Brasiliens Gerichte stärken Spielerrechte am legalen Wettmarkt
Posted on: 28/07/2025, 03:07h.
Last updated on: 27/07/2025, 04:19h.
- Zwei aktuelle Gerichtsfälle rücken den Spielerschutz in Brasiliens Wettmarkt in den Fokus.
- Gericht verpflichtet HS do Brasil zur vollständigen Auszahlung trotz nachträglicher Quotenänderung.
- Zweiter Anbieter wird per öffentlicher Bekanntmachung zur Zahlung von 169.000 BRL aufgefordert.
Brasiliens boomender Wettmarkt steht unter rechtlichem Druck. Am 21. Juli 2025 entschied ein Gericht in einem Verfahren gegen HS do Brasil. Parallel dazu sorgt ein zweiter Fall für Aufmerksamkeit. Ein Spieler behauptet, insgesamt 169.000 BRL (etwa 28.800 Euro) mit dem beliebten Spiel Fortune Tiger gewonnen zu haben. Da der Betreiber nicht auffindbar ist, wurde eine öffentliche Vorladung eingeleitet. Brasiliens Glücksspielmarkt steht zunehmend unter regulatorischer und gerichtlicher Beobachtung.

Am 21. Juli 2025 entschied ein Gericht in einem Verfahren gegen HS do Brasil, den lokalen Betreiber von bet365, zugunsten eines Spielers. Dieser hatte während eines Baseballspiels zwischen den New York Mets und den Toronto Blue Jays live darauf gewettet, dass im zweiten Inning mindestens ein Punkt fällt.
Die Wette war erfolgreich und dem Nutzer wurden 2.467,40 BRL (etwa 415 Euro) gutgeschrieben. Doch nach dem Spiel korrigierte der Anbieter die Quote rückwirkend und zog 774 BRL ab.
Der Anbieter HS do Brasil begründete die nachträgliche Abweichung mit einem angeblichen Preisfehler aufgrund von Livequoten-Schwankungen.
Richterin Andreza Alves de Souza wies diese Argumentation zurück. Sie stellte klar, dass das Verhältnis zwischen Spieler und Anbieter dem brasilianischen Verbraucherschutzrecht unterliegt. Die rückwirkende Änderung der Quote verletze die Vertragsbedingungen. Das Gericht ordnete daher die vollständige Rückzahlung des abgezogenen Betrags an.
Weitere Forderungen des Klägers, etwa doppelte Rückerstattung oder 10.000 BRL Schadenersatz, wurden mangels Nachweis vorsätzlichen Fehlverhaltens abgelehnt. Das Urteil wurde am 21. Juli 2025 gefällt. Bei Nichterfüllung droht dem Betreiber eine zusätzliche Geldstrafe von 10 %.
Wettanbieter mit offener Gewinnschuld von 169.000 BRL untergetaucht
Parallel zum HS do Brasil-Vorfall sorgt ein zweiter Fall für Aufmerksamkeit. Ein Spieler behauptet, bei der Plattform MCR 73 Investimento LTDA insgesamt 169.000 BRL mit dem beliebten Spiel Fortune Tiger gewonnen zu haben. Doch eine Auszahlung wurde ihm verweigert. Nachdem weder Spieler noch das Gericht einen offiziellen Ansprechpartner oder Firmensitz des Betreibers ausfindig machen konnten, wurde eine öffentliche Vorladung eingeleitet.
Der Anbieter hat nun 20 Geschäftstage Zeit, um zu reagieren. Sollte keine Antwort erfolgen, könnten die Aussagen des Spielers als zutreffend gewertet und das Urteil ohne Gegenwehr gefällt werden.
Brasiliens expandierender Wettmarkt gerät zunehmend ins Visier der Justiz. Seit Beginn der Marktöffnung Anfang 2025 hat Brasilien zwar fast 4 Milliarden BRL an Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel verzeichnet, doch politische Stimmen fordern strengere Auflagen. Finanzminister Fernando Haddad nannte den Markt kürzlich ein „Chaos“ und schlug eine Erhöhung der Steuer auf Bruttospielerträge von 12 % auf 18 % vor. Branchenverbände warnen jedoch vor negativen Folgen und einer möglichen Stärkung des illegalen Sektors.
Während internationale Anbieter wie bet365 bereits von lokalen Gerichten zur Rechenschaft gezogen werden, geraten auch kleinere Plattformen ins Visier. Insbesondere wenn sie Spielerrechte verletzen.
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