Setzen Klagen gegen Spieler dem „Online-Glücksspiel ohne Risiko“ ein Ende?

Posted on: 14/06/2022, 03:03h. 

Last updated on: 14/06/2022, 03:03h.

Deutsche Anwaltskanzleien und Prozessfinanzierer haben in den letzten Jahren vermehrt damit geworben, Spielern eine Rückerstattung ihrer Online-Glücksspiel-Verluste einklagen zu können. Dass die Online-Casinos den Spieß jedoch auch umdrehen können, zeigen mehrere jüngste Gerichtsurteile. Dies berichtete das Nachrichtenportal ISA-Guide unter Berufung auf die Münchener Anwälte Hambach & Hambach.

Mann mit Richterrobe Richter Richterhammer Gesetzbuch
Deutsche Gerichte urteilen vermehrt zugunsten der Glücksspiel-Branche (Symbol: Flickr/Tim Reckmann/CC BY 2.0)

Die Kanzlei habe 2021 die Betreiberin eines Online-Casinos vertreten, gegen die ein Spieler Klage eingereicht habe. Am 3. Mai 2022 habe das zuständige Landgericht die Klage schließlich abgewiesen und geurteilt, dass eine Rückerstattung der Spielverluste nicht zu begründen sei.

Doch der Glücksspiel-Betreiber habe sich mit diesem Urteil nicht begnügt, sondern sei direkt in die Offensive gegangen. So habe das Online-Casino seinen Kunden wegen „ungerechtfertigter Forderungen“ verklagt. Das Gericht habe dieser Klage noch am selben Tag stattgegeben, wodurch für den Spieler hohe Prozesskosten entstanden seien.

Anwälte und Prozessfinanzierer, die mit „erfolgreichen Klagen“ gegen Online-Glücksspiel-Betreiber werben, berufen sich immer wieder auf das Verbot von Online-Casinos vor Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021. Da die in der Regel im Ausland lizenzierten Anbieter in Deutschland „illegal“ agierten, seien die Verträge zwischen Kunde und Casino nichtig. Könne der Spieler nachweisen, sich der Illegalität des Anbieters nicht bewusst gewesen zu sein, liege die Schuld allein beim Anbieter. Daher müssten die Verluste erstattet werden, so die Argumentation.

Dutzende ähnliche Urteile erstritten

Für die auf Glücksspielrecht spezialisierten Anwälte von Hambach und Hambach sei dies nicht die erste gewonnene Klage dieser Art. Insgesamt habe die Kanzlei 14 derartige Urteile gegen zuvor klagende Spieler erstritten. Jedes Mal habe das Gericht entschieden, dass eine Rückzahlung der eingeforderten Verluste jedweder Grundlage entbehre.

Bislang in einem Fall habe die Kanzlei ein rechtskräftiges Berufungsurteil erwirken können. Zunächst habe in diesem Fall das Amtsgericht Euskirchen die Klage eines Spielers abgewiesen. Dieser sei daraufhin in Berufung gegangen, aber auch vor dem zweitinstanzlichen Landgericht Bonn gescheitert.

Insgesamt zeigten die Urteile, dass die deutschen Gerichte keineswegs einheitlich zuungunsten der beklagten Online-Casinos urteilten. Die Kanzlei erklärt:

Insgesamt scheint sich das Blatt immer mehr zugunsten der Industrie zu wenden. Denn auch andere nicht durch die Kanzlei Hambach & Hambach vertretene Glücksspielanbieter erstritten gemeinsam weitere dutzende Urteile, in denen Klagen von Spielern abgewiesen wurden.

Der „Phantasie“ eines „Glücksspiels ohne Risiko“, der die Anwälte der Gegenseite nacheilten, werde somit eine sichtbare Grenze gesetzt. Spieler, die versuchten, ihre Verluste einzuklagen, müssten daher damit rechnen, dass sich das Blatt auch gegen sie wenden könnte.