Einstufung von Krypto als Glücksspiel? Branche warnt vor Fehl­einschätzungen

Posted on: 22/05/2023, 11:06h. 

Last updated on: 22/05/2023, 11:09h.

In der vergangenen Woche forderte der britische Finanzausschuss, den Handel mit Kryptowährungen als Glücksspiel zu regulieren. Branchenvertreter sehen dies der Financial Times zufolge als „Rückschritt“ an und machen darauf aufmerksam, dass diese Forderung nicht der Haltung der britischen Regierung entspreche.

Kryptowährung, Bitcoin
In Großbritannien sind Diskussionen darüber entbrannt, ob der Handel mit Krypto als Glücksspiel zu klassifizieren ist. (Bild: Pixabay)

In einem vom britischen Parlament veröffentlichten Bericht betonte der Finanzausschuss, eine parteiübergreifende Abgeordneten-Gruppe, Kryptowährungen wie der Bitcoin hätten keinen „inneren Wert“. Sie würden keinem sozialen Zweck dienen. Zugleich würden sie große Mengen an Energie verbrauchen und zu kriminellen Zwecken wie Betrug und Geldwäsche eingesetzt werden.

Der Ausschuss komme außerdem zu dem Schluss,

…dass Kryptowährungen angesichts ihrer Preisvolatilität und des Verlustrisikos erhebliche Risiken für die Verbraucher bergen. Da der Handel mit ungesicherten Kryptowährungen eher einem Glücksspiel als einer Finanzdienstleistung ähnelt, fordern die Abgeordneten die Regierung auf, ihn als solchen zu regulieren.

Der Financial Times gegenüber erklärte Ian Taylor, Vorstandsberater der Branchengruppe CryptoUK, er verstehe nicht, wie die Abgeordneten zu dieser Einschätzung gekommen seien. Vielmehr sei es so, dass die Krypto-Technologie eine Vielzahl von Vorteilen für die Finanzmärkte mit sich bringe.

Krypto – Glücksspiel oder Finanzprodukte?

Auch die Haltung der Regierung scheint die Einstellung des Finanzausschusses nicht widerzuspiegeln. Dies lässt sich aus einer Regierungserklärung vom vergangenen April schlussfolgern. Darin hatte die Regierung angekündigt, Großbritannien zu einem globalen Zentrum für Krypto-Asset-Technologie machen zu wollen.

Diese Pläne der Regierung unterstreichen aktuelle Statements, so zum Beispiel eine Rede des Wirtschaftsministers Andrew Griffith beim Krypto-Gipfel der Financial Times. Auf dem Event, das Anfang des Monats stattfand, habe Griffith der Financial Times zufolge erklärt, die Regierung

… versucht sicherzustellen, dass das Vereinigte Königreich ein wirklich guter Ort ist, um Geschäfte zu machen, wenn man versucht, von den Vorteilen dieser erstaunlichen Welt zu profitieren, des ganzen Web 3.0, in dem Krypto eine wirklich mächtige […] Technologie sein kann.

Zu den Plänen der Regierung gehörte laut ihrem Statement vom vergangenen Jahr auch, das britische Steuersystem an einen wettbewerbsfähigen Krypto-Asset-Markt anzupassen. Wie eine Besteuerung jedoch aussehen könnte, wenn Krypo-Assets als Glücksspiel reguliert werden würden, sei vollkommen unklar. Dies betonte Ben Lee, Mitarbeiter im Krypto-Team der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen LLP.

Eine Änderung der Haltung der britischen Regierung sei trotz des Berichts des Finanzausschusses Analysten zufolge derzeit nicht zu erwarten. Ob sich dies in Zukunft ändern könnte und künftig eine Zuordnung von Krypto zum Glücksspiel erfolgt, ist momentan nicht absehbar.