Glücksspielsucht in Österreich: Hilfe, wenn das Spielen zur Gefahr wird

Glücksspiel ist in Österreich weit verbreitet und für viele Menschen eine Form der Unterhaltung. Doch für manche wird das Spiel zum Zwang. Glücksspielsucht, auch als pathologisches Spielen bekannt, ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die oft im Verborgenen beginnt. Sie kann finanzielle, soziale und gesundheitliche Folgen haben, sowohl für Betroffene ebenso wie für ihre Familien. Hier erfährst du, wie du Glücksspielsucht erkennst, welche Risiken bestehen und welche Hilfsangebote es in Österreich gibt.

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Was ist Glücksspielsucht?

Glücksspielsucht ist eine Form der Impulskontrollstörung. Betroffene verspüren ein starkes, oft nicht zu kontrollierendes Verlangen zu spielen, obwohl sie wissen, dass das Spielverhalten negative Konsequenzen hat. Die Sucht entwickelt sich meist schleichend und wird von den Betroffenen lange verdrängt.Laut gesundheit.gv.at ähnelt die Glücksspielsucht in ihrer Wirkung auf das Gehirn anderen Abhängigkeiten, etwa gegenüber Alkohol oder Drogen. Gewinne führen zu einer Dopaminausschüttung, die ein starkes Belohnungsgefühl erzeugt und das Suchtverhalten verstärkt.In Österreich sind derzeit rund 60.000 Menschen betroffen, wobei die Altersgruppen zwischen 16 und 25 Jahren am häufigsten betroffen sind.
Rechtlicher Rahmen: Nationales Monopol vs. EU-AnbieterIn Österreich gilt ein staatliches Glücksspielmonopol. Das bedeutet, dass nur Anbieter mit Konzession des Finanzministeriums legale Online Casinospiele anbieten dürfen. Aktuell ist win2day der einzige offiziell zugelassene Anbieter.Viele andere Online Casinos besitzen hingegen eine EU Lizenz, etwa aus Malta. Diese berufen sich auf Artikel 56 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), der die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU regelt.💡Hinweis: Ein wichtiges Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2024 hat die rechtliche Situation verändert: Spielerinnen und Spieler können Verluste bei nicht konzessionierten Anbietern unter Umständen zurückfordern. Das schafft neue Möglichkeiten für Betroffene, sich rechtlich gegen finanzielle Verluste zu wehren.

Wie Glücksspielsucht entsteht: Phasen und Verlauf

Die Entwicklung einer Glücksspielsucht ist ein schleichender Prozess, der sich oft über Monate oder Jahre erstreckt. Was mit gelegentlichem Spielen beginnt, kann sich schrittweise zu einem zwanghaften Verhalten mit schweren Konsequenzen entwickeln. Die Entwicklung einer Glücksspielsucht verläuft oft in mehreren Phasen:
  • Einstiegsphase: Erste Erfahrungen mit Glücksspiel, meist begleitet von kleinen Gewinnen. Das Spiel wird als harmloser Zeitvertreib empfunden.
  • Verlustphase: Höhere Einsätze, Verlust von Geld, Lügen gegenüber dem Umfeld, Schulden. Betroffene versuchen, Verluste durch weiteres Spielen auszugleichen.
  • Verzweiflungsphase: Kontrollverlust, emotionale Krisen, Isolation, in manchen Fällen auch Suizidgedanken. Der Alltag wird vom Spiel bestimmt.

Risikofaktoren für problematisches Spielverhalten

Nicht jede Person, die spielt, entwickelt eine Sucht. Viele Menschen können Glücksspiele genießen, ohne ein problematisches Verhalten zu entwickeln. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko deutlich erhöhen:
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    Biologische Disposition: Menschen mit einer erhöhten Dopaminreaktion sind anfälliger für Glücksspielsucht. Das Belohnungssystem im Gehirn wird durch Gewinne besonders stark aktiviert, was die Entstehung einer Abhängigkeit begünstigt.
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    Verfügbarkeit: Online Casinos sind rund um die Uhr erreichbar, bieten schnelle Zahlungen und hohe Anonymität. Diese ständige Verfügbarkeit macht es besonders schwer, dem Spiel zu entkommen oder Pausen einzulegen.
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    Psychische Vorbelastung: Depressionen, Angststörungen oder traumatische Erlebnisse können das Suchtverhalten begünstigen.

Woran erkenne ich eine Glücksspielsucht?

Es gibt verschiedene Warnzeichen, die auf ein problematisches Spielverhalten hinweisen: Laut einer Erhebung der Fachstelle Glücksspielsucht geben über 60 % der behandelten Personen an, ihre Spielsucht lange vor dem ersten Hilferuf geheim gehalten zu haben. Viele Betroffene erkennen ihr Problem erst dann, wenn finanzielle oder soziale Schäden bereits eingetreten sind.
  • Gedanklich: Ständiges Kreisen der Gedanken ums Spielen
  • Verhaltensbezogen: Lügen über Spielzeiten oder Verluste, heimliches Spielen
  • Finanziell: Wachsende Schulden, Leihen von Geld, Verkauf von Eigentum
  • Emotional: Gereiztheit, Schuldgefühle, Angstzustände, Schlafprobleme
Betroffene isolieren sich oft sozial und vernachlässigen Beruf, Familie und Freizeit. Laut einer Erhebung der Fachstelle Glücksspielsucht berichten über 70 % der therapiebedürftigen Personen von gravierenden Beziehungsproblemen im familiären Umfeld, oft begleitet von Jobverlust oder Leistungsabfall im Beruf.

Folgen der Glücksspielsucht in Österreich

Die Auswirkungen einer Glücksspielsucht sind vielschichtig und reichen weit über finanzielle Probleme hinaus. Sie betreffen nicht nur die betroffene Person selbst, sondern auch deren familiäres, soziales und berufliches Umfeld. In Österreich zeigen aktuelle Studien, dass eine unbehandelte Spielsucht langfristig gravierende persönliche und gesellschaftliche Schäden verursachen kann.

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    Finanzielle Folgen

    Laut einer Studie von 2025 liegen die Schulden Spielsüchtiger in Österreich im Schnitt bei 35.000 €. Sie entstehen oft durch Kredite, überzogene Konten oder geliehenes Geld und führen häufig zu sozialen Spannungen im Umfeld der Betroffenen.
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    Soziale Folgen

    Familien zerbrechen, Freundschaften enden, Betroffene können ihren Arbeitsplatz verlieren. Auch das Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen leidet erheblich, da Spielsüchtige ihr Verhalten oft lange verheimlichen oder verharmlosen.
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    Psychische Folgen

    Depressionen, Angststörungen und ein Gefühl von Ausweglosigkeit sind häufig. Viele Betroffene entwickeln ein geringes Selbstwertgefühl und geraten in einen Teufelskreis aus Scham, Isolation und erneutem Spielverhalten als Fluchtmechanismus.
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    Rechtliche Folgen

    Wer bei nicht konzessionierten Anbietern Schulden gemacht hat, kann unter bestimmten Bedingungen Verluste zurückfordern. Ein OGH-Urteil 2024 stärkte diese Möglichkeit, auch zivilrechtliche Klagen mit Rückerstattungschance sind je nach Fall möglich.

Problematisches Glücksspiel: Mythen vs. Fakten

MythosFakt
Es stellt kein Problem dar, wenn der Spieler die Verluste nicht begleichen kann..
Spielsucht führt oft zu finanziellen Problemen, doch auch ohne Geldsorgen kann sie ernsthafte Auswirkungen haben. Betroffene vernachlässigen mitunter ihre Arbeit, ihr soziales Umfeld oder wichtige Beziehungen.
Wer nur gelegentlich spielt, kann kein Problemspieler sein.
Viele Betroffene erkennen nicht, dass ihr Spielverhalten problematisch ist, weil sie nur in bestimmten Phasen spielen, etwa im Urlaub oder zu besonderen Anlässen. Wird das Spiel in dieser Zeit aber übermäßig, kann es dennoch klare Anzeichen einer Sucht zeigen.
Wer verantwortungsbewusst ist, kann keine Glücksspielsucht entwickeln.
Ein Glücksspielproblem kann jeden betreffen, ganz gleich wie verantwortungsvoll jemand sonst ist. Es kann zu Kontrollverlust führen, ohne dass die betroffene Person im Alltag als unverantwortlich gilt.
Familie und Freunde werden oft dafür verantwortlich gemacht, dass jemand spielt, und als Mitverursacher des problematischen Verhaltens gesehen.
Problemspieler neigen dazu, ihr Verhalten zu rechtfertigen, doch Familie und Freunde tragen keine Verantwortung dafür. Besonders Eltern fühlen sich oft schuldig für das Verhalten ihres Kindes, obwohl sie nicht die Ursache des Problems sind.
Eine Form der Hilfe für Problemspieler kann darin bestehen, sie bei finanziellen Engpässen zu unterstützen oder Schulden für sie zu begleichen.
Für Angehörige ist es oft schwer nachvollziehbar, doch das Begleichen der Schulden eines Problemspielers kann das Verhalten verstärken. Wer sich finanziell abgesichert fühlt, neigt eher dazu, erneut zu spielen, mit dem Risiko neuer Schulden.

Wichtiger Hinweis: Casino.org setzt sich für verantwortungsvolles Spielen ein. Unsere Inhalte dienen ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzen keine professionelle Hilfe. Wenn du selbst oder jemand in deinem Umfeld von problematischem Spielverhalten betroffen bist, wende dich bitte an eine Beratungsstelle oder eine der auf dieser Seite genannten Organisationen. Du bist nicht allein! Hilfe ist möglich.

Präventive Maßnahmen gegen problematisches Spielverhalten

Wenn du bemerkst, dass du dein Spielverhalten nicht mehr im Griff hast, ist es wichtig, schnell zu handeln. Je früher du eingreifst, desto besser kannst du finanzielle und emotionale Schäden vermeiden. Studien aus Österreich zeigen, dass vor allem der kontrollierte Umgang mit Geld und digitale Schutzmechanismen entscheidend sind.Ein sinnvoller erster Schritt ist es, den Zugriff auf Geld bewusst einzuschränken und sich beim Online Spielen klare Grenzen zu setzen. So kannst du verhindern, dass spontane Einsätze außer Kontrolle geraten.

Finanzielle Selbstkontrolle stärken

Digitale Glücksspielangebote machen es besonders einfach, spontan Geld zu setzen – oft ohne zu merken, wie viel man bereits verloren hat. Umso wichtiger ist es, sich selbst klare Grenzen zu setzen und den eigenen Zugriff auf Geld gezielt einzuschränken. Diese Maßnahmen helfen dir dabei, impulsives Spielverhalten zu unterbrechen und wieder Kontrolle zu gewinnen.
  • Aktiviere Einzahlungslimits direkt beim Online Casino.
  • Sperre dein Spielkonto für eine bestimmte Zeit.
  • Nutze Software, um Glücksspielseiten zu blockieren.
  • Verwende ausschließlich Prepaid Zahlungsmittel.
  • Lösche Apps und Accounts von Glücksspielplattformen.
  • Richte ein separates Konto für Fixkosten ein.
  • Bitte eine Vertrauensperson, deine Finanzen zu kontrollieren.
  • Trage kein Bargeld bei Online Spielgewohnheiten bei dir.

Überblick über Finanzen gewinnen

Um langfristig aus der Spielsucht herauszufinden, ist es entscheidend, den Überblick über deine finanzielle Situation zurückzugewinnen. Ein klarer Plan hilft dir, bestehende Schulden zu bewältigen und zukünftige Ausgaben gezielt zu steuern.
  • Halte deine Einnahmen und Ausgaben täglich schriftlich fest.
  • Verschaffe dir Klarheit über deine aktuellen Schulden.
  • Plane feste Budgets für Lebenshaltung und Freizeit.
  • Reduziere unnötige Ausgaben konsequent und dauerhaft.
  • Nutze digitale Tools zur Budgetplanung und Kontrolle.
  • Setze dir monatliche Sparziele, auch wenn sie klein sind.
  • Halte Rückzahlungen schriftlich fest und bleibe realistisch.
  • Sprich mit Schuldnerberatung über professionelle Hilfe.

Selbstschutz und Vorbeugung

Nicht jede Person, die Online Casinos nutzt, ist gefährdet – doch ein bewusster Umgang mit Glücksspiel ist immer sinnvoll. Wer regelmäßig spielt, sollte einfache Maßnahmen kennen, um sich selbst vor Kontrollverlust zu schützen. Digitale Tools und gesetzlich festgelegte Limits helfen dabei, den Überblick zu behalten und das eigene Verhalten frühzeitig zu regulieren.

Auch wer nicht suchtgefährdet ist, kann vorbeugen:

Hilfe und Therapieangebote in Österreich

Wer unter zwanghaftem Spielverhalten leidet, sollte sich möglichst früh professionelle Hilfe suchen. Der erste Ansprechpartner kann der Hausarzt oder die Krankenkasse sein, die bei der weiteren Vermittlung unterstützen. In Österreich gibt es eine Vielzahl an spezialisierten Einrichtungen, die Betroffene auf dem Weg aus der Spielsucht begleiten, sowohl ambulant als auch stationär.

Psychotherapie

Besonders wirkungsvoll ist eine Psychotherapie bei einer ausgebildeten Fachkraft, etwa einem klinischen Psychologen oder Psychiater. Dabei wird nicht nur das Spielverhalten thematisiert, sondern auch mögliche begleitende psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Traumata behandelt. In vielen Fällen liegen solche Begleiterkrankungen vor, weshalb ein ganzheitlicher Behandlungsansatz besonders wichtig ist. Eine häufig genutzte Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie, etwa im Rahmen der spezialisierten Angebote am LKH Salzburg oder bei niedergelassenen Therapeutinnen und Therapeuten.
Anlaufstellen für Therapie in Österreich:

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen die Möglichkeit, sich mit anderen Spielerinnen und Spielern in ähnlicher Lage auszutauschen. Der gegenseitige Austausch stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein, und schafft Raum für Verständnis und Motivation. Studien zeigen, dass Peer-Support-Systeme wie die Anonymen Spieler Österreich in etwa einem Drittel der Fälle auch ohne zusätzliche Therapie wirksam sein können. Die Gruppenarbeit kann online oder persönlich stattfinden.Kontakt zu Selbsthilfegruppen:

Medikamente

Derzeit gibt es keine spezifisch für Spielsucht entwickelten Medikamente. In bestimmten Fällen kommen jedoch sogenannte SSRI-Antidepressiva oder andere Mittel zum Einsatz, die auch bei substanzgebundenen Abhängigkeiten helfen. Sie können helfen, den Spielimpuls zu verringern, Stimmungsschwankungen auszugleichen und emotionale Stabilität zu fördern. Eine medikamentöse Behandlung erfolgt immer unter ärztlicher Aufsicht und ist in der Regel Teil eines umfassenden Therapieplans.

Hinweis: Die Einnahme von Medikamenten sollte stets mit Fachärztinnen oder Fachärzten für Psychiatrie abgestimmt werden. Für erste Informationen kann auch der Hausarzt weiterhelfen.

Weitere Ressourcen für Spielsucht

Wenn du das Gefühl hast, dass du die Kontrolle über dein Spielverhalten verlierst, oder wenn du dir Sorgen um jemanden machst, bist du nicht allein. In Österreich gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die dich unterstützen können. Wichtig ist: Nicht jede Methode funktioniert für jede Person gleich gut. Manchmal braucht es mehrere Ansätze, um den richtigen Weg zu finden.

Ob persönliches Beratungsgespräch, Gruppentreffen mit anderen Betroffenen oder eine strukturierte Therapie – Hilfe ist immer verfügbar. Viele Organisationen setzen sich gezielt dafür ein, Spielsucht zu bekämpfen und Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten. Zögere nicht, den ersten Schritt zu machen.

Hotlines gegen Spielsucht weltweit

Argentinien - juegoresponsable.com.ar - (+54) 0800-333-0333Belgien - www.vad.be - (+32) 02 423 03 33Brasilien - www.elianaferrarez.com.br - (+55) 32 3236 1014Kanada - www.problemgambling.ca - (+1) 1-888-230-3505Chile - www.psicologosludopatiachile.cl - (+56) 9 222 3860Deutschland - www.spielen-mit-verantwortung.de - (+49) 0800 1 37 27 00Spanien - fejar.org - (+34) 900 200 225Frankreich - www.ifac-addictions.fr - (+33) 02 40 84 76 20Italien - www.giocaresponsabile.it - (+39) 800 921 121Niederlande - www.agog.nl - (+31) 0900 2177721Norwegen - hjelpelinjen.no - (+47) 800 800 40Österreich - www.spielsuchthilfe.at - (+43) 1 544 13 57Portugal - www.jogoresponsavel.pt - (+351) 213 950 911Schweiz - www.suchtschweiz.ch - (+41) 021 321 29 11Schweden - www.spelberoende.se - (+46) 020 81 91 00

Referenzen und Quellen