Kroatiens Glücks­spiel-Reform hat Schutz von Jugend­lichen im Fokus

Posted on: 16/07/2025, 04:37h. 

Last updated on: 15/07/2025, 04:46h.

  • Kroatien plant strengere Maßnahmen gegen illegales Online-Glücksspiel und will Zahlungsflüsse blockieren.
  • Werbung wird stark eingeschränkt, Selbstsperre und Spielerkontrollen werden verpflichtend.
  • Branche zeigt sich wegen Abwanderung ins illegale Glücksspiel besorgt.

Die Regierung in Kroatien plant eine umfassende Reform des Glücksspielrechts. Ziele sind der Schutz junger Menschen, eine stärkere Regulierung digitaler Angebote und die Einführung strengerer Werbebeschränkungen. Bis 2026 soll ein neues Lizenz- und Kontrollsystem greifen, begleitet von einem progressiven Steuermodell. Gleichzeitig warnt die Branche vor Arbeitsplatzverlusten und einem Abdriften in den Schwarzmarkt.

Kroatien Flagge Palme
Kroatiens Pläne zur umfassenden Reform des Glücksspiels (Bild: Unsplash/Nelly Antoniadou)

Unter der Führung von Premierminister Andrej Plenković hat das Parlament im März 2025 grünes Licht für die Reform gegeben. Zentrale Elemente sind die Einführung verpflichtender Spielerkontrollen sowie eines nationalen Selbstsperrsystems. Zudem wird Werbung stark eingeschränkt. Zwischen 6 und 23 Uhr werden in Kroatien Glücksspiel-Spots im Fernsehen, Radio und online verboten. Prominente oder Influencer dürfen Glücksspiele künftig nicht mehr bewerben.

Besonders betroffen ist der stationäre Sektor. Selbstbedienungsterminals in Lokalen werden untersagt, und Wettbüros müssen künftig Mindestabstände zu Schulen oder religiösen Einrichtungen einhalten. Schätzungen zufolge könnten bis zu 60 % der bestehenden Standorte schließen oder verlegt werden.

Staatssekretärin Tereza Rogić Lugarić äußerte sich deutlich:

Der technologische Fortschritt hat Glücksspiel viel zu leicht zugänglich gemacht. Mit diesen Maßnahmen wollen wir die Grenzen für Verhalten und Verantwortung im Glücksspiel neu definieren.

Finanziell bringt die Reform ein neues Steuermodell mit sich. Gewinne unter 1.500 Euro werden mit 10 % besteuert, Summen über 70.000 Euro mit 30 %. Die Lizenzgebühren für landbasierte Casinos steigen auf 600.000 Euro pro Jahr. Der Staat erwartet Mehreinnahmen von bis zu 70 Millionen Euro, davon mindestens 11 % für Suchtprävention und Behandlung.

Glücksspielbranche warnt vor Abwanderung ins illegale Online-Angebot

Die Reform wird von vielen gesellschaftlichen Akteuren unterstützt. Gesundheits- und Bildungseinrichtungen beteiligen sich an der geplanten „Nationalen Strategie zur Prävention von Glücksspielsucht bis 2030“.

Laut einer Studie des kroatischen Instituts für öffentliche Gesundheit haben 73 % der Jugendlichen bereits gespielt, 13 % zeigen problematisches Verhalten.

Vertreter aus der Glücksspielbranche hingegen warnen vor negativen Folgen. Die Betreibervereinigung HUBPS und EUROMAT befürchten den Verlust von bis zu 15.000 Arbeitsplätzen. Zudem drohe durch Werbeverbote eine Verlagerung ins illegale Online-Angebot. Diese Entwicklung war bereits in Italien zu beobachten.

Finanzminister Marko Primorac verteidigte die Maßnahmen, denn Spielsucht und ihre gesellschaftlichen Schäden müssen nachhaltig verringert werden. Die Regierung wolle das Glücksspiel stärker kontrollieren und soziale Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. In Kroatien hat das Finanzministerium bereits automatisierte Systeme zur Erkennung illegaler Glücksspielseiten getestet. Nun plant es, Zahlungsdienstleister gesetzlich zu verpflichten, Transaktionen an nicht lizenzierte Anbieter zu blockieren.

Die Regierung setzt bewusst auf eine umfassende Neustrukturierung des Glücksspielsektors und strebt ein ausgewogenes Regelwerk an. Der kroatische Reformprozess gilt dabei als mögliches Vorbild für ähnliche Maßnahmen in Ländern wie Serbien, Montenegro und Bosnien.