bleibt abzuwarten. Viele Parlamentarier drängen jedoch schon seit längerem darauf, striktere Glücksspiel-Werbegesetze zu implementieren.