Britische Regierung erwägt zusätzliche Besteuerung von Glücksspiel-Betreibern

Posted on: 12/06/2019, 01:38h. 

Last updated on: 12/06/2019, 01:38h.

Matt Hancock, der britische Staatssekretär für Gesundheit und Soziales, fordert eine zusätzliche Besteuerung von Online Casinos und Buchmachern. Sein Ziel ist es, auf diese Weise jährlich mindestens 100 Millionen Pfund Sterling aufbringen, um Initiativen gegen Spielsucht zu fördern.

Hand, Geschäftsmann, steigende Kurve
Großbritannien: Bald höhere Steuern für Glücksspielanbieter? (Bild: pixabay.com)

Diese Abgabe solle mindestens 1 % des Umsatzes der Glücksspielunternehmen und Buchmacher betragen. Das Geld solle dann dazu dienen, Forschung und Therapieprogramme für problematisches Spielverhalten zu finanzieren, denn auch in Zukunft würden die Behörden mit den Wohltätigkeitsorganisationen, die sich gegen Spielsucht engagieren, kooperieren.

Hancock sagte, dass diese Maßnahme erforderlich sei, da das System der freiwilligen Abgabe von Beiträgen nicht erfolgreich gewesen sei.

Aktuell gilt in Großbritannien, dass die Glücksspielunternehmen eine freiwillige Abgabe an die Wohltätigkeitsorganisation GambleAware in Höhe von 0,1 % ihrer jährlichen Brutto-Rendite leisten sollen.

Im vergangenen Geschäftsjahr flossen 9,6 Millionen Pfund Sterling an GambleAware. Dieser Betrag lag knapp unter dem Ziel von 10 Millionen Pfund Sterling.

GambleAware sagte, dass im kommenden Jahr angesichts des hohen Bedarfs eine Aufstockung der Finanzierung vonnöten sei. Sollte sich Hancocks Vorschlag durchsetzen, könnte dies bedeuten, dass das Zehnfache an die Organisation fließt.

Bereits 2018 ermahnte die ehemalige Sportministerin Tracey Crouch die ortsansässigen Buchmacher und sagte, sie sollten ihr Verhalten überdenken und mehr in die Suchtbekämpfung investieren.

Auf der anderen Seite forderte der Verband der britischen Buchmacher mehr Transparenz in Bezug auf die Verwendung der Abgaben.

Matt Hancock: „Es wird noch nicht genug gegen Spielsucht getan“

Spielsucht füge den Menschen großen Schaden zu. Nach Ansicht des Politikers nehme die Wettbranche das Problem nicht ernst genug.

Hancock sagte gegenüber der britischen Zeitung „Sun“ [Seite auf Englisch] :

„Ich habe selbst gesehen, wie die Spielsucht Leben zerstört und unserer Gesellschaft schadet. Die Wettbranche hat dieses Problem nicht ernst genug genommen und es versäumt, genügend Verantwortung für die Bekämpfung der Schäden des Glücksspiels zu übernehmen.“

Hancock, der zu den Anwärtern auf das Amt des britischen Prime Ministers gehört, wolle auch das Netzwerk der Fachkliniken erweitern, die Menschen mit problematischem Spielverhalten behandeln.

Die Forderung nach einer obligatorischen Abgabe der Casinos und Buchmacher ist Teil der Kampagne Hancocks.

Im Rahmen seines Wahlkampfes um das Amt des Prime Minister, First Lord of the Treasury and Minister for the Civil Service of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, versprach er unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns auf 10 Pfund Sterling bis zu den nächsten Parlamentswahlen im Jahr 2022.

Waffeln, Portrait Matt Hankock
Hancock verteilt im Rahmen seines Wahlkampfes personalisierte Waffeln. (Bild: twitter.com)

Ein weiteres Wahlversprechen beinhaltet eine Steuersenkung für Werktätige, sobald das Land es sich leisten könne.

Allerdings könnte bezweifelt werden, dass Hancocks Bewerbung um den Posten des Prime Ministers erfolgreich sein wird. Aktuell stehen seine Chancen laut den jüngsten Prognosen auf etwa 1:100.

Zwangsabgaben: kein neuer Vorschlag

Tom Watson, UK Politiker
Tom Watson von der Labour Party forderte bereits vor zwei Jahren höhere Abgaben. (Bild: (wikimedia.org)

Laut den Angaben der britischen Glücksspielbehörde (UKGC) hätten mehr als 430.000 Menschen im Vereinigten Königreich ein Problem hinsichtlich ihres Spielverhaltens.

Dies erzeuge Kosten, die die UKGC auf rund 1,6 Milliarden Pfund Sterling schätzt. In diesem Betrag seien nach Angaben der Behörde Ausgaben für Therapien, Sozialhilfe und auch Verluste in der Arbeitswelt inkludiert.

Eine ähnliche Abgabe, welche die durch das problematische Glücksspiel verursachten Kosten decken sollten, forderte Tom Watson, der stellvertretende Vorsitzende der Labour Party, bereits im Jahre 2017. Watson schwebte ein Fonds vor, in den die Glücksspielunternehmen eine obligatorische Einzahlung tätigen müssten.

Das Geld sollte dann in Forschung, Behandlung von Menschen mit problematischem Spielverhalten und Aufklärungskampagnen investiert werden.

Die Association of British Bookmakers zeigte sich bereits damals diesem Vorschlag gegenüber offen, wenn die Höhe der Abgabe angemessen ausfalle. Sie sagte auch, dass die Branche an einer Zusammenarbeit mit Politik und Wohltätigkeitsorganisationen interessiert sei.

Welcher Weg hinsichtlich der Bekämpfung der Spielsucht in Großbritannien eingeschlagen wird, ist momentan nicht bekannt und könnte höchstwahrscheinlich davon abhängen, wie die Wahl des neuen Prime Ministers ausgehen wird.