Fußball-Simulationsspiel FIFA: Gaming oder Glücksspiel?

Posted on: 19/06/2021, 05:30h. 

Last updated on: 18/06/2021, 12:35h.

FIFA gehört zu den beliebtesten Spielen in der Gamer-Community und im professionellen E-Sport. Allerdings steht das Spiel von Electronic Arts häufig im Kreuzfeuer der Kritik. Der neuste Spiegel Daily Podcast von dieser Woche enthüllt, dass FIFA von Kritikern keinesfalls als harmlose Unterhaltung betrachtet wird.

Stadion, Geldscheine
Gamer investieren sehr viel Geld in die Zusammenstellung ihrer Mannschaft. (Bild: ea.com, uihere.com, casino.org)

Juan Moreno von Spiegel Daily kommentiert, dass FIFA weit mehr als ein harmloses Sportspiel sei. Vielmehr handle es sich um eine Mischung aus Computerspiel und Online-Casino. Bei FIFA werde der Spieler nicht besser, weil er viel spiele, sondern weil er sich Vorteile erkaufe. Dies betreffe insbesondere FIFAs beliebtesten Modus Ultimate Team.

FIFA 21 ist europaweit das meistverkaufte Spiel. Allein in Deutschland wurde das Spiel etwa 1,5 Millionen Mal verkauft. Im Schnitt kostet jede neue Version des Spiels kurz nach ihrem Erscheinungsdatum 70 Euro.

FIFA 21 gefährlicher als Call of Duty? – Ein Profi-E-Sportler klärt auf

Auf FIFA 21 ist das Siegel USK 0 zu sehen, was bedeutet, dass es als unbedenklich für Kinder und Jugendliche eingestuft ist. Eltern dächten, sie müssten nur einmal für das Spiel zahlen.

Problematisch sei jedoch der Ultimate-Team-Modus, so der Reporter von Spiegel Daily. Wie bei den Panini-Sammelbildern könnten die Gamer Pakete mit Fußballspielern erwerben, in der Hoffnung, einen guten Spieler zu erhalten.

Auf diese Weise könne die Mannschaft je nach individueller Zusammenstellung verbessert werden. Allerdings wisse der Käufer vorher nicht, welche Spieler er erwerbe. Daher werde EA häufig kritisiert.

So sagte der Streamer und E-Sport-Profi für den FC Schalke 04, Tim Latka (22):

So komisch das klingt, das Kind ist durch FIFA mehr gefährdet als durch Call of Duty. Du kannst dir deine Mannschaft nach und nach erspielen und so hat der Modus erstmal viel Potenzial. Das macht auch Millionen von Leuten sehr viel Spaß. Aber es gibt kaum ein Spiel, das sich so auf Lootboxen konzentriert wie FIFA. […] Das Problem an der Sache ist, die richtig guten Spieler kannst du dir nicht kostenlos erspielen. Das ist absolut unmöglich. Die besten Karten bekommst du nur, wenn du Geld reinsteckst.

Wer sich das bestmögliche Team erkaufen wolle, müsse rund 20.000 bis 25.000 Euro investieren, so Latka. Daher sei FIFA weniger ein Fußballspiel, sondern vielmehr eine Art Trading-Tausch-Online-Casinospiel.

Politik handelt nicht ausreichend

Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass sehr viele Jugendliche spielten, müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Zudem seien noch strengere Regulierungen notwendig.

Von EA sei keine Regulierung zu erwarten, so Latka. Wenn sie dazu nicht gezwungen würden, dann täten sie es auch nicht. Vielmehr sei hier die Politik gefragt, auch die in Deutschland, denn dies sei ein Thema, das gerade Minderjährige betreffe. Zudem betreffe Gaming längst nicht nur eine Randgruppe, denn heutzutage spiele gefühlt jeder.

Spiegel habe beim Familienministerium nachgefragt. In diesem Jahr ist ein neues Jugendschutzgesetz verabschiedet worden. In der Ankündigung sagte Familienministerin Franziska Giffey:

Wir wollen eindeutige Symbole, die auf Risiken wie Gewaltdarstellungen oder Kostenfallen hinweisen. Dieser Punkt wurde in den parlamentarischen Beratungen konkretisiert.

Fußballverbände in der Verantwortung

Der Fußball sei im Falle von FIFA ebenfalls in der Verantwortung, so der Spiegel. Um ein Spiel wie FIFA anbieten zu können, müssten die Verbände und die Vereine Lizenzen ausstellen. So könne der Entwickler Originalspieler, -trikots und -stadien im Spiel verwenden. Dafür fließe viel Geld.

Während die FIFA kein Statement zum Thema habe abgeben wollen, sei der DFB zu einer Stellungnahme bereit gewesen. So sagte der Senior Head of Marketing, Holger Merk:

Es ist immer noch in der Verhandlung, obwohl wir jetzt mehr als 20 Jahre eine Partnerschaft mit EA Sports haben. Wir können deren Beweggründe als Wirtschaftsunternehmen durchaus nachvollziehen, die allerdings nicht immer deckungsgleich mit den Interessen sind, die wir als Sportverband haben.

Der DFB und die anderen Verbände sähen derzeit keine Notwendigkeit darin, dem Spielehersteller die Ausstellung der Lizenzen zu verweigern. Vielmehr sehe der DFB seine Aufgabe darin, den bewussten Umgang mit dem Spiel kommunikativ zu begleiten.