Boxen: Manuel Charr bleibt trotz Doping Weltmeister

Posted on: 06/11/2018, 12:38h. 

Last updated on: 06/11/2018, 12:47h.

Ende August war der Boxer Manuel Charr positiv auf Doping getestet worden. Nun müssen diese Ergebnisse wohl aufgrund eines Verfahrensfehlers für nichtig erklärt werden und Charr könnte seinen WM-Titel behalten.

Manuel Charr ist Box-Weltmeister
Manuel Charr bleibt vielleicht trotz Doping Weltmeister. (Bildquelle: Flickr)

Der Dopingbefund vor der WM-Titelverteidigung

Für den 29. September war Charrs Kampf gegen den US-amerikanischen Schwergewichtsboxer Fres Oquendo angesagt, in dem er seinen Weltmeister-Titel verteidigen sollte. Am 31. August jedoch wurde Charr bei einem Dopingtest auf zwei anabole Steroide positiv getestet und der WM-Titelkampf wurde abgesagt.

Auf Instagram nahm Manuel Charr zur Dopingprobe wie folgt Stellung:

„Ich kann mir das Ergebnis nicht erklären, werde aber alles dazu beitragen, um es aufzuklären. Ich warte jetzt gespannt auf das Ergebnis der B-Probe und habe mich heute erneut einer unabhängigen und freiwilligen Dopingprobe unterzogen.“

Beim Öffnen der B-Probe allerdings sei es nun zu einem Verfahrensfehler gekommen. Wie Manuel Charr betont, hätte es beim Öffnen der Probe Unstimmigkeiten im Ablauf gegeben und sie sei damit in rechtlicher Hinsicht hinfällig, womit auch die A-Probe ihre Gültigkeit verliere.

Was ist die B-Probe beim Doping?

Der bei einer Dopingkontrolle abgegebene Urin wird in zwei Flaschen aufgeteilt, eine von ihnen wird zur A-Probe, die zweite zur B-Probe. Analysiert wird zunächst das Fläschchen mit der Aufschrift A-Probe. Fällt der Test hierbei positiv aus und es können unerlaubte Substanzen nachgewiesen werden, kann der betroffene Sportler oder auch der jeweilige Sportbund die Analyse der B-Probe verlangen. Fällt diese negativ aus, muss der Athlet freigesprochen werden. Geschehen ist dies beispielsweise im Jahr 2006 bei der Leichtathletik-Olympiasiegerin Marion Jones.

Die Voluntary Anti-Doping Association (VADA) (Seite auf Englisch) in den USA hat zu den Vorwürfen bisher noch keine Stellung bezogen. Gegen die B-Probe hatten sich die Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention schon im Jahr 2008 ausgesprochen. Ihre Abschaffung forderte laut FAZ unter anderem der Internist Professor Jürgen Steinacker:

„Möglicher Spielraum für Manipulation eröffne sich allein schon durch die Tatsache, dass ein positiv getesteter Athlet die B-Probe zur Analyse in einem Labor um die ganze Welt schicken lassen kann: ungekühlt, nach dem Auftauen der zunächst gewählten Lagertemperatur von minus 20 Grad.“

Doping im Boxsport

Der Profi-Boxsport muss sich immer wieder dem Vorwurf stellen, dass es zu wenige Kontrollen gibt und auch systematische Kontrollen fehlen, die unangemeldet beim Athleten daheim stattfinden.

Der frühere Boxprofi und heutige Trainer Robert Rolle bestätigt gegenüber dem Deutschlandfunk, dass Dopingkontrollen im Boxsport seiner Meinung nach viel zu lasch ausfielen:

„Ich habe viele Leute getroffen, die sich über so etwas wie Dopingkontrollen gar keine Gedanken gemacht haben, weil die sich einfach gesagt haben: ‚Nicht einmal bei Meisterschaften finden teilweise Kontrollen statt‘. Die waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie permanent gefeuert haben.“

Im Profi-Boxsport hat es lange an einer zentralen Kontrollinstanz gefehlt. Erst im Jahr 2012 wurde die Voluntary Anti-Doping Association (VADA) gegründet, die sich auf den Boxsport konzentriert und die bisher Boxer wie David Benavidez, Saúl Álvarez und Alexander Powetkin überführen konnte.

Manuel Charr
Manuel Charr ist seit 2005 Profi-Boxer. (Quelle: wikipedia.org)

Konsequenzen haben die Doping-Kontrollen für die großen Boxer bisher aber nur selten.

Der Box-Weltmeister Manuel Charr

Manuel Charr wurde 1984 unter dem bürgerlichen Namen Mahmoud Omeirat Charr in Beirut geboren und verbrachte die ersten Lebensjahre im Libanon. Als Charr fünf Jahre alt war, flüchtete die Mutter mit ihm und fünf seiner Geschwister nach Deutschland. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Berlin zog die Familie nach Gelsenkirchen.

Im Jahr 2001 begann Charr mit dem Kickboxen, wurde Amateurboxer und im Jahr 2005 Profiboxer beim Berliner Sauerland-Boxstall. Unterbrochen wurde seine Boxkarriere im Jahr 2006, als er wegen Verdachts auf versuchten Totschlag in die Schlagzeilen geriet. Zehn Monate lang saß er in Untersuchungshaft, bevor er wegen Mangel an Beweisen freigelassen wurde.

Im November 2017 ist Charr aus dem Kampf um den WM-Titel der WBA mit Ustinow als Sieger hervorgegangen und wurde nach Max Schmeling der erste Schwergewichts-Boxer aus Deutschland, der den Titel erkämpfen konnte.

Zu seinem WM-Titel sagte Manuel Charr auf seiner Homepage:

„Wie alles andere im Leben, habe ich mir auch den WM-Titel sehr hart erarbeitet. Ohne die Unterstützung meines Managers Christian Jäger und meines gesamten Teams wäre dies nicht möglich gewesen.“