Vatikan: Papst Franziskus verbietet Investitionen in Glücksspiel
Posted on: 22/07/2022, 02:06h.
Last updated on: 22/07/2022, 02:07h.
Der Vatikan plant, die Finanzanlagen seiner Institutionen zu zentralisieren und Investitionen in bestimmte Branchen wie Glücksspiel und Pornographie zu verbieten. Damit wolle Papst Franziskus einen Schlussstrich unter die Skandale ziehen, die in den vergangenen Jahren dem Ruf der katholischen Kirche geschadet hätten, berichtete Bloomberg [Seite auf Englisch] diese Woche.
Transparenz und Rechenschaftspflicht gehörten hierbei zu den neuen Vorgaben. Alle vatikanischen Körperschaften, Ministerien und Organisationen müssten ihre Finanzanlagen oder Barguthaben an die Verwaltung des Vermögens des Apostolischen Stuhls (APSA) übertragen.
Der APSA solle als Hauptfinanzinstitut des Vatikans fungieren. Dort sollen die Gelder im Einklang mit den Grundsätzen der Kirche verwaltet werden und „zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beitragen”.
Zahlreiche Skandale in der Vergangenheit
Dutzende von Fonds, die von mit dem Vatikan verbundenen Institutionen mit wenig oder gar keiner zentralen Aufsicht verwaltet würden, seien oft die Ursache für kontroverse Entscheidungen. Zu nennen seien unter anderem der Bankrott der vatikanischen Banco Ambrosiano im Jahr 1982 bis hin zum betrügerischen Kauf eines Gebäudes im Londoner Nobelviertel Chelsea.
Einem Bericht der Financial Times [Seite auf Englisch] zufolge habe sich das Staatssekretariat des Vatikans, das Hunderte Millionen Spenden der Gläubigen verwalte, am Bau von 49 Luxusappartements beteiligt. Das verwaltete Geld sei allerdings für Bedürftige bestimmt gewesen.
Keine Investitionen in Glücksspiel, Prostitution und Waffenindustrie
Die neue Investitionspolitik müsse den realen Wert des Nettovermögens des Heiligen Stuhls erhalten und eine ausreichende Rendite erwirtschaften. Auf diese Weise könne auf nachhaltige Weise zur Finanzierung seiner Aktivitäten beigetragen werden.
Weiter heißt es im päpstlichen Beschluss:
Jegliche Finanzoperationen müssen produktiver Natur sein und jegliche spekulative Absicht ausschließen.
Leerverkäufe und Tagesgeschäfte seien dem neuen Dokument zufolge ebenso verboten wie stark fremdfinanzierte Finanzprodukte und nicht liquide Märkte. Der Vatikan werde zudem von Investitionen in Branchen absehen, die der kirchlichen Lehre widersprechen. Dazu gehöre etwa die Waffen- sowie die Glücksspielbranche.
Auch Pornografie und Prostitution, Abtreibungszentren und pharmazeutische Unternehmen, die Verhütungsmittel herstellen oder mit embryonalen Stammzellen arbeiten, seien nun tabu. Sektoren mit Fokus auf Erdöl und Bergbau, Atomenergie und alkoholische Getränke seien zwar nicht ausgeschlossen, sollten aber generell vermieden werden.
Die Kirche werde ein einjähriges Moratorium einführen, um die erforderlichen Kriterien zu erfüllen. Bis Ende Oktober müssten jedoch alle betroffenen Einrichtungen der APSA mitteilen, welche Anlagen sie besäßen und wer sie verwalte.
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