Skandal um Rennpferd Justify – positiver Drogentest vertuscht?

Posted on: 13/09/2019, 01:57h. 

Last updated on: 18/10/2019, 09:43h.

Ein Bericht der New York Times brachte am Mittwoch einen vermeintlichen Skandal aus dem US-amerikanischen Pferderennsport ans Licht. Demnach sei das renommierte Rennpferd Justify, welches 2018 den Triple Crown gewann, kurz vor Beginn des Turniers positiv auf eine illegale Substanz getestet worden.

Rennpferd Justify beim Belmont Park Rennen
Gewann Justify zu Unrecht den Triple Crown? (Bild: Wikimedia/ Mike Lizzi from Nassau County , USA)

Während unklar ist, ob die Substanz absichtlich verabreicht wurde oder der positive Test die Folge einer Kontaminierung ist, liegt der eigentliche Skandal darin, dass Justify nicht vom Rennen suspendiert wurde und der Vorfall scheinbar unter den Teppich gekehrt werden sollte.

Scopalamin im Blut

Die Meldung der Tageszeitung New York Times, welche am Mittwoch einen vermeintlichen Drogen- und Vertuschungsskandal innerhalb des kalifornischen Pferdesportes zu Tage förderte, dürfte der Branche erneut einen folgenschweren Dämpfer verpassen.

Es geht um das in der Branche berühmte Hengstfohlen Justify, welches seinem Trainer, Bob Baffert, im letzten Jahr zu dessen zweiten Sieg des Triple Crown Turniers verhalf.

Der Triple Crown of Thoroughbred Racing wird jedes Jahr im Mai und Juni abgehalten und umschließt die drei Rennen Kentucky Derby, Preakness Takes und Belmond Stakes. Um den Titel des Turniers zu gewinnen, muss dasselbe Rennpferd bei allen drei Rennen die erste Position erreichen. Dies ist in der 144-jährigen Geschichte des Turniers erst 13-mal geschehen, zuletzt im Jahr 2018 durch das Rennpferd Justify.

Dem Bericht zufolge sei Justify noch vor Antritt des Rennens positiv auf die Substanz Scopolamin getestet worden, einen Wirkstoff, der in der Medizin als Hemmstoff und im Pferdesport als illegaler Leistungssteigerer eingesetzt wird. Ein unmittelbarer Ausschluss vom Turnier hätte folgen müssen.

Eine absichtliche Verzögerung der Überprüfung?

Der Grund, warum Justify trotz des positiven Testes am Rennen teilgenommen habe, liege laut dem California Horse Racing Board [Seite auf Englisch] daran, dass eine gründliche Überprüfung derartiger Testergebnisse schlicht Zeit brauche.

Der ursprüngliche Test sei demnach durchgeführt worden, unmittelbar nachdem Justify am 7. April 2018 den Santa Anita Derby in Kalifornien gewonnen hatte. Am 18. April seien die Ergebnisse aus dem Labor zurückgekommen. Erst am 1. Mai seien diese Ergebnisse für eine erneute Überprüfung eingereicht worden.

Rick Baedeker, der Leiter des Boards, rechtfertigte die vermeintliche Verzögerung wie folgt:

Es gab keine Möglichkeit, den investigativen Bericht abzuschließen, bevor der Kentucky Derby begann. Das wäre unmöglich gewesen. Es wäre nicht nur unmöglich, sondern auch achtlos und verantwortungslos gewesen, von einem Prüfer zu verlangen, seine Arbeit, die für gewöhnlich zwei Monate dauert, innerhalb von fünf oder acht Tagen abzuschließen.

Doch auch Justifys Trainer Baffert schien nicht unmittelbar über die Testergebnisse informiert worden zu sein. Erst am 26. April, neun Tage vor Beginn des Kentucky Derby, habe das Board ihm erstmals mitgeteilt, dass sein Pferd positiv auf Scopalamin getestet worden sei.

Die endgültige Bestätigung der Testergebnisse hingegen sei erst am 8. Mai, drei Tage nach dem Kentucky Derby, abgeschlossen worden.

Vorfall unter den Teppich gekehrt?

Laut der New York Times hört der Skandal hier längst nicht auf. Zwei Monate, nachdem Justify das dritte Rennen für sich entschied, habe das Board die gesamten Unterlagen über die Untersuchung vernichtet, ohne dass diese je öffentlich zur Sprache gekommen seien.

Gleichzeitig habe das Board die grundsätzlichen Regeln bezüglich der Substanz Scopalamin geändert. Sollte ein Pferd künftig positiv auf die Substanz getestet werden, seien deutlich mildere Strafen zu erwarten als noch vor dem Vorfall.

Warum ausgerechnet Scopalamin?

Während der Umgang mit den Testergebnissen seitens des Boards eindeutig Fragen aufwirft, bemühte sich Trainer Baffert, vor allem seine eigene Weste wieder reinzuwaschen. Baffert beteuert demnach, dass das positive Testergebnis klar durch eine Kontaminierung zustande gekommen sein muss.

Unwahrscheinlich ist seine Version nicht. So ist der leistungssteigernde Effekt dieser Substanz grundsätzlich deutlich schwächer als bei anderen illegalen Mitteln und somit für Trainer, die betrügen wollen, deutlich weniger interessant.

Des Weiteren gibt es Pflanzen, wie beispielsweise den Gemeinen Stechapfel, der häufig mit Scopalamin kontaminiert ist und von Pferden gern als Nahrung aufgenommen wird. Ob dies die tatsächliche Ursache für Justifys Testergebnis ist, wird vermutlich jedoch nie aufgedeckt werden können.

Die Medien sind sich indes einig, dass es sich hier um einen absichtlichen Vertuschungsversuch handle. Auch die Tierschutzorganisation PETA äußerte sich mit Empörung zum Thema:

Dieser unangenehme Vertuschungsversuch ist ein Betrug an allen Personen, die Pferdewetten platzieren, sowie an den wahren Gewinnern der Derbys in Santa Anita und Kentucky. Baffert sollte suspendiert und zur Verantwortung gezogen werden und Justifys Triple Crown Sieg sollte für ungültig erklärt werden.

Für Fans des Pferdesports und all jene, die im betroffenen Turnier ihre Wetten abgaben, ist der Vorfall sicherlich eine Enttäuschung. Dass diese nämlich ihre Einsätze zurückerhalten, ist äußerst unwahrscheinlich.