5 % Nintendo-Anteile gekauft: Saudi-Arabien vergrößert Einfluss in der Gaming-Branche

Posted on: 19/05/2022, 02:11h. 

Last updated on: 19/05/2022, 02:13h.

Der Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien hat eine Beteiligung von 5,01 % an Nintendo Co Ltd (7974.T) erworben. Der Staatsfonds wolle auf diese Weise sein Engagement in der japanischen Videospiel-Branche erhöhen, berichtete Reuters [Seite auf Englisch] am Mittwoch.

Mohammed bin Salman
Kronprinz Mohammed bin Salman leitet den milliardenschweren Staatsfonds. (Bild: flickr.com,
U.S. Secretary of Defense)

Dies sei bereits die dritte Investition in ein japanisches Spieleunternehmen, die PIF, der von Kronprinz Mohammed bin Salman geleitet wird, getätigt hat. Reuters zufolge habe der PIF auch Anteile von Capcom und Koei Tecmo erworben.

Japanische Unternehmen seien derzeit aufgrund des schwachen Yen für Investitionen interessant. Doch auch in das südkoreanische Unternehmen Nexon seien Gelder aus Saudi-Arabien geflossen.

Hideki Yasuda, Senior Analyst bei Toyo Securities, kommentierte die jüngsten Investitionen in Gaming-Aktien:

Saudi-Arabien hat seine Bemühungen verstärkt, eine eigene Inhaltsindustrie aufzubauen, und diese Reihe von Investitionen in japanische Spieleunternehmen ist wahrscheinlich eine Möglichkeit für sie, von Japan zu lernen.

Interessanterweise soll Nintendo von der Investition nichts gewusst haben. Erst aus den Nachrichten habe man davon erfahre, erklärte ein Nintendo-Sprecher auf Anfrage von Bloomberg. Derzeit wolle sich Nintendo nicht dazu äußern.

Gaming und Unterhaltung statt Öl und Gas

Nintendo Switch
Saudi-Arabien investiert in Gaming-Unternehmen wie Nintendo. (Bild: pixabay.com)

Die Welt bewegt sich derzeit von fossilen Energiequellen wie Gas und Öl weg. Öl und Gas machen laut OPEC 70 % der Exporte Saudi-Arabiens und die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus.

Der Staatsfonds PIF mit einem Kapital von 600 Mrd. USD solle der wirtschaftlichen Umgestaltung des Landes dienen. Videospiele seien ein wichtiger Investitionsbereich für den PIF, berichtet Reuters.

Ende 2020 tätigte der PIF eine Investition in Höhe von 3 Mrd. USD in kleinere Beteiligungen an den amerikanischen Spieleverlagsgiganten Activision Blizzard und Take-Two.

Eine Tochtergesellschaft der Kronprinzenstiftung besitzt auch fast den gesamten Metal Slug- und The King of Fighters-Entwickler SNK.

Der PIF betreibt auch sein eigenes Videospiel- und E-Sport-Unternehmen Savvy Gaming Group (SGG). Erst im Januar dieses Jahres sorgte ein milliardenschwerer Deal für Schlagzeilen.

So hat die SGG den Kölner E-Sport-Veranstalter ESL Gaming Group und dessen Konkurrenten Faceit für insgesamt 1,5 Mrd. USD übernommen. ESL und Faceit sollen nun in ein Unternehmen zusammengeführt werden.

Doch nicht nur die Gaming-Branche ist das Ziel der Investitionen. So besitze Saudi-Arabien bereits eine Beteiligung von 5 % an Uber sowie kleinere Anteile an Disney, Facebook und Boeing. Im Jahr 2021 führte PIF ein Konsortium an, das den Newcastle United Football Club aus der englischen Premier League kaufte.

Wirtschaft blickt mit Besorgnis auf die Entwicklung

Doch nicht alle Analysten bewerteten die Investitionen des PIF in die Gaming-Branche positiv. Einige Experten vermuten, dass es sich dabei um reine Investitionen zur Gewinnmaximierung handele.

Kritiker sprechen zudem von einer Art Finanz-PR oder Schönfärberei, die den undemokratischen Staat näher an die globale Wirtschaft heranführen solle. Besorgniserregend sei, dass das „Gespenst von Saudi-Arabien“ die globale kulturelle Bühne beeinflussen könne.

Saudi-Arabiens Führung wird von der internationalen Presse oft kritisiert. So soll bin Salman für den Mord an Jamal Khashoggi, dem Journalisten der Washington Post, verantwortlich gewesen sein.

Ein Blick auf die Bilanz der Menschenrechtsverletzungen des Landes ist düster. Körperliche Bestrafung, Folter und die Todesstrafe sind im Land gängige Praxis. Die Meinungsfreiheit wird stark beschnitten, Frauen sind in diesem Land so gut wie rechtlos.