Prominenter Senator fordert Ver­bot von Sport­wetten in Brasilien

Posted on: 21/05/2025, 05:28h. 

Last updated on: 20/05/2025, 10:39h.

  • Senator Eduardo Girão fordert ein Verbot von Sportwetten in Brasilien und warnt vor einer „humanitären Tragödie“.
  • Er kritisiert die Abhängigkeit des Fußballs von Wettanbietern und fordert eine Untersuchung der CBF.
  • Zwei Gesetzentwürfe zur Einschränkung von Wettwerbung und Prominenten in Anzeigen liegen zur Abstimmung vor.

Inmitten wachsender öffentlicher Debatten rund um Glücksspiel und Sport hat Brasiliens Senator Eduardo Girão in einer Rede im Senat erneut ein komplettes Verbot von Sportwetten gefordert. Anlass war die im Januar gestartete Regulierung des Online-Wettmarktes, die Girão zufolge zu mehr Sucht, Verschuldung und sozialem Zerfall geführt habe. Er bezeichnete Sportwetten als eine „humanitäre Tragödie“, der dringend Einhalt geboten werden müsse.

Brasilien
Girão fordert Verbot von Sportwetten in Brasilien (Bild: Unsplash/Alice Yamamura)

Der Senator hat nicht nur einen Gesetzesentwurf zur erneuten Abschaffung von Sportwetten eingebracht, sondern auch zwei weitere Vorlagen vorgelegt. Eine zur Verbannung von Prominenten aus Wettwerbung (PL 3.405/2023) und eine zur zeitlichen Einschränkung von Wettanzeigen (PL 2.985/2023). Beide Gesetze sollen noch in dieser Woche dem Sportausschuss vorgelegt werden.

„Nur wenige gewinnen – Millionen verlieren“

Girão betonte, dass der Schaden bereits angerichtet sei. Die Symptome seien offensichtlich, von Spielsucht über familiäre Schulden bis hin zu psychischer Erkrankung.

Besonders besorgt zeigte sich Girão über die wachsende Abhängigkeit des Fußballs in Brasilien von Wettgeldern. Er forderte deshalb eine Parlamentarische Untersuchungskommission (CPI), die die Verflechtungen zwischen der Brasilianischen Fußballkonföderation (CBF) und der Wettindustrie untersuchen soll.

Senator Girão äußerte sich in seiner Senatsrede mit deutlichen Worten:

Wir müssen diese humanitäre Tragödie namens Wetten stoppen. Nur wenige gewinnen – Tycoons. Und wer verliert? Millionen. Für mich muss das enden.

Die CBF wird derzeit aufgrund zahlreicher Vorwürfe genau beobachtet. Eine Lösung wird als greifbar angesehen, sofern es zu keiner weiteren Einmischung des Obersten Gerichtshofs kommt.

Er verwies zudem positiv auf Flamengo-Trainer Filipe Luís, der sich trotz Sponsoring seines Klubs durch Wettanbieter bewusst gegen die Teilnahme an Werbekampagnen entschieden habe. Für Girão sei das ein Beispiel, wie Integrität im Sport noch möglich sei.

Kritik an der CPI und wachsende politische Spaltung

Girãos Haltung bleibt im Parlament umstritten. Zwar haben mehrere Senatoren Bedenken zur Marktmacht der Wettbranche geäußert, doch die CPI steht ebenfalls in der Kritik.

Girão bezeichnete sie auf Plattform X als „Zirkus“, da Mitglieder der Kommission Selfies mit Glücksspiel-Influencern gemacht hätten, anstatt das Thema ernsthaft zu behandeln. Laut ihm würden wichtige Anträge systematisch ignoriert und „die großen Fische“ nicht zur Verantwortung gezogen.

Senatorin Soraya Thronicke, Vorsitzende der CPI das BETS [Seite auf Portugiesisch], bestätigte unterdessen öffentlich die Schwierigkeiten bei Ermittlungen gegen große Wettanbieter. Die komplexen Strukturen, internationalen Verflechtungen und finanziellen Abhängigkeiten erschweren laut ihrer Aussage eine vollständige Aufklärung.

Neben dem Ruf nach einem Werbeverbot bleibt Girão auch der prominenteste Gegner der geplanten Legalisierung von Casinos und Bingohallen. Im Juli 2024 warnte er, dass Glücksspielangebote wie das „jogo do bicho“ (Zahlenspiele mit Tieren) vor allem die ärmsten Bevölkerungsschichten gefährden würden. Er argumentierte, dass organisierte Kriminalität diese Märkte zur Geldwäsche missbrauche, und forderte eine gründliche gesellschaftliche Debatte, bevor über solche Gesetze abgestimmt werde.