Schweiz: Geänderte Besteuerung von Glücks­spiel­gewinnen?

Posted on: 08/03/2024, 05:30h. 

Last updated on: 07/03/2024, 06:28h.

In der Schweiz könnte die Grundlage für die Besteuerung hoher Glücksspielgewinne geändert werden. Betroffen von der Neuregelung wären Gewinne über 1 Mio. CHF. Die besonders auf Lottogewinne abzielende Neuregelung gab das Parlament des Landes am Mittwoch bekannt.

Bundesrat, Schweiz
Glücksspielgewinne sollen neu geregelt werden (Bilder: Pixabay, Bundeskanzlei)

Grund für die gesetzliche Änderung ist ein aktuell noch herrschendes Schlupfloch. Dieses erlaubt es Spielern, die in der Schweiz zu versteuernde Glücksspielgewinne ab 1 Mio. CHF erzielt haben, im gleichen Jahr in eine Gemeinde mit niedrigeren Steuern umzuziehen.

Die dann in der jährlichen Einkommenssteuer angegebenen Gewinne können am neuen Wohnsitz versteuert werden, da der Wohnort des Betroffenen am Ende des Gewinnjahres maßgeblich ist. Dies gilt auch dann, wenn der Spieler zum Zeitpunkt des Gewinns noch in der steuerlich höher eingestuften Gemeinde lebte.

Die Entscheidung für die Änderung fiel mit 96 zu 88 Stimmen relativ knapp aus. Die Mehrheit der Abgeordneten begründete ihr Votum mit der im Steuergesetz entstandenen Lücke. Ganz abgeschlossen ist die Debatte allerdings noch nicht. Die Vorlage wurde an den Bundesrat überwiesen, der für die Erlassung von Gesetzen verantwortlich ist. Dieser hat seine Zustimmung bereits grundsätzlich erklärt.

Eine Neuregelung könnte auf die Glücksspielgewinne in der Schweiz deutliche Auswirkungen haben. So reicht die Steuerbelastung bei Millioneneinkommen von 22 % in der günstigsten Gemeinde im Kanton Zug bis zu über 46 % in der teuersten Gemeinde im Kanton Genf.

Wie hoch die finanzielle Ersparnis sein kann, zeigt sich beim Millionengewinner der vergangenen Woche. Falls der Gewinner der gut 64 Mio. CHF in der Stadt Zürich wohnt, beträgt die Einkommenssteuer auf den Lottogewinn etwa 25 Mio. CHF. Falls der Spieler im Laufe des Jahres in den Kanton Zug umzieht, könnte er stattliche 10 Mio. CHF sparen.

Spektakulärer Präzedenzfall

Die Befürchtung des steuersparenden Umzugs ist durchaus berechtigt. Erst im vergangenen Jahr sparte ein Millionengewinner auf diese Weise einen siebenstelligen Betrag.

Im Januar 2023 hatte ein Schweizer Spieler den Jackpot der Lotterie EuroMillions geknackt. Dieser war zuvor auf 68 Mio. CHF angewachsen. Durch seinen Umzug in eine steuergünstigere Gemeinde des Kantons Solothurn sparte der Spieler eine einstellige Millionensumme.

Die geänderte Besteuerung der Glücksspielgewinne würde nur einen sehr kleinen Teil der Schweizer Bevölkerung betreffen. Laut Betreiber Swisslos gab es in der vergangenen Dekade durchschnittlich 28 neue Lottomillionäre pro Jahr.

Doch die daraus resultierenden möglichen Einsparungen liegen im zweistelligen Millionenbereich. Aus diesem Grund dürfte die Politik bestrebt sein, das steuerliche Schlupfloch möglichst bald zu stopfen.