Britische Mediziner fordern höhere Spielsucht-Abgabe von Glücksspielunternehmen
Posted on: 14/03/2022, 09:57h.
Last updated on: 14/03/2022, 10:43h.
In Großbritannien haben führende Mediziner von Suchtkliniken eine stärkere Beteiligung der Glücksspielunternehmen an den Behandlungskosten für Spielsüchtige gefordert. Neben der Abgabe verlangen sie die Einrichtung einer unabhängigen Gesundheitsorganisation, um die Spielsucht wirksamer bekämpfen zu können.
Die jetzigen Beiträge der Glücksspielfirmen seien zu niedrig, um die Kosten zu decken, so Prof. Henrietta Bowden-Jones, Direktorin der National Problem Gambling Clinic. Dem schloss sich Dr. Matt Gaskell, klinischer Leiter des NHS Northern Gambling Service, in einem gemeinsamen Statement an.
In einem auf dem News-Portal der Social Market Fundation [Seite auf Englisch] veröffentlichten Aufruf der beiden Top-Mediziner heißt es:
Die ranghöchsten NHS-Mediziner, die Spielsucht behandeln, fordern heute, dass die Glücksspielindustrie eine neue, millionenschwere gesetzliche Abgabe zur Finanzierung der Prävention und Behandlung von glücksspielbedingten Schäden leisten muss.
Die zu gründende Organisation solle nicht unter Aufsicht des für das Glücksspiel zuständigen Ministeriums für Digitales, Kultur, Medien und Sport arbeiten. Stattdessen solle sie direkt dem Gesundheitsministerium unterstellt sein.
Abgaben nach Verursacherprinzip
Die von ihr koordinierten Behandlungsmaßnahmen für Spielsüchtige müssten nach Ansicht der Mediziner durch eine millionenschwere Zwangsabgabe der Branchenunternehmen finanziert werden. Durch die „Spielsucht-Steuer“ könnten jährlich zweistellige Millionenbeträge generiert werden.
Die Gelder sollen nach Ansicht der Ärzte nach dem Verursacherprinzip aufgebracht werden. Wer den größten Schaden unter Spielern anrichte, müsse folglich am meisten für die Behandlung der Spielsucht bezahlen.
Die Forderung der NHS-Ärzte fällt in eine Phase, in der in britischen Ministerien intensiv über die Neuformulierung des veralteten Glücksspielgesetzes debattiert wird. Spielerschutz-Organisationen wie GambleAware und Politiker aller Parteien fordern dabei eine stärkere Kontrolle der Glücksspielbranche und bessere Maßnahmen zum Schutz der Spieler.
Bowden-Jones und Gaskell vertreten die Auffassung, dass die aktuellen Beiträge der Anbieter zum Spielerschutz finanziell nicht ausreichen. Die freiwilligen Abgaben einiger Unternehmen seien zu gering, um britische Spieler wirksam vor den schädlichen Auswirkungen des Glücksspiels zu bewahren.
Es müsse eine langfristige Strategie zur Umsetzung des Spielerschutzes gefunden werden. Ziel solle sein, die Glücksspielschäden innerhalb der kommenden fünf Jahre zu halbieren. Aus diesem Grund müsse die neue Organisation bis zum Jahr 2024 einsatzbereit sein.
Es liege dann an ihr, die Höhe der neuen Abgaben je Anbieter festzulegen. Für eine optimale Wirksamkeit der Maßnahmen solle sich die Leitung mit Ärzten, Forschern, der britischen Glücksspielbehörde und anderen Experten austauschen. Eine Antwort von Glücksspielfirmen oder den zuständigen Ministerien auf die Forderungen blieb bisher aus.
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