Glücksspiel-Werbeverbot: Vorwurf der Bestechung gegen Belgiens Nationallotterie

Posted on: 13/06/2022, 04:14h. 

Last updated on: 13/06/2022, 04:20h.

Das geplante Verbot von Glücksspiel-Werbung in Belgien sorgt seit einigen Monaten für Aufruhr in der Branche. Nun ist die Nationallotterie des Landes in den Fokus der Diskussionen geraten. So stehe der Vorwurf im Raum, dass die Lotterie der Regierung höhere Abgaben versprochen habe, wenn diese ein Glücksspiel-Werbeverbot einführe. Dies berichtete die Zeitung Le Soir [Seite auf Französisch] am Sonntag.

Loterie Nationale, Kugeln, Haus
Die Lotterie sowie Belgiens Justizminister weisen den Vorwurf vehement ab (Bild: shutterstock.com)

Von dem geplanten Werbeverbot seien alle privatgeführten Glücksspiel-Unternehmen im Land betroffen. Diese dürften unter anderem keine TV- und Print-Werbung in Auftrag geben oder Sponsoren-Partnerschaften im Sport unterhalten. Die Nationallotterie hingegen sei von dem Werbeverbot nur am Rande betroffen.

Diese dürfe auch weiterhin für Lottospiele und Rubbellose werben, nicht aber für ihre Randprodukte wie Spielautomaten. Der Vorwurf, dass sich der Lotto-Monopolist für ein Werbe-Verbot einsetze, um „die Konkurrenz auszuschalten“, sei nun zudem durch einen geleakten Brief bestärkt worden.

Forderung der Lotterie anderen Ursprungs?

Der Brief, der Le Soir und Het Laatste Niuews vorliege, sei auf den 1. Oktober 2021 datiert. Verfasser sei Lotto-Chef Jannie Haek, Empfänger Sammy Mahdi, Staatssekretär für Migration und Verantwortlicher für die Nationallotterie.

Haek soll darin erklärt haben, dass die Lotterie bereit sei, ihre Monopolabgaben an den Staat in den Jahren 2022, 2023 und 2024 von 135 auf 145 Mio. zu erhöhen. Im Gegenzug erwarte der Lotto-Anbieter „eine Verschärfung der Gesetze für private Glücksspiel-Anbieter“.

Die Lotterie habe dabei drei konkrete Vorschläge geäußert:

  • Eine strikte digitale Trennung von Sportwetten und anderen Glücksspielen, die nur auf separaten und nicht mit einander verlinkten Webseiten anzubieten seien
  • Ein tägliches Einsatzlimit für Online- und terrestrische Spielautomaten
  • Ein Totalverbot von Werbung für Glücksspiele, die als besonders riskant gälten

Wie ein Sprecher der Lotterie nun gegenüber Le Soir erklärt habe, seien die Vorschläge keinesfalls als „Bestechung“ zu sehen. So sei eine Erhöhung der Monopol-Abgaben bereits seit längerem im Gespräch. Allerdings könne sich die Lotterie die Mehrkosten nur dann leisten, wenn die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft verringert werde.

Schließlich habe die Nationallotterie in den letzten Jahren finanziell unter dem Aufkommen immer mehr privater Glücksspiel-Anbieter leiden müssen.

Justizminister bestreitet Vorwurf vehement

Auch der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne, der sich zuletzt stark für das Werbeverbot ausgesprochen hatte, weist den Vorwurf der Bestechung zurück. Gegenüber der Presse sagte der Politiker am Wochenende:

Der Grund, warum wir Glücksspiel-Werbung verbieten wollen, ist unser Bestreben, gegen die zerstörerischen Folgen von Spielsucht zu kämpfen. All dies hat nichts mit dem Brief der Lotterie zu tun. Der Vorwurf, dass ich mich von der Nationallotterie beeinflussen lasse, ist absolut falsch. Die Wahrheit ist, dass die Glücksspiel-Lobby erneut versucht, das Vorhaben zu untergraben. Das wird sie nicht schaffen.

Eine Verschärfung der Werbe-Regelungen werde kommen, ob es der Branche passe, oder nicht, so Quickenborne weiter. Ein strikterer Umgang mit Glücksspiel-Werbung sei dringend erforderlich, um einen weiteren Anstieg der Spielsucht im Land zu stoppen.