Lernen gezielt verbessern durch bewusstes Üben im Poker

Poker-Training: Das wirst du lernen

Gezieltes Üben verstehen: Erfahre, warum bewusstes Üben mehr ist als bloße Wiederholung und wie du deine Poker-Skills verbessert.

Praktische Strategien: Lerne, wie du bewusstes Üben sinnvoll in deinen Poker-Trainingsalltag einbaust.

Typische Fehler vermeiden: Erkenne die häufigsten Stolperfallen beim Verbessern deines Spiels und wie du ihnen aus dem Weg gehst.

Hilfreiche Tools und Ressourcen: Entdecke Werkzeuge und Materialien, die dich beim effektiven Üben unterstützen.

Die richtige Einstellung: Versteh, warum ein wachstumsorientiertes Mindset entscheidend ist, um besser zu werden und langfristig erfolgreich zu spielen.

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Dr Tricia Cardner

Kennst du das Gefühl, stundenlang am Pokertisch zu sitzen, aber irgendwie kommst du spielerisch keinen Schritt weiter?

Du bist nicht allein. Vielen Spielern geht es genauso: Sie investieren viel Zeit ins Lernen, aber nicht in die richtige Art von Training. Sie schauen Videos, lesen Bücher, machen sich sogar Notizen, und trotzdem bleibt ihre Winrate gleich. Oder schlimmer noch: Sie machen immer wieder dieselben Fehler von Session zu Session und wissen nicht, woran es liegt.

Genau hier kommt das Konzept des bewussten Übens ins Spiel.

Bewusstes Üben bedeutet nicht einfach nur „Stunden abreißen“. Es ist eine gezielte, strukturierte Trainingsmethode, die nachweislich, ob im Schach, in der Musik oder im Spitzensport, den Lernprozess massiv beschleunigt und echte, dauerhafte Stärke aufbaut.

In diesem Artikel zeige ich dir:

Was bewusstes Üben wirklich ist und was nicht

Warum deine aktuelle Lernroutine dich vielleicht ausbremst

Wie du ein einfaches, wiederholbares Trainingssystem fürs Pokerspielen entwickelst

Und wie du schneller besser wirst, ohne dich dabei zu überfordern

Egal, ob du komplett neu im strukturierten Lernen bist oder es schon mal versucht hast, aber nicht drangeblieben bist – dieser Guide hilft dir dabei, schlauere Routinen zu entwickeln, damit du endlich die Fortschritte machst, die du dir schon so lange wünschst.

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Was ist bewusstes Üben und warum funktioniert es?

Bewusstes Üben heißt nicht einfach nur „hart arbeiten“. Es geht darum, gezielt und schlau an den richtigen Dingen zu arbeiten, auf die richtige Art und mit einem klaren Ziel.

Der Psychologe Dr. Anders Ericsson, der Spitzenleistungen in verschiedenen Bereichen untersucht hat, fand heraus: Rohes Talent spielt eine viel kleinere Rolle, als die meisten glauben. Der wahre Unterschied? Gezieltes, fokussiertes Training.

Das unterscheidet bewusstes Üben von lockerem oder passivem Lernen:

Du trainierst ganz bestimmte Skills Statt einfach zu sagen: „Ich lerne heute ein bisschen Poker“, sagst du als bewusst Übender zum Beispiel: „Ich analysiere 50 Hände, in denen ich preflop gebettet habe und danach out of position eine Continuation Bet auf dem Flop bekommen habe.“ So ein Plan ist klar fokussiert, du vertiefst gezielt einen kleinen, aber wichtigen Teil deines Spiels.

Du verlässt deine Komfortzone Bewusstes Üben findet an der Grenze deines aktuellen Könnens statt. Du drehst keine lockere Runde auf Autopilot. Du gehst bewusst dahin, wo es anstrengend wird. Genau dort passiert echtes Wachstum.

Du bekommst sofortiges Feedback Egal ob durch einen Solver, einen Coach, einen Sparringspartner oder deine eigene strukturierte Handanalyse. Du schaust direkt hin: Was lief gut? Was war falsch? Was musst du verbessern? Es geht nicht ums stupide Wiederholen, sondern ums Verstehen und Korrigieren.

Du wiederholst mit Reflexion Stark wirst du nicht durch „einmal gemacht“, sondern durch Wiederholung mit Feinschliff. Du übst denselben Spot immer wieder, passt Kleinigkeiten an und schaffst dadurch Automatismen. So triffst du später bessere Entscheidungen, ohne groß nachdenken zu müssen.

Du brauchst volle Konzentration Bewusstes Üben läuft nicht nebenbei. Kein Netflix, kein Handy, keine Ablenkung. Du bist komplett bei der Sache. Genau deswegen sind kurze, fokussierte Sessions oft effektiver als lange, halbherzige.

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Typische Fehler beim Pokerlernen

Die meisten Pokerspieler wollen wirklich besser werden. Sie kaufen sich Kurse, schauen Streams, lesen Bücher. Aber trotz all der Mühe bleibt der Fortschritt oft aus, und mit der Zeit macht sich Frust breit.

Warum ist das so?

Weil vieles von dem, was als „Training“ durchgeht, in Wahrheit gar keine echten Skills aufbaut. Oft werden nur bekannte Konzepte wieder und wieder konsumiert, oder es wird Zeit mit Infos verschwendet, die nie aktiv umgesetzt werden.

Hier sind ein paar der häufigsten Stolperfallen, die ich bei Anfänger*innen und Fortgeschrittenen immer wieder sehe:

1. Lernen ohne klares Ziel

Viele Spieler setzen sich hin, um „Poker zu lernen“, wissen aber gar nicht genau, was sie verbessern wollen. Das endet oft in wildem Hin- und Herspringen zwischen Themen oder ziellosem Video-Gucken.

Die Lösung: Starte jede Session mit einer klaren Frage oder einem konkreten Skill, den du analysieren oder verbessern willst.

2. Inhalte konsumieren ohne Anwendung

Ein Trainingsvideo anzuschauen fühlt sich produktiv an. Aber wenn du nicht anhältst, Notizen machst, Fragen beantwortest oder das Gelernte auf deine eigenen Hände anwendest, ist es einfach nur passiver Konsum.

Die Lösung: Schau dir danach gezielt Hände aus deiner Datenbank an, die zum Thema passen. Oder probier das Gelernte direkt in einer Low-Stakes-Session oder mit Tools wie GTO Wizard aus.

3. Nur die eigenen Stärken trainieren

Klar macht es mehr Spaß, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man eh schon kann. Aber echtes Wachstum passiert an deinen Schwächen. Du musst dich bewusst in die Parts des Spiels begeben, die du noch nicht beherrschst.

Die Lösung: Finde deine größten Leaks und widme ihnen 60 bis 70 Prozent deiner Lernzeit.

4. Kein Feedback-Loop

Wenn du deine Hände nicht regelmäßig überprüfst oder kein Feedback bekommst, zum Beispiel vom Coach, einem Freund oder dem Solver, machst du oft immer wieder dieselben Fehler, ohne es zu merken.

Die Lösung: Gewöhn dir an, nach jeder Session drei bis fünf Schlüsselhände zu analysieren. Frag dich: „Was war mein Gedankengang? Welche Range vertrete ich hier? Was hätte ich anders machen können?“

5. Kein System zur Wiederholung

Viele vergessen schon eine Woche später, was sie zuletzt gelernt haben. Ohne einfaches System zur Dokumentation und Wiederholung gehen wertvolle Erkenntnisse verloren.

Die Lösung: Nutze ein digitales Notizbuch, eine Tabelle oder Apps wie Notion, um deine Lernnotizen, Lieblingsdrills und wichtigste Aha-Momente zu speichern und regelmäßig zu wiederholen.

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So setzt du bewusstes Üben im Poker Schritt für Schritt um

Jetzt, wo du weißt, worum es beim bewussten Üben geht, schauen wir uns an, wie du das Ganze konkret anwendest, um dein Spiel aufs nächste Level zu bringen.

Schritt 1: Wähle einen ganz konkreten Skill aus

Bewusstes Üben beginnt mit Klarheit. Statt zu sagen: „Ich will besser im Postflop-Spiel werden“, sag lieber sowas wie:

„Ich will meine C-Bet-Strategie in Single-Raised-Pots als Preflop-Raiser in Position verbessern.“

„Ich verliere oft in 3-Bet-Pots aus Position, ich muss rausfinden, was da schiefläuft.“

Du findest Schwächen zum Beispiel durch:

Analyse deiner letzten 20 bis 30 markierten Hände

einen Blick auf Redline oder EV-Verlust in deinem Tracker

Spielsituationen, die sich komisch oder unsicher anfühlen

Aber Achtung: Fang nur mit einem Bereich an. Sonst verzettelst du dich.

Schritt 2: Zerlege den Skill in Teilbereiche

Angenommen, du arbeitest an deiner In-Position-C-Bet-Strategie. Dann könntest du das so aufteilen:

Boardstruktur einschätzen (wet/dry, dynamisch/statisch)

Range-Vorteil analysieren (wer trifft das Board häufiger?)

Sizing entscheiden (klein betten oder groß?)

Hand-Kategorie zuordnen (Value, Semi-Bluff, Aufgeben)

Durch diese Aufteilung kannst du jeden Aspekt einzeln trainieren und vermeidest Überforderung.

Schritt 3: Erstelle eine Trainingsroutine oder Übung

Sobald du dein Thema hast, wählst du eine gezielte Methode zum Trainieren.

Hier ein paar Ideen:

Handreview-Drill: Zieh dir 20 Hände aus deiner Datenbank, die zum Thema passen. Analysiere sie einzeln, schreib deine Gedanken auf und check sie dann mit einem Solver.

Flashcard-Training: Erstell dir mit Anki oder ähnlichen Apps Karten zu Boardstrukturen. Trainier dein Auge, Spots für C-Bets oder Check-Backs sofort zu erkennen.

Replay & Reflexion: Schau dir Replays von starken Spielern an. Drück auf Pause, rate ihre Aktion, bevor sie sie machen. Frag dich: „Hätte ich das genauso gespielt? Warum oder warum nicht?“

Spielen & Markieren: Beim Online-Spiel markierst du jede Hand aus deinem Fokusbereich. Danach analysierst du nur diese Hände. Erkennst du Muster?

So baust du dir Schritt für Schritt ein starkes Trainingssystem, das dich wirklich besser macht, statt dich nur zu beschäftigen.

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Schritt 4: Hol dir Feedback

Ohne Feedback kein Fortschritt. Wenn du nicht weißt, ob eine Entscheidung gut oder schlecht war, oder warum sie falsch war, wird es schwer, dich weiterzuentwickeln.

Möglichkeiten für Feedback:

Solver-Tools wie GTO Wizard oder Simple Postflop

Studypartner oder Discord-Gruppen, mit denen du Hände und Denkprozesse durchgehst

Coaching-Sessions, selbst ein einmaliges Review kann dir einen riesigen Lernschub geben

Selbstanalyse mit klaren Fragen, zum Beispiel:

Welche Range vertrete ich hier?

Wie sieht die Range meines Gegners aus?

Passt meine Aktion zu meinem Plan für die Hand?

Schon zehn bis fünfzehn Minuten konzentrierte Nachbereitung können dir extrem viele Aha-Momente bringen.

Schritt 5: Fortschritte tracken und anpassen

Pokertraining lebt von Konstanz und Weiterentwicklung. Ohne ein System verlierst du schnell den Überblick.

Nutze eine einfache Tabelle oder ein Template und notiere:

Deinen aktuellen Fokusbereich

Welche Übungen du gemacht hast

Wichtige Erkenntnisse

Offene Fragen für später

Typische Fehler, die du vermeiden willst

Nach ein bis zwei Wochen ziehst du Bilanz:

Was hat sich verbessert?

Was ist noch unklar?

Brauche ich noch mehr Wiederholungen?

Bin ich bereit für ein neues Thema oder bleibe ich noch etwas länger bei diesem?

Poker lernen heißt nicht, einfach mehr Stunden abzusitzen. Es geht darum, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ein klares System wie dieses hilft dir, schneller und gezielter Fortschritte zu machen.

So erstellst du deine eigene Routine für bewusstes Üben

Einer der größten Irrglauben im Poker ist, dass man täglich stundenlang lernen muss, um Fortschritte zu machen. Das stimmt einfach nicht.

Wenn du bereit bist, nur 30 bis 60 Minuten ein paar Mal pro Woche fokussiert und gezielt zu trainieren, kannst du massiv zulegen.

Wähle einen Fokusbereich pro Woche (oder alle zwei Wochen)

Versuch nicht, alles auf einmal zu verbessern. Such dir einen Teilbereich raus, der entweder:

Unklar ist (zum Beispiel: „Ich weiß nie, wann ich multiway c-betten soll.“)

Viele Chips kostet (zum Beispiel: „Ich verliere ständig im Big Blind unnötig Geld.“)

Völlig unterentwickelt ist (zum Beispiel: „Ich hab mich noch nie mit Riverplay beschäftigt.“)

Bleib mindestens eine Woche, besser zwei, konsequent bei diesem Thema. Tiefe bringt mehr als Breite.

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Plane 3 bis 4 kurze Sessions pro Woche

Zum Beispiel:

Montag: Du analysierst fünf Hände aus deiner Datenbank, die zu deinem aktuellen Thema passen.

Mittwoch: Du schaust dir ein Video dazu an und machst dir ein paar Notizen.

Freitag: Du vergleichst drei Spots im Solver oder besprichst zwei Hände in einem Forum.

Sonntag: Du gehst nochmal alles durch, ziehst Fazits und überlegst, was du davon ins Spiel mitnehmen kannst.

Wichtig: Die Sessions sollen kurz, fokussiert und hochwertig sein. Vor allem aber regelmäßig.

Nutze ein Lern-Journal

Ein einfaches Google-Dokument oder eine Tabelle reicht völlig. Notiere dir jede Woche kurz und knapp:

Woran du gerade arbeitest

Was dir auffällt oder was du neu gelernt hast

Aha-Momente

Hände, die dich noch verwirren

Anpassungen, die du im Spiel ausprobierst

Du musst keine Romane schreiben. Ein paar Stichpunkte pro Session reichen völlig, um dein Wissen zu festigen und später schnell wieder darauf zuzugreifen.

Wiederholen und verfeinern

Am Ende jeder Woche oder jedes Lernzyklus stell dir ein paar einfache Fragen:

Was hat sich verbessert?

Was ist noch unklar?

Wo brauche ich noch mehr Wiederholungen?

Bin ich bereit für ein neues Thema oder sollte ich noch eine Woche an diesem Skill arbeiten?

Bewusstes Üben ist kein einmaliger Vorgang. Es ist ein fortlaufender Prozess. Du wirst immer wieder zu den zentralen Spots zurückkehren, aber jedes Mal mit mehr Klarheit, Verständnis und Selbstvertrauen.

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Kombiniere Lernen mit Praxis

Wenn du in deiner Lernphase auch Poker spielst, dann halte dein Fokus-Thema bewusst im Kopf, während du an den Tischen sitzt.

Zum Beispiel, wenn du gerade an deinen Flop-C-Bets arbeitest:

Markiere jede C-Bet-Hand während der Session für die spätere Analyse

Mach vor dem Bet kurz Pause und frag dich: „Was will ich mit dieser Bet eigentlich erreichen?“

Achte darauf, ob du einfach automatisch setzt oder wirklich über deine Entscheidung nachdenkst

Diese Verbindung aus Lernen und Spielen sorgt für schnellere Feedback-Schleifen. Und genau dadurch bleibt das Gelernte besser hängen.

Trainiere mit Plan, verbessere dich mit Selbstvertrauen

Wenn du aus diesem Artikel nur eine Sache mitnimmst, dann bitte diese:

Poker-Skills verbessern sich nicht durch mehr tun, sondern durch besser trainieren.

Du musst keine zehn Stunden pro Woche pauken oder jeden Kurs auf dem Markt kaufen. Was du brauchst, ist ein System, das dir hilft:

Dich auf eine Fähigkeit nach der anderen zu konzentrieren

Diese gezielt und mit klarem Ziel zu trainieren

Und deine Fortschritte regelmäßig zu überprüfen und zu reflektieren

Viele Spieler treten auf der Stelle, weil ihnen ein klarer Lernprozess fehlt. Sie versinken im Content, springen von Thema zu Thema und kommen nie dazu, irgendwo richtig in die Tiefe zu gehen.

Der Wechsel zu bewusstem, strukturiertem Training verschafft dir einen echten Vorteil. Du entwickelst mehr Klarheit, mehr Selbstvertrauen und vor allem die Fähigkeit, dein Wissen am Tisch zuverlässig umzusetzen.

Unsere Experten

Geschrieben von

DRT
Dr Tricia Cardner

Dr. Tricia Cardner is a highly successful author, poker coach, and licensed psychologist whose expertise extends to performance psychology, peak poker performance, and emotional regulation at the tables. Prior to her poker career, she spent over a decade in academia, earning a Doctorate in Psychology and practicing as a licensed therapist. Although a shift in her professional path introduced her to the vibrant world of poker, she carried her pursuit of understanding human behavior into her new passion. This blend of skills enables her to approach poker from a unique angle and deliver insights beyond that of conventional strategy. Dr. Cardner is the author of several acclaimed poker books including "Peak Poker Performance" and "Positive Poker" which underscore her methodical approach to the game, integrating psychological research and practical experience. Her books act as comprehensive guides for those seeking to gain a psychological advantage at poker games and have been well received within poker communities worldwide.

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