Zocker-Region Kalabrien: Steigt das Glücksspiel mit der Armut?

Posted on: 08/09/2021, 02:53h. 

Last updated on: 08/09/2021, 02:53h.

Die Bewohner der ärmsten Regionen Italiens geben im Durchschnitt das meiste Geld für das landbasierte Glücksspiel aus. Insbesondere in der süditalienischen Region Kalabrien seien Spielerschützer zunehmend besorgt über das Spielverhalten der Bevölkerung, berichtete am Dienstag die Gazetta del Sud [Seite auf Italienisch].

Catanzaro Gebäude Häuser
Die Gesundheitsbehörde von Catanzaro startet ein Aufklärungsprojekt zu Spielsucht. (Bild: Pxfuel/CC0)

So zeigten die aktuellen Zahlen der italienischen Staatsmonopol- und Zollverwaltungsbehörde (ADM) einen beunruhigenden Trend auf. Die Behörde, die dem italienischen Finanzministerium untersteht, ist u.a. zuständig für die Regulierung des Glücksspiel-Sektors. Daten zur Marktentwicklung gibt die ADM jährlich bekannt.

Den offiziellen Zahlen für das Jahr 2019 zufolge hätten die Einwohner Kalabriens insgesamt 1,8 Mrd. Euro für das landbasierte Glücksspiel (Spielautomaten, VLTs und Rubbellose) ausgegeben. Für das Jahr 2020, in welchem stationäre Glücksspielstätten größtenteils geschlossen blieben, liegen noch keine abschließenden Zahlen vor.

Obwohl die lizenzierten Glücksspiel-Anbieter insbesondere in manchen Regionen Norditaliens insgesamt höhere Nettoumsätze generieren, gäben die Kalabresen, gerechnet auf die geringe Bevölkerungszahl und im Kontext verschiedener Wirtschaftsfaktoren, mit 1.000 Euro jährlich pro Kopf am meisten für das Glücksspiel aus.

Insgesamt generierte der lizenzierte landbasierte Glücksspielmarkt Italiens im Jahr 2019 Umsätze von 74,1 Mrd. Euro und damit 1,7 % weniger als im Vorjahr. Den größten Beitrag leistete mit 14,5 Mrd. Euro die bevölkerungsreiche und wirtschaftlich starke Region Lombardei [Regionalhauptstadt ist Mailand]. Mit 7,6 Mrd. Euro Glücksspiel-Umsatz liegt die Hauptstadtregion Latium auf dem zweiten Platz.

Bezogen auf ihr Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag die Region Kalabrien 2019 mit 17.100 Euro auf dem letzten Platz. Ebenfalls den letzten Platz belegte Kalabrien in Bezug auf das jährliche Durchschnittseinkommen pro Kopf (12.700 Euro). Die Arbeitslosenquote war darüber hinaus mit 21 % die höchste in ganz Italien.

Kalabrische Organisationen schreiten ein

Dem steigenden Glücksspiel-Konsum Einhalt gebieten wolle nun die örtliche Gesundheitsbehörde (ASP) der kalabrischen Provinz Catanzaro, berichtete am Montag auch das regionale Nachrichtenportal LaC News24. Gemeinsam mit drei Regional-Verbänden und Wohltätigkeitsorganisationen habe die ASP das Projekt „Gap“ [Gioco d’azzardo patologico = Spielsucht] ins Leben gerufen.

Hauptziel des Projektes sei, in der Bevölkerung das Bewusstsein über Spielsucht zu schärfen und die Menschen auf verfügbare Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Im Fokus stehe daher Aufklärungsarbeit über alle verfügbaren Kanäle.

Ampelio Anfosso von der am Projekt beteiligten Cooperativa Sociale Zarapoti erklärt:

Es ist alles Teil der Prävention. Es ist wichtig, den Bürgern Informationen über die Risiken und Auswirkungen problematischen Glücksspiels bereitzustellen. Daher haben wir eine große Menge an Materialien erstellt – darunter auch Broschüren, Flugblätter und Zeitschriften – mit deutlicher und ansprechender Graphik und Sprache, um die Botschaft ohne Umwege zu vermitteln.

Neben schriftlichen Informationen solle es auch Gesprächsrunden in verschiedenen Einrichtungen und insbesondere in Jugendzentren geben. Bei den jüngeren Generationen anzusetzen, sei besonders wichtig, erklärt die Organisation weiter. Nur so könne das Problem der Spielsucht langfristig und nachhaltig bewältigt werden.