Kanada: Sammelklage gegen Electronic Arts wegen Lootboxen eingereicht

Posted on: 22/10/2020, 01:04h. 

Last updated on: 22/10/2020, 01:04h.

Der Spiele-Entwickler Electronic Arts (EA) sieht sich mit einer neuen Klage wegen seines Einsatzes von Lootboxen konfrontiert. Wie das Branchenmagazin gamesindustry.biz am Mittwoch berichtet hat, hätten die Kanadier Mark Sutherland und Shawn Moore Ende September Klage gegen das Unternehmen beim Obersten Gerichtshof in British Columbia eingereicht.

Electronic Arts Büros Kanada
Electronic Arts muss sich in Kanada wegen seiner Lootboxen vor Gericht verantworten. (Flickr: „EA – Electronics Arts Office – Canada” by Tony Webster, licensed under CC BY 2.0)

Betreibt Electronic Arts illegales Glücksspiel?

Der Klageschrift (Dokument auf Englisch) zufolge werfen die Kläger Electronic Arts Verstöße gegen kanadisches Recht vor, das illegales Glücksspiel verbiete. Nach Ansicht der Kläger seien Lootboxen mit Glücksspiel gleichzusetzen. Da das Unternehmen über keine Glücksspiel-Lizenz in Kanada verfüge, sei der Einsatz der Lootboxen rechtswidrig.

Die Führung des Unternehmens beschuldigen die Kläger, bewusst gesetzeswidrig zu handeln:

Die leitenden Angestellten und Direktoren von [Electronic Arts] waren sich jederzeit der Rechtswidrigkeit ihrer Unternehmung voll bewusst und unternahmen aktive Schritte, um diese durchzuführen. [Sie] waren rücksichtslos oder absichtlich blind für die Rechtswidrigkeit ihrer Unternehmung.

Die Klage sei im Namen von Sutherland, Moore und jedem anderen Kanadier eingereicht worden, der je Lootboxen von EA erworben habe.

Sie bezieht sich auf mehr als 60 Titel des Spiele-Entwicklers, darunter FIFA, Madden, Battlefield, Mass Effect und Need for Speed. Auch Handyspiele wie Command & Conquer: Rivals, Star Wars: Galaxy of Heroes und WarFriends stehen auf der Liste.

Zusätzlich enthält die Schrift einen Hinweis darauf, dass die Liste nicht erschöpfend sei und mit allen EA-Titeln ergänzt werden könne, die Lootboxen beinhalteten.

Sind Lootboxen Glücksspiel?

Die Klageschrift definiert Lootboxen als „Glücksspiel innerhalb eines Videospiels“, das mit echtem Geld finanziert werde. Es handle sich um eine Art digitales Würfeln um zusätzliche Belohnungen.

Ob es sich bei Lootboxen tatsächlich um Glücksspiel handelt, ist weltweit umstritten. Die britische Regierung hat aus diesem Grund im September eine Online-Umfrage gestartet, die Argumente verschiedener Akteure sammeln soll.

Zuletzt war EA im September für eine Werbeanzeige für FIFA 21-Lootboxen in einem Spielzeugkatalog in Großbritannien kritisiert worden. In Deutschland ist die neueste Version des für seine Lootboxen kritisierte FIFA-Videospiels ohne Altersbeschränkungen erschienen.

Neben der Erstattung der durch die Lootboxen entstandenen finanziellen Verluste der Spieler fordern die Kläger unter anderem, dass die Zustimmung aller minderjährigen Spieler für ungültig erklärt werde.