Keine Lust auf Casinos: Das Spielverhalten der Millennials

Posted on: 20/01/2019, 05:30h. 

Last updated on: 20/01/2019, 10:51h.

Bisher hat es wohl keine Generation gegeben, die nicht eigene Formen von kulturellen Gütern, Produkten und sozialen Verhaltensweisen entwickelt hat.

Dieser Drang zur Veränderung trifft derzeit die landbasierte Casinoindustrie in den USA, die sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker mit den Herausforderungen der Digitalisierung ihrer Branche auseinandersetzen musste.

Millenials
Millennials. Lieber am Handy als im Casino. (Quelle: Flickr)

Grund für die Veränderungen im Glücksspielsektor ist nicht zuletzt das sich signifikant verändernde Konsumverhalten von Millennials, einer wichtigen Zielgruppe von landbasierten Casinobetreibern.

Was sind Millennials?

Unter den Millennials oder der Generation Y versteht man die Generation der zwischen 1981 und 1998 Geborenen. Sie machen in Deutschland bereits mehr als 20 % der Gesamtbevölkerung aus.

Millennials werden auch als „Digital Natives“ bezeichnet. Diese Bezeichnung geht auf den zumeist sicheren Umgang der Generation mit digitalen Medien und Technik zurück.

Als Merkmal der Millenials wird zudem das öffentliche Ausleben des Alltags in sozialen Netzwerken genannt.

Lieber online statt offline

Wie aus einem Bericht der Technologie-Plattform Hackernoon (Link auf Englisch) hervorgeht, verbrachten erwachsene Amerikaner im Jahre 2016 durchschnittlich 2.51 Stunden am Tag an mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets. Bis zum Jahre 2017 steigerte sich diese Zahl auf über 4 Stunden.

Global stieg auch die Zeit, die Menschen weltweit in sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram verbrachten. Insgesamt 2 Milliarden Social Media User rund um den Globus verbrachten 2017 im Durchschnitt 135 Minuten täglich in sozialen Netzwerken. Das sind 9 Minuten mehr als noch im Vorjahr.

Diese Verhaltensveränderungen haben in den letzten Jahren viele Branchen getroffen. So auch die landbasierte Glücksspielindustrie, die für die Millennials immer unattraktiver zu werden scheint.

Online-Glücksspiel bei US-Millenials beliebter

Casino
Casinobetreiber müssen sich etwas einfallen lassen, wollen sie Millenials in Casinos locken. (Quelle: Wikipedia)

Laut einer Umfrage der internationalen Daten- and Analytik-Gruppe Yougov.com bevorzugten mittlerweile 50 % der 18-35-jährigen US-Umfrageteilnehmer Online-Glücksspiel vor landbasiertem Glücksspiel und befürworten die Legalisierung von virtuellem Glücksspiel in den USA. Nur 28 % der demographischen Gruppe würde lieber weiterhin gewöhnliche Casinobetriebe besuchen.

Überdies gaben 47 % der befragten US-Millenials an, Casinoeinrichtungen als deprimierend zu empfinden. 3 % der Befragten gaben zudem zu, im letzten Jahr eine Wette bei einem Online-Buchmacher platziert zu haben. In der Altersgruppe der über 35-jährigen waren es nur 1 %.

Diese Zahlen, die im Einklang mit dem Wachstum der Online-Casinobranche und Sportwetten in den USA stehen, zeigen, dass Betreiber landbasierter Casinos neue Wege der Unterhaltung erschließen müssten, um in Zukunft junge Besucher an die echten Spieltische zu locken.

Eine Chance für Casinospiele mit Geschicklichkeitsfaktor?

Die Studie legt ferner dar, dass den US-Millennials trotz ihres hohen Internetkonsums, das Spielen mit Freunden und Familie besonders wichtig ist.

Wird doch im Casino gespielt, favorisieren nur 44 % der Millennials Slot Machines. Dies ist eine magere Zahl. Immerhin gaben 72 % der älteren Bevölkerungsgruppen in den Umfragen an, Slot Machines in Casinos zu bevorzugen.

Doch für Automatenhersteller und Casinounternehmer gibt es Hoffnung. 40 % der derzeit nicht an Slot Machines spielenden Studienteilnehmer wären bereit an einem Automaten zu spielen, würden die Anbieter ein Geschicklichkeitselement in die Spiele einbauen.

Dies könnte eine Chance für Casinopiele sein, die statt eines großen Hausvorteils eine Rake-Struktur vorsehen und von Besuchern gegeneinander gespielt werden können. Rake ist ein Geldbetrag, der beispielsweise beim Poker vom Casino von jedem gespielten Pot als Abgabe an das Haus entnommen wird.

Mehr Party, weniger Glücksspiel

Feiern
Millennials feiern lieber als zu spielen. (Quelle: Wikipedia)

Wie die 2016 veröffentlichte Millenial Entertainment Preference Studie des Lloyd D. Levenson Institute of Gaming, Hospitality und Tourism der Stockton University in New Jersey zum Thema Spielverhalten von US-Millenials zeigt, sind diese nicht dazu bereit, viel Geld für Glücksspiel auszugeben.

Laut der Untersuchung, die 667 Umfragen umfasst, sind sie lediglich dazu geneigt 8,5 % ihres Monatsbudgets für Glücksspiel zu opfern. Ältere Personen hingegen würden bis zu 23,5 % ihres monatlichen Etats für Glückspielprodukte zur Verfügung stellen.

Diese geringe Prozentzahl passt zum generell gesunkenen Interesse am landbasierten Glücksspiel. Wie der Report zeigt, war Glücksspiel für nur 21 % der befragten US-Millennials im Alltag von Interesse. Bei älteren Studienteilnehmern war der Wert mit 42 % doppelt so hoch.

Das Geld, das die amerikanische Generation Y nicht für Glücksspiel ausgibt, kommt aber keineswegs in den Sparstrumpf.

50 % der Befragten wollte dieses lieber in Bar- und Restaurantbesuche investieren.

Viel Reisen, wenig Spiele

Das Glücksspielverhalten der US-Millennials äußerte sich zufolge der Studie des Lloyd D. Levenson Institute of Gaming, Hospitality und Tourism auch im Reiseverhalten der Befragten.

Nur 63 % der Millennials, die im Jahre 2014 Las Vegas besuchten, spielten auch in den Casinos der Stadt. Bei der Generation der Baby Boomer (zwischen 1946 und 1964 geboren) waren es immerhin 78 %, die an Spielautomaten oder Spieltischen Geld einsetzten.

Bei der Silent Generation (zwischen 1928 und 1945 geboren) spielten sogar 87 % bei einem Besuch in Las Vegas.

Was können Casinobetreiber tun?

Damit Casinobetreiber auch in der Zukunft profitable operieren können, bedürfte es nicht nur neuer Spielvarianten, die den Bedürfnissen der Millennials angepasst sind, sondern Angeboten, die über das Spielen hinausgehen.

Innovative Entertainment-Konzepte wie Shows, Musikangebote und gastronomische Erlebnisse könnten dabei helfen, die Generation Y wieder für landbasierte Casinobetriebe zu interessieren.