Britische Politiker von Glücksspiel-Konzernen mit Geschenken “überschüttet”?

Posted on: 22/02/2022, 01:02h. 

Last updated on: 22/02/2022, 01:04h.

Angesichts der bevorstehenden Überarbeitung der Glücksspielgesetzgebung in Großbritannien sollen Glücksspiel-Konzerne britische Abgeordnete in den letzten sechs Monaten mit hochpreisigen Geschenken überhäuft haben. Wie die Daily Mail [Seite auf Englisch] am Montag berichtete, hätten insgesamt 32 Tory- und Labour-Abgeordnete im vergangenen Jahr VIP-Tickets für Sportveranstaltungen und andere Zuwendungen erhalten.

Mann im Anzug, Krawatte, Geldscheine, Bestechung
Derzeit sollen Glücksspiel-Konzerne britische Politiker reich beschenken. (Bild: shutterstock.com)

Besagte Aufmerksamkeiten im Gesamtwert von über 100.000 GBP haben nun für heftige Kritik gesorgt. Demnach versuchten die Glücksspiel- und Sportwetten-Betreiber, „Freunde im Parlament zu kaufen“, um auf diese Weise weitere Einschränkungen für die Branche zu verhindern, so die Kritiker.

So ging die Spielerschutzorganisation Clean Up Gambling in einem Twitter-Beitrag mit den Abgeordneten hart ins Gericht:

£100.000 Werbegeschenke von Wettanbietern. Abgeordnete sollten es sich zweimal überlegen, ob sie Einladungen von einem Sektor annehmen, der den Großteil seiner Gewinne mit Menschen macht, die Schaden erleiden.

Tory-Abgeordneter als größter Nutznießer

Der konservative Abgeordnete Laurence Robertson soll am meisten von den Aufmerksamkeiten der Glücksspiel-Branche profitiert haben. So soll er vom Glücksspiel-Verband Betting and Gaming Council (BGC) durch seine Beraterrolle zu Sport und sicherem Glücksspiel 24.000 GBP jährlich verdient haben.

200 GBP soll sein Honorar pro Stunde betragen haben. Zudem habe er laut der Daily Mail im letzten Jahr Werbegeschenke im Wert von mehr als 10.000 GBP entgegengenommen.

Auch in diesem Monat hätten sich die Glücksspiel-Konzerne großzügig gezeigt. So hätten Robertson und der Abgeordnete David Warburton vom BGC Tickets für die Brit Awards im Gesamtwert von 3.492 GBP erhalten.

Politiker oder Glücksspiel-Lobbyisten?

Robertson sei Medienberichten zufolge einer von einem Dutzend Abgeordneten gewesen, die am 7. Juli letzten Jahres beim EM-Halbfinale England gegen Dänemark anwesend gewesen seien. Gastgeber sei der Glücksspiel-Konzern Entain gewesen sein.

Bezeichnend sei allerdings die Tatsache, dass Robertson und sein Kollege Scott Benton Stunden zuvor in einer Debatte vor Beschränkungen der Industrie gewarnt hätten.

Robertson sagte, eine strengere Regulierung stelle eine „große Gefahr“ dar und wiederholte die Ansicht des BGC, dass dies den Schwarzmarkt fördere. Benton soll kommentiert haben, dass Bonitätsprüfungen dazu führten, dass die Menschen zu illegalen Betreibern wechseln könnten.

Während derselben Debatte habe der Labour-Abgeordnete John Spellar geäußert, dass Reformen „Großbritanniens Attraktivität als Casino-Destination aufrechterhalten“ müssten. Spellar soll zuvor von Power Leisure Bookmakers Tickets im Wert von 1.961 GBP für das Euro-Spiel England gegen Deutschland erhalten haben.

Der BGC verteidigte das Vorgehen. So erklärte ein Sprecher des Verbands, dass die Gastfreundschaft im Einklang mit den parlamentarischen Regeln stehe und vollständig deklariert und transparent sei. Dennoch dürfte ein gewisses „Geschmäckle“ zurückbleiben.