Sportwetten-Skandal in Sachsen-Anhalt – SPD fordert Totalverbot

Posted on: 29/06/2020, 02:50h. 

Last updated on: 29/06/2020, 05:43h.

Ein Sportwetten-Skandal sorgt aktuell für großen Aufruhr im Landtag von Sachsen-Anhalt. Wie verschiedene Zeitungen am Wochenende berichtet haben, lägen dem Lotto-Untersuchungsausschusses des Bundeslandes eindeutige Hinweise auf einen schwerwiegenden Fall systematischen Wettbetruges vor.

Landtag Sachsen-Anhalt
Verdacht des Wettbetruges bei Oddset Sachen-Anhalt (Bild: Geograph/© Copyright nick smith/CC BY-SA 2.0)

Laut der Lokalzeitung Magdeburger News lägen dem Verdacht die offiziellen Geschäftszahlen des staatlichen Sportwetten-Anbieters Oddset zugrunde. In der Oddset-Liste der zehn höchsten Jahreseinsätze des Jahres 2018 befänden sich allein vier SpielerInnen aus Sachsen-Anhalt.

Innerhalb des Bundeslandes hätten diese vier SpielerInnen mit nur einem Prozent aller gekauften Wettscheine mehr als die Hälfte aller Gewinne erzielt.

Andreas Schmidt, der SPD-Obmann des Untersuchungsausschusses, kommentiert:

Aus den uns vorliegenden Unterlagen können wir erkennen, dass mehrere in Sachsen-Anhalt ansässige Großspieler mit systematischem Vorgehen bei den Oddset-Sportwetten auf Sportereignisse setzen und durch eine Kombination von Wetten Gewinne in erheblichem Umfang erzielen.

Er führt aus, dass dies allein zwar grundsätzlich nicht illegal sei, es jedoch ein starkes Indiz für damit verbundene illegale Aktivitäten (i.e. Spielmanipulation oder Wettbetrug) darbiete.

Vor allem werde der „staatliche Lottoauftrag“ gefährdet, wenn die aus den Gewinnen resultierenden Provisionen für Lottofilialen oder Bezirksstellenleiter derart einseitig verteilt würden.

Ins Visier des Untersuchungsausschusses seien dabei konkret eine Lottostellen-Inhaberin und ihre Mitarbeiterin geraten. Diese seien zur nächsten Tagung des Ausschusses am 3. Juli geladen, um sich in der Angelegenheit zu äußern.

Das Aus für Sportwetten in Sachsen-Anhalt?

Der Verdacht hat erneut eine Grundsatzdiskussion zum Thema Sportwetten im Landtag von Sachsen-Anhalt ausgelöst. Insbesondere die SPD positioniert sich weiterhin gegen die Legalität von Sportwetten, sowohl in Bezug auf die staatlichen Angebote als auch auf die privatgeführten Unternehmen.

Der Webseite des Landtages von Sachsen-Anhalt ist zu entnehmen, dass der staatliche Glücksspielanbieter Lotto Sachsen-Anhalt jährlich gut 600.000 Tipp- und Wettscheine verkauft. Das Unternehmen nehme dadurch 190 Mio. Euro ein. Der Großteil davon werde in Form von Gewinnen ausgezahlt, ein weiterer Teil fließe in die Steuerkasse des Landes. Insgesamt seien 2019 6,3 Mio. Euro in Projekte aus den Bereichen Sport, Kultur oder Umwelt investiert worden.

Die SPD Sachsen-Anhalt kritisiere daher nicht nur die geplante Legalisierung des Online-Glücksspielmarktes. Unterstützt von den Grünen fordere die Partei die Auflösung von Oddset Sachsen-Anhalt.

Dass dieser Forderung nachgegangen wird, scheint jedoch unwahrscheinlich. So ist die CDU, die aktuell die Mehrheit der Sitze im Landtag innehat, gegen ein Verbot.

Auch ist bereits beschlossen worden, dass die künftige Glücksspielregulierungsbehörde für Online-Glücksspiele in Sachsen-Anhalt eingerichtet werden soll.