Zum 20. Jubiläum: Chinesischer Präsident besucht Glücksspiel­metropole Macau

Posted on: 18/12/2019, 10:58h. 

Last updated on: 18/12/2019, 10:58h.

Heute tritt Chinas Präsident Xi Jinping seinen dreitägigen Besuch in der Glücksspielmetropole Macau an. Hintergrund sind Feierlichkeiten zur 20-jährigen Unabhängigkeit der Sonderverwaltungszone vom ehemaligen Kolonialherren Portugal. Höhepunkt der Reise wird am Freitag die offizielle Amtseinführung des neugewählten Chefe do Executivo de Macau, Ho Iat Seng, sein.

Feuerwerl über der Bucht von Macau
Heute beginnen die großen Feierlichkeiten in Macau (Quelle:pxhere, licensed under CC0)

Belohnung für Wohlverhalten?

Der dreitägige Aufenthalt des chinesischen Präsidenten Xi Jinping ist der bislang längste Besuch des Staatsoberhauptes in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macau. Zuletzt hatte er die Sonderverwaltungszone 2014 besucht.

Unter Beobachtern gilt sein mehrtägiger Aufenthalt als Belohnung für die wirtschaftliche und politische Stabilität der Region. Ebenso wie das nur rund 50 km östlich gelegene Hongkong ist Macau Teil des chinesischen „Ein Land, zwei Systeme“-Prinzips.

Das „Ein Land, zwei Systeme“-Prinzip wurde in den frühen 1980ern vom damaligen Führer der chinesischen Volksrepublik, Deng Xiaoping, entwickelt.

Es beruht mit Blick auf Macau, Hongkong und Taiwan auf der Idee eines geeinten sozialistischen Chinas, in dem die eingemeindeten Regionen weiterhin ihre eigenen politischen und wirtschaftlichen Systeme beibehalten.

Während der demokratische Inselstaat Taiwan (eigentlich: Republik China) unabhängig blieb, einigte sich Hongkong 1997 mit China für 50 Jahre auf das „Ein Land, zwei Systeme“-Prinzip. Danach geht die Sonderverwaltungszone an China über. Zwei Jahre später entschied sich Macau für denselben Schritt.

Die durch Peking gewährten Freiheiten erlauben es Macau, seinen bereits unter portugiesischer Vorherrschaft florierenden Glücksspielsektor weiter auszubauen. Die Region ist massiv von den Einnahmen durch den Glücksspieltourismus abhängig. Rund 80 Prozent des Haushaltes soll durch Casinos und Co. generiert werden.

Macaus Tourismus angezählt

Ob dies so bleibt, scheint jedoch fraglich. Macaus Glücksspielbetreiber haben seit einiger Zeit mit deutlichen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Diese dürften maßgeblich auf einen Rückgang zahlungskräftiger und risikofreudiger VIP-Gäste zurückzuführen sein. Die Gründe für das Schwächeln seien laut Beobachtern maßgeblich in der wirtschaftlich angespannten Situation zwischen China und den USA zu suchen.

Auch die Proteste in Hongkong dürften in die Situation hineinspielen: Bis dato boten Reiseveranstalter insbesondere bei Gruppenreisen eine Vielzahl von Paketen an, die den Besuch beider Sonderverwaltungszonen beinhalteten. Seit Beginn des öffentlichen Widerstands in Hongkong im Juni dieses Jahres verzeichnete Hongkong einen massiven Rückgang der Besucherzahlen, die sich zu 80 Prozent aus Festlandchinesen generieren.

Die Konsequenzen des Rufs nach mehr Demokratie bekommt auch Macau zu spüren. Das staatliche Tourismusbüro rechnet für 2019 mit einer deutlichen Negativentwicklung im Vergleich zum Vorjahr.

Börsenstandort Macau?

Experten gehen davon aus, dass China die Abhängigkeit Macaus vom Glücksspiel aufbrechen will. Sie erwarten, dass der Präsident bei seinem Besuch Maßnahmen verkündet, die die Wirtschaft der Sonderverwaltungszone weiter diversifizieren sollen.

Möglich wäre der Ausbau zum internationalen Finanzplatz. Die macauische Finanzaufsicht erklärt, wo der Fokus einer solchen Unternehmung liege:

Macau hat eine sehr starke Ausgangsposition, um für sich selbst als Finanzdienstleistungsplattform zwischen dem Festland und portugiesischsprachigen Ländern zu werben. […] Machbarkeitsstudien werden mit Blick auf diese Zusammenhänge und Vorteile durchgeführt.

Einen entsprechenden Plan hatte das chinesische Kabinett bereits zuvor vorgelegt. Dieser sieht den wirtschaftlichen Ausbau der Metropolregion Perlflussdelta vor, zu der auch Macau und Hongkong gehören.

Im Zuge der angespannten Situation zwischen China und Hongkong könnte Pekings Unterstützung für Macau unter Umständen großzügiger ausfallen als bislang angenommen.

Nervosität vor Präsidentenbesuch

Chinas Präsident Xi Jinping
Der Besuch von Xi Jinping wird von höchsten Sicherheitsvorkehrungen begleitet (Quelle:commons.wikimedia, public domain)

Abgesehen von der Vereidigung von Ho Iat Seng zum neuen Chefe do Executivo de Macau am Freitag ist nicht bekannt, welche Punkte auf Xi Jingpings Terminplan stehen. Dies dürfte den massiven Sicherheitsvorkehrungen (Seite auf Englisch) geschuldet sein, die den Besuch begleiten.

Unter anderem gelten seit Wochen verschärfte Einreisebedingungen. Seit November ist die Visavergabe für Macaureisende vom chinesischen Festland eingefroren.

Für die Dauer der Feierlichkeiten ist zudem der Fährverkehr eingeschränkt. Das erst seit dem 10. Dezember für die Öffentlichkeit zugängliche neue Nahverkehrssystem kommt in diesem Zeitraum komplett zum Erliegen.

Mit Xi Jinpings Besuch der Glücksspielmetropole setzen sowohl China als auch Macau deutliche Zeichen. Anscheinend unbeeindruckt von den Konflikten im benachbarten Hongkong versichert der Casino-Hotspot dem großen Bruder seine Loyalität. Die kommenden Tage dürften zeigen, wie viel China diese wert ist.