Wien: Spielsüchtiger Banker ergaunert knapp 500.000 Euro in fünf Monaten

Posted on: 11/02/2021, 01:58h. 

Last updated on: 11/02/2021, 01:58h.

Das Landesgericht Wien hat gestern einen ehemaligen Bankangestellte zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt, weil er Kunden um knapp eine halbe Million Euro geprellt hatte. Der 31-jährige Familienvater hatte sich selbst angezeigt und seine Taten vollumfänglich gestanden. Motiv für die Veruntreuung der Gelder sei seine Spielsucht gewesen, von der er sich nicht habe lösen können.

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Der spielsüchtige Wiener wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt (Quelle:commons.wikimedia.org/Vindobohann, licensed under CC BY-SA 3.0)

Geld floss in Online-Glücksspiel

Binnen weniger Monate hatte der Angeklagte insgesamt 494.000 Euro von vier Kundenkonten abgezweigt, bevor sein Konstrukt im Oktober 2020 zusammenbrach. Damals, so der 31-Jährige gestern vor dem Wiener Landesgericht, sei ihm alles zu viel geworden.

Zunächst habe er versucht, seine Taten zu vertuschen, indem er die Zusendung der Kontoauszüge an die Betroffenen auf das Jahresende hinausgezögert habe. Mit Fortschreiten des Jahres sei ihm aber klar geworden, dass die Entdeckung des im Mai begonnenen Betrugs unabwendbar gewesen sei.

Vor Gericht erklärte der ehemalige Angestellte einer Wiener Bankfiliale, schwer spielsüchtig zu sein. Die ergaunerten Gelder seien dementsprechend ins Glücksspiel, vornehmlich in Online-Sportwetten geflossen:

Ich bin seit Jahren spielsüchtig. Um meine Sucht zu befriedigen, habe ich das Geld von vier Kunden auf mein Konto transferiert. Gewonnen habe ich selten und wenn, dann habe ich es gleich wieder verspielt.

Milde Strafe trotz hohen Schadens

Der Verteidiger des Mannes hatte hervorgehoben, dass sich sein Mandant zum damaligen Zeitpunkt in einer absoluten Ausnahmesituation befunden habe. So habe dessen Frau sogar eine Vermisstenanzeige aufgegeben, als ihr Mann auf dem Höhepunkt seiner Krise für drei Tage abgetaucht sei.

Experten wie die Leiterin der Spielsuchthilfe Wien, die Psychologin Izabela Horodecki, warnen, dass sich während der Corona-Pandemie psychosoziale und existenzielle Krisen häuften, die sich voraussichtlich auch in den Zahlen der Spielsüchtigen niederschlagen dürften. Die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie seien in diesem Bereich aber erst mit einer längeren zeitlichen Verzögerung auszumachen, die Horodecki auf rund drei Jahre schätzt.

Schließlich sei der Banker von sich aus in der Kanzlei vorstellig geworden und habe die Sachlage geschildert. Der Anwalt habe ihm daraufhin geraten, sich bei der Polizei selbst anzuzeigen. Dem sei der 31-Jährige vollumfänglich nachgekommen. Zudem sei sein Mandant nicht vorbestraft und setze sich im Rahmen einer Therapie mit seiner Suchterkrankung auseinander. All dies, so der Jurist, der das Gericht um eine milde Strafe bat, müsse in der Urteilsfindung berücksichtigt werden.

Das Schöffengericht folgte den Ausführungen und verurteilte den Angeklagten zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung. Gedroht hatten bis zu zehn Jahren Haft. Die Richterin erklärte, dass der Schaden zwar extrem hoch sei, der Mann aber gerade noch rechtzeitig „die Kurve bekommen“ habe. Zum Abschluss gab sie ihm mit auf den Weg, dass er das Urteil als Geschenk betrachten solle und als Chance, die es zu nutzen gelte.