Spielsucht in Italien: Neuer Therapieansatz für Paare

Posted on: 13/09/2020, 05:30h. 

Last updated on: 01/10/2020, 03:43h.

Die Spielsuchterkrankung eines geliebten Menschen kann für die Partner zu einer harten Belastungsprobe werden. Die örtliche Sozial- und Gesundheitsstelle (USSL) der norditalienischen Provinz Padua hat daher an diesem Wochenende einen neuen Therapieansatz getestet.

Liebespaar Umarmung draußen im Winter Schnee
Paartherapie zum gemeinsamen Kampf gegen die Spielsucht (BIld: Pixabay)

Eine neuartige Form der Paartherapie soll Paaren, deren Beziehung von Spielsucht überschattet wird, dabei helfen, einen gemeinsamen Weg aus der Erkrankung zu finden.

Hilfesuchende Paare konnten sich dazu im Rahmen der breit angelegten regionalen Anti-Spielsucht-Initiative „Cambio Gioco“ zu einem „Anti-Spielsucht-Kurzurlaub“ anmelden. Dieser fand erstmals von Freitag bis zum heutigen Sonntag statt. Wie lokale Medien berichten [Seite auf Italienisch], habe das Gesundheitsministerium das Projekt finanziert.

Eine Mischung aus Kurzurlaub und kaltem Entzug

Die teilnehmenden Paare sollten sich dazu in einem „geschützten Hotel“, in dem die Möglichkeit für Glücksspiel jeglicher Art ausgeschlossen war, einfinden. Vor Ort sollten sie von Spielsuchtexperten und auf Paartherapien spezialisierten Psychologen betreut werden.

Den Paaren sollte so die Gelegenheit gegeben werden, sich intensiv auf das Problem der Spielsucht und dessen Auswirkungen auf ihre Beziehung zu konzentrieren.

Laut Dr. Giancarlo Zecchinato, dem Leiter der USSL-Abteilung für Suchterkrankungen, bleibe das Problem oft unausgesprochen, obwohl beide Partner unter der Situation litten.

Diese Art der Sucht wird in sehr vielen Fällen unter den Tisch gekehrt, weil sie ein erhöhtes Konfliktrisiko und Leiden in die familiäre Struktur bringt.

Aus Angst vor Konflikten und Streit würden die Beziehungen von Geheimnissen und Lügen geprägt. Infolgedessen zerbreche das Vertrauen gegen über dem/der Spielsüchtigen.

Das Vertrauen der Partner soll wiederhergestellt werden

Durch das verlorene Vertrauen verlören die Paare schließlich ihre einstige Verbindung und Intimität. Die Therapie solle genau dort ansetzen.

Es geht darum, den beiden Partnern zu helfen, ihre Intimität wiederzufinden, indem wir ihnen ihre geteilten Vorlieben oder gemeinsam erlebte Aktivitäten vor Augen führen. So stärken wir ihre Motivation und die Qualität ihrer Beziehung.

Diese Kombination aus Paar- und Spielsuchttherapie sei bisher noch eine experimentelle Behandlungsmethode. Das Gesundheitsministerium befürworte angesichts der stetig steigenden Zahlen Spielsüchtiger jedoch jeden neuen und innovativen Ansatz.

Aufgrund ihrer kurzen Dauer sei die Wochenend-Therapie in ihrer jetzigen Form jedoch nur als Startpunkt einer langen gemeinsamen Reise anzusehen. Ob sich die Initiative daher langfristig als Therapieform etablieren könnte, bleibt somit fraglich.