Benelux Länder, Österreich und Irland gegen Medikamenten-Lotterie

Posted on: 01/02/2020, 05:30h. 

Last updated on: 31/01/2020, 10:53h.

Der Pharmakonzern Novartis hat im Dezember letzten Jahres eine höchstumstrittene Verlosung angekündigt. 100 an Spinaler Muskelatrophie (SMA) erkrankte Kinder sollten per Losverfahren das lebensrettende 2-Mio.-Euro-teure Medikament Zolgensma gratis erhalten.

Baby im Krankenhaus
Umstrittene Medikamenten-Verlosung empört Minister (Bild: pexels)

Jetzt appellieren die Gesundheitsminister aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Österreich und Irland gegen die geplante Lotterie. Eine derartige Form der Medikamentenverteilung sei inakzeptabel und nehme den Menschen jegliche Würde.

Chance oder falsche Hoffnung?

Eine Lotterie, in der über Leben und Tod entschieden wird. Genau so beschreibt Belgiens Gesundheitsministerin Maggie De Block das Auswahlverfahren des Schweizer Pharmakonzerns Novartis und seiner US-amerikanischen Tochterfirma AveXis.

Es geht um das brandneue Medikament Zolgensma, welches mit nur einer Injektion Neugeborene und Kinder unter zwei Jahren gänzlich von der Muskelschwundkrankheit SMA heilen soll.

Die eine vermeintlich lebensrettende Injektion jedoch schlägt mit 1,9 Mio. Euro zu buche. Da das Medikament auf dem europäischen Markt noch nicht zugelassen ist, übernehmen die Krankenkassen keines EU-Landes die Kosten.

2 Mio. Euro für Pia

Nachdem das Medikament im Herbst letzten Jahres internationale Aufmerksamkeit erreichte, kam es in Belgien zu einem großen Spendenaufruf über Facebook. Die Eltern der neunmonatealten Pia schafften es, über die Social Media Plattform fast 2 Mio. Euro Spendengelder einzunehmen, um mit ihrem kranken Kind in die USA zu fliegen, wo das Medikament bereits gegen Bezahlung verabreicht wird.

Da es Jahre dauern kann, bis die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ein Mittel auf dem EU-Markt zulässt, kommt für viele Kinder die Hilfe zu spät. Die von Novartis gestartete Lotterie sollte zumindest 100 Kindern die Chance auf Heilung geben.

Initiative Beneluxa für faire Arzneimittelvergabe

Doch das Schicksal tausender erkrankter Kleinkinder von einer Lotterie abhängig zu machen, ist für einige Minister ein Skandal. In einer gemeinsamen Erklärung sagten die Gesundheitsminister der oben genannten Länder:

Dies zeigt das Fehlen aufrichtigen Engagements gegenüber den Patienten und es sorgt lediglich dafür, dass die betroffenen Familien in noch größere Not gebracht werden und ihnen falsche Hoffnungen gemacht werden. Wenn man das Schicksal eines Patienten auf ein Lotterielos reduziert, ist das ein Verrat an der Würde der Menschen und ihren moralischen Werten.

In ihrem gemeinsamen Aufruf appellieren die fünf Länder daher an Novartis und AveXis, die Lotterie dringend zu überdenken. Stattdessen sollten die Unternehmen sich mit der Initiative Beneluxa [Seite auf Englisch] auseinandersetzten, die nach einer fairen und ethisch vertretbaren Medikamentenverteilung strebt.