300 Jahre altes Gesetz be­droht Wett­an­bieter in Washington D.C.

Posted on: 01/08/2025, 05:00h. 

Last updated on: 31/07/2025, 03:09h.

  • In Washington D.C. ermöglicht ein historisches Gesetz die Rückforderung von Sportwetten-Verlusten über 25 USD.
  • Eine Firma verklagt auf dieser Basis die Buchmacher auf Rückzahlung von Hunderten Millionen.
  • Regierung des Bundesstaats will das 300 Jahre altes Regelwerk für ungültig erklären.

Viele Vertreter aus der Glücksspielbranche dürften derzeit mit einer Mischung aus Besorgnis und Irritation auf die Hauptstadt der Vereinigten Staate blicken. In diesem Fall geht es jedoch nicht um die von US-Präsident Trump initiierte umstrittene Glücksspielsteuer, sondern um ein 300 Jahre altes Gesetz.

Kapitol, Washington
Das historische Gesetz soll annulliert werden (Bild: Pixabay)

Das aus dem 18. Jahrhundert stammende – aber noch immer gültige – Dokument sieht vor, dass Spieler Wettverluste ab 25 USD einklagen können. Und genau dies tut derzeit eine Firma aus dem benachbarten Bundesstaat Delaware.

Das Unternehmen setzt die großen Sportwetten-Anbieter mit einer Sammelklage unter Druck. Zu den Betreibern gehören Branchenschwergewichte wie Caesars Sportsbook, BetMGM und DraftKings. Dabei geht es um sämtliche Umsätze seit der Legalisierung vor gut sechs Jahren.

Die Hauptstadt war eine der ersten Regionen in den USA, in denen Sportwetten nach dem Urteil des Obersten Gerichts aus dem Jahr 2018 legalisiert wurden. Bereits im Dezember 2018 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Freigabe des Marktes ab Mai 2019 erklärte. Neben den Bundesstaaten New Jersey und Delaware zählte Washington D.C. in den USA damit zu den Vorreitern der Legalisierung.

Der Streitwert liegt nach Angaben der Washington Post [Seite auf Englisch] bei über 300 Mio. USD. Der Kläger macht sich dabei eine Sonderklausel der historischen Gesetzgebung zunutze. Das Gesetz besagt grundsätzlich, dass Spieler ihre Verluste innerhalb von drei Monaten zurückfordern müssen.

Liegt das Ereignis länger zurück, darf jede beliebige Organisation an die Stelle der Geschädigten treten und die Summe für sich reklamieren. Einzige Bedingung: Sie muss die Hälfte der Summe an das Gemeinwohl abgeben.

Regierung will Gesetz abschaffen

Die Klage bedroht die Buchmacher, könnte aber indirekt der Finanzkasse von Washington D.C. einen warmen Geldsegen bescheren. Im Erfolgsfall müsste der Kläger rund 300 Mio. USD an die staatliche Finanzkasse abgeben, die als Ersatz für die historische Gemeinwohlabgabe gilt.

Trotzdem droht dem Gesetz das Aus. Stadtvertreter und Juristen begründen dies mit den veralteten Maßstäben, nach denen das Regelwerk entwickelt wurde.

Schon in der kommenden Woche könnte der Gesetzgeber in Washington D.C. für eine Änderung der Regelung stimmen. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gesetz gelte nicht für legalisierte moderne Sportwetten, so die Befürworter.

Die Anwälte des Klägers sehen den Fall naturgemäß anders. Sie wenden sich gegen die Annullierung und betonen das Gesetz als wirksames Mittel im Kampf gegen das Glücksspiel. Zudem heben sie die Vorteile für die Haushaltskasse hervor. So würde die Streichung des Passus den Staat eine dreistellige Millionensumme kosten.

Allerdings lassen die Kläger bei dieser Argumentation die Wettabgaben der Anbieter außer Acht. Diese leisten alljährlich Glücksspielsteuern in mehrstelliger Millionenhöhe, auf die der Stadtstaat im Falle einer Abschaffung verzichten müsste.