Schweizer Fußballfans protestieren gegen eSports

Posted on: 25/09/2018, 12:07h. 

Last updated on: 25/09/2018, 12:07h.

Am vergangenen Sonntag, den 23. September, wurde im Stade de Suisse in Wankdorf in Bern das Schweizer Ligaspiel Young Boys Bern gegen den FC Basel ausgetragen. Dort gab es gleich zwei Überraschungen.

Stade de Suisse
Fußballfans protestieren gegen eSports im Stade de Suisse. (Bild: flickr.com)

Spektakulärer Sieg für YB Bern

Bei der Begegnung vor sechs Tagen gegen Manchester United mussten die Berner Kicker eine 0:3 Niederlage einstecken, die sie allerdings nicht hinnehmen wollten. Daher gaben die YB Bern am vergangenen Sonntag beim Spiel gegen den FC Basel im ausverkauften Stade de Suisse alles.

Eigentlich hatten die Baseler Spieler die Absicht, ihren Abstand zu den YB zu verkürzen, doch die Begegnung endete mit einer der größten Niederlagen der Vereinsgeschichte.

Mit einem Spielstand von 7:1 verließen die Spieler nach Abpfiff den Rasen des Berner Stadions. Auch Marcel Koller, der Trainer des FC Basel, konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine derartige Niederlage erlebt zu haben.

Sportfans protestieren gegen eSports

Auch wenn die YB Bern ihre Fans mit einem haushohen Sieg begeistern konnten, so machten die Stadionbesucher ihrem Ärger aus einem anderen Grunde Luft, was dazu führte, dass das Spiel zeitweise unterbrochen werden musste.

Fans des Ultrablocks warfen PS4 Controller und Tennisbälle auf das Spielfeld, die teilweise mit Obszönitäten beschriftet gewesen sein sollen. Anschließend wurde ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Pause genehmigt von Ostkurve Bern“ mit einem riesigen Pause-Zeichen aufgehängt. Auch Fans der Baseler Mannschaft applaudierten.

Der Zorn der Fans richtete sich gegen eSports, denn der Verein investiere nach Aussagen der YB Anhänger viel zu viel Geld in die eSports Teams. Auch der FC Basel soll bekanntgegeben haben, mehr Geld in eSports zu stecken.

Der Schweizer Verband soll sogar planen, eine eigene eSports Liga zusammenzustellen. Sollte es dazu kommen, wäre die Teilnahme an der Liga für die Schweizer Fußballvereine nicht mehr freiwillig, sondern obligatorisch.

Bei den Fans stoßen diese Pläne auf Unverständnis, denn das Zocken an einer Konsole entspreche nicht den Werten des Fußballs, die auch Bewegung und Teamspiel beinhalten. Beim eSports gehe es nur um Profit.

In einem Facebook Post der Ostkurve Bern heißt es:

Wir kämpfen gegen E-Sports!!!

Seit einigen Monaten wird die Thematik E-Sports immer wieder in den Medien und in den Stadien thematisiert. Nun soll im März 2019 von der Swiss Football League eine eigene Liga gestartet werden; dies hat mit unserem Sport und den Werten unseres Vereins rein gar nichts zu tun! Hier geht es nur um den Profit!

Ein Sportverein soll die Menschen zu mehr Bewegung und sportlicher Betätigung anregen. Fussball ist ein Mannschaftssport und kein Einzelsport!

Es darf nicht sein, dass der Plan der Ligaverantwortlichen umgesetzt wird und den Vereinen ein E-Sports Team als Lizenzauflage zur Teilnahme in der höchsten Spielklasse aufgezwungen wird.

Kinder Fußball
Kinder sollen mehr Sport treiben. (Bild: pixabay.com)

Wir als Stadionbesucher müssen uns dagegen wehren, um unseren Sport so zu behalten wie er ist! In der heutigen Gesellschaft sitzen Kinder öfters zuhause vor den Konsolen, anstatt sich mit Freunden sportlich zu betätigen. In einem Sportverein werden den Kindern und Jugendlichen wichtige Werte wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und vor allem Freundschaft vermittelt! Dies sind Werte, welche im E-Sport völlig verfehlt werden. Und dies für den Preis des Profits?! Nicht mit uns!

Gäge E-Sports, hüt und für immer!

Ostkurve Bern

Kinder sollen mehr Sport treiben

Ein zentraler Kritikpunkt, der von den Fans aufgegriffen wurde, ist die Tatsache, dass Kinder ihre Zeit immer mehr vor Konsolen verbrächten und weniger Sport trieben. Auf der anderen Seite werden die Investitionen in eSports von vielen Erstligisten als Möglichkeit gesehen, junges Publikum, das technisch versiert ist, wieder an den traditionellen Fußballsport heranzuführen.

Weiterhin sprechen sich Befürworter des eSports dafür aus, dass die Teams sehr wohl Eigenschaften wie Freundschaft, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit mitbringen sollten, wenn sie gemeinsam Wettkämpfe bei FIFA, LoL oder Overwatch austragen.

Sicher ist die Diskussion darum, ob eSports als echter Sport zu bezeichnen ist, keinesfalls neu. Selbst beim Olympischen Komitee gibt es zu diesem Thema kontroverse Gespräche.

Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, ist einer der Gegner des eSports Trends und sagte, dass „Killerspiele“ nichts bei den Olympischen Spielen zu suchen hätten:

“Natürlich hat jeder Kampfsport seinen Ursprung in einem echten Kampf zwischen Menschen. Aber Sport ist der zivilisierte Ausdruck dafür. Wenn es bei Videospielen dabei geht, jemanden zu töten, kann dies nicht mit unseren olympischen Werten in Einklang gebracht werden.”

eSports und der traditionelle Sport künftig eng verbunden?  

Zahlreiche europäische Fußballclubs wie Manchester City, Schalke 04 oder PSG sind inzwischen auch in eSports eigestiegen. Dabei geht es wahrscheinlich nicht nur darum, die jungen Menschen für den Fußballsport zu begeistern, sondern auch um viel Geld, denn es gibt kaum eine andere Sportart, die so schnell wächst wie eSports.

Es scheint unausweichlich, dass sich der traditionelle Fußballfan mit dem Gedanken auseinandersetzen muss, dass eSports künftig eng mit dem Fußballsport verbunden sein wird.