Geldwäsche-Ermittlungen in Australien: 1 Mrd. AUD jährlich mit Spielautomaten gewaschen
Posted on: 29/11/2021, 01:05h.
Last updated on: 29/11/2021, 01:05h.
Die australischen Behörden sollen Beweise dafür gesammelt haben, dass die 95.000 Spielautomaten in Clubs und Bars in New South Wales (NSW) für Geldwäsche genutzt wurden. Hochgerechnet auf andere Bundesstaaten Australiens könne es sich bei den „gewaschenen“ Beträgen um mehr als eine Milliarde AUD handeln, berichtete der Sydney Morning Herald [Seite auf Englisch] am Sonntag.
Einem gemeinsamen Bericht der Medienunternehmen The Age, The Sydney Morning Herald und 60 Minutes zufolge lägen Beweise vor, dass ein Geldwäsche-Syndikat von Kneipen und Clubs in NSW und Queensland operiere.
Allein in Sydney seien rund 140 Kneipen und Clubs sowie 130 Spieler als verdächtig eingestuft worden. Dabei handele es sich nur um die Metropole und nicht um den gesamten Bundesstaat NSW, erklärte Chef-Ermittler David Byrne.
Gelder, die aus Straftaten stammten, würden nach dem Geldwäsche-Prozess zu Glücksspiel-Gewinnen. Byrne führte aus:
Wir sprechen im schlimmsten Fall von Kindesmissbrauch, Menschenhandel, Waffenhandel … Terrorismusfinanzierung – all das kann in einem Wort als Geldwäsche zusammengefasst werden.
Bekämpfung der Geldwäsche mit Spielautomaten
Das Ausmaß der Geldwäsche-Aktivitäten wird deutlich bei Betrachtung eines Falles, der in NSW bekannt wurde. So soll eine 33-jährige Frau aus Sydney rund 38 Mio. AUD in Spielautomaten in NSW, Canberra und Victoria umgesetzt haben, um durch Menschen- und Drogenhandel erwirtschaftete Gelder zu „reinigen“.
Die Frau sei zwar bereits zweimal vom The Star Casino in Sydney ausgeschlossen worden und ihre verdächtigen finanziellen Transaktionen seien von den Banken bemerkt worden. Dennoch habe sie seit 2015 weiterhin in Kneipen und Clubs ihre Aktivitäten unbehelligt fortsetzen können.
Laut dem Sydney Morning Herald sei Byrne der erste hochrangige Beamte, der sich der mächtigen Glücksspiel-Lobby in Australien entgegengestellt habe. Byrnes Aussage zufolge handele es sich bei Geldwäsche und organisierter Kriminalität keinesfalls um einen Mythos.
Die Bekämpfung der Geldwäsche sei jahrelang von Lobbyisten sowie von Vertretern der Politik behindert worden, so der Sydney Morning Herald. So sei der NSW-Minister Victor Dominello, der Reformen zur Bekämpfung der Geldwäsche habe durchsetzen wollen, privaten Drohungen ausgesetzt gewesen.
Ein Lobbyist der Spielautomatenindustrie soll das Büro von Herrn Dominello gewarnt haben, dass es für ihn „hässlich“ werden könne, wenn er an seinen Reformen weiterhin festhalte. Ähnliches soll auch Premierministerin Julia Gillard widerfahren sein. Daraufhin habe sie vor den Wahlen im Jahre 2013 ihr Spielautomaten-Reformpaket fallenlassen.
Byrne wolle seinen Kurs auch weiterhin unbeirrt verfolgen. Als erste Maßnahme im Kampf gegen Geldwäsche könne die bargeldlose Zahlung ihren Beitrag leisten. Auf diese Weise könnten Analysten und Ermittler in Zusammenarbeit mit der NSW Crime Commission und der Anti-Geldwäsche-Agentur Austrac Erträge aus kriminellen Aktivitäten leichter identifizieren.
So werde verhindert, dass Personen mit einem Beutel voller Bargeld 30.000 AUD und mehr in die Automaten steckten. Es werde den Geldwäsche-Prozess definitiv stören und könne einen großen Beitrag dazu leisten, die Häufigkeit der Vorfälle zu reduzieren, so Byrne.
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