Spielsucht-Problem in Süditalien: Kalabrien und Sizilien klären auf

Posted on: 20/06/2021, 05:30h. 

Last updated on: 18/06/2021, 01:57h.

In verschiedenen Regionen Süditaliens steigen die Ausgaben für das Glücksspiel und die Zahl pathologischer Spieler seit Jahren an. In den Regionen Kalabrien und Sizilien fanden Medienberichten zufolge daher an diesem Wochenende verschiedene Aufklärungs-Events statt, die insbesondere junge Menschen auf die Gefahren des Glücksspiels aufmerksam machen sollten.

Calabria Tropea Küste Meer
An diesem Wochenende findet im bekannten Badeort Tropea ein Anti-Spielsucht-Event statt. (Bild: Pixabay)

Wie die Zeitung Corriere della Calabria am Donnerstag berichtete [Seite auf Italienisch], hätten die knapp 1,9 Mio. Einwohner der südlichsten Festlandregion im Jahr 2019 insgesamt 1,79 Mrd. Euro für das Glücksspiel ausgegeben. Das entspreche einer „schockierenden“ Pro-Kopf-Summe von 942 Euro.

Da nicht jeder Bürger Glücksspiele spiele beziehungsweise derart viel für Lotto, Sportwetten, Casino und Co ausgebe, sei davon auszugehen, dass ein besorgniserregender Teil der Gesamtsumme von pathologischen Glücksspielern stamme.

Laut Schätzungen der italienischen Gesundheitsbehörden leiden mehr als 1,3 Millionen Italiener an Spielsucht. Die Dunkelziffer könnte zudem noch deutlich höher liegen. Im Jahr 2019 hätten sich jedoch nur 12.000 Spielsüchtige in Therapie befunden. Im letzten Jahr berichteten italienische Spielsuchtorganisationen von einem starken Anstieg der Online-Glücksspielsucht, die insbesondere im Lockdown und den Schließungen landbasierter Spielstätten begründet sei.

Ein großer Teil der Ausgaben (1,2 Mrd. Euro) entfiele auf Spieler aus den Provinzen Cosenza und Reggio Calabria. In letzterer finde daher an diesem Wochenende ein großangelegtes Aufklärungs-Event statt.

Im Hafen des berühmten Touristen- und Badeortes Tropea sei gestern von 10 bis 18 Uhr der erste „Vela Day“ [Vela = Segeln] gestartet worden. Das Event habe jedoch nichts mit dem Segeln zu tun, sondern sollte vor allem Aufmerksamkeit erregen und ein ernstes Thema über ein unterhaltsames Event vermitteln.

Unterhaltung werde durch diverse spielerische Wettbewerbe geboten, darunter insbesondere Logik-Puzzle und Geschicklichkeitsspiele, die im Team gelöst werden müssten. Bei jedem der Spiele gebe es einen Bezug zum Glücksspiel, um die Teilnehmer für die verantwortungsbewusste Entscheidungsfindung zu sensibleren. Darüber hinaus erhielten Besucher des Events auch Informationsmaterialien zu den Gefahren von Glücksspielen sowie zu den verfügbaren Hilfsangeboten für pathologische Spieler.

Sport statt Glücksspiel

Eine ähnliche Aufklärungsaktion startete in dieser Woche auch in der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Wie die Zeitung Palermo Today am Donnerstag berichtete, handle es sich bei der Aktion „Spiel schlägt Spiel“ [Original: Gioco Scaccia Gioco] um eine längerfristige Aufklärungskampagne über Spielsucht.

Die Initiative richte sich vor allem an jüngere Menschen und solle diesen „gesunde Alternativen“ zum Glücksspiel vermitteln. Projektleiterin Maria Giuseppe Cassenti erklärt:

Es geht darum, in der Region für eine Atempause zu sorgen und auf Spielsucht, die sich in der Gesellschaft wie eine Seuche verbreitet, aufmerksam zu machen und sich ihr entgegenzustellen. Dies machen wir über verschiedene Projekte, die im Moment vor allem sozial-sportlicher Natur sind.

Sportliche Spiele in der Gemeinschaft seien gesund und vermittelten wichtige Werte, erklärt sie weiter. Angeboten würden daher Crossfit, Tanz, Fitness und Kampfsport. Die Teilnehmer lernten dabei, sich sozial zu integrieren und neue positive Beziehungen zu knüpfen. Der Spielsucht, die oft in Isolation beginne und ende, werde so gleichzeitig entgegengewirkt.